Liste der reichsten Münchner:Die Schrillen und die Stillen

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Unternehmerin Regine Sixt - hier mit Schauspielerin Michaela May - lädt jedes Jahr zu Damenwiesn auf das Oktoberfest. Und sie engagiert sich für Kinder. (Foto: dpa)

In der neuesten Rangliste der reichsten Deutschen finden sich mehr Münchner denn je. Doch nur wenige lassen sich auf den Glamour-Partys der Stadt blicken - viele engagieren sich bei ganz unterschiedlichen Projekten.

Von Philipp Crone

Keine Edeladresse in Deutschland ist so bekannt wie die Maximilianstraße, in der seit Jahren die großen Marken darum konkurrieren, eine Filiale zu eröffnen, damit neben London, New York und Tokio auch "München, Maximilianstraße" auf den Boutique-Taschen stehen kann. München ist reich, das ist bekannt. Aber wer sind seine Reichen?

Die einen sind solche, die ihren Reichtum gerne zur Schau stellen. Und dann sind da die anderen. Sie engagieren sich für die Kultur - auch an der Maximilianstraße - mit Oper, Theatern, mit seinen Galerien und Auktionshäusern, von denen es sich kein namhaftes leisten kann, in dieser Stadt voller Kunstsammler und Mäzene nicht vertreten zu sein. Sie aber, die anderen, zeigen sich selten. Wer sind sie? Wo trifft man sie? Auf den Glamour-Partys der Münchner Society?

Nein, dort findet man sie nicht, oder nur wenige. Diejenigen Münchner, die gerade wieder einmal vom Manager-Magazin zu den 500 reichsten Deutschen gekürt wurden, sind mit 50 zwar zahlreich, allerdings in der Mehrheit eher dem regelmäßigen und grellen Rampenlicht abgeneigt. Wer sich die wohlhabenden Bewohner genauer ansieht, findet noch weitere Gemeinsamkeiten.

Geld verdienen und Gutes tun

Frisch nach der Wiesn ist zunächst einmal Regine Sixt noch präsent, die dort traditionell für einen Mittag ein Zelt mit Frauen füllt und auch sonst gerne Gesellschaftseinladungen annimmt. Die "Damenwiesn" ist eine eher skurrile Veranstaltung, vor allem engagiert sich Sixt aber mit einer Stiftung für Kinder. Ihr Mann Erich Sixt leitet Deutschlands größte Autovermietung (im Ranking des Magazins liegt Sixt auf Platz 234 mit einem Vermögen von 500 Millionen Euro).

Wobei die Zahlen eher eine grobe Richtung vorgeben als annähernd exakt zu sein. "Mein Vermögen mit 800 Millionen anzugeben ist völlig illusorisch, mit mir hat auch niemand gesprochen", sagt etwa Claus Hipp vom Kindernahrungshersteller Hipp (Platz 144) und Schirmherr der "Münchner Tafel".

Die meisten Münchner Vertreter im 500er-Club sind nicht so präsent wie Regine Sixt. Georg Randlkofer zum Beispiel, geschäftsführender Gesellschafter der Alois Dallmayr KG (Platz 253, 450 Millionen), engagiert sich zwar ebenso für Kinder, dies aber ganz still. Randlkofer ist Stiftungsvorstand des Münchner Vereins "Lichtblick Hasenbergl", hat zusammen mit seiner Frau schon lange eine Stiftung für Kinder in Not unterhalten, und sagt: "Wir sollten nicht übersehen, dass wir auch in einer Stadt wie München Probleme haben." Eine reiche Stadt, die der Chef des Familienunternehmens schon immer förderte. Etwa als er in den 90er Jahren eine Spendenaktion für die Erneuerung des Belags der Fußgängerzone startete und sich als Chef des Stadtmarketingvereins Citypartner für München engagierte.

Rare Figuren in der Öffentlichkeit

Helmut Röschinger (Platz 366, 300 Millionen), Inhaber des Immobilienunternehmens Argenta, tritt genau einmal im Jahr groß auf, wenn er zum Jahresempfang in seine neoklassizistische Villa nahe dem Prinzregentenplatz lädt. Da stehen dann die Größen der Politik und Kultur gerne Schlange, um dem Hausherrn die Hand zu schütteln. Es ist der einzige Empfang in München, zu dem ausnahmslos jeder in Krawatte kommt, bis auf den Künstler Markus Lüpertz.

Innegrit Volkhardt ist bei solchen und vielen anderen Empfängen auch zugegen (Platz 366, 300 Millionen), was nicht verwundert, weil die Chefin des Bayerischen Hofes ohnehin mehrmals pro Woche in der Stadt auftaucht, allerdings meist gezwungenermaßen als Gastgeberin.

Ganz anders als Susanne Klatten (Platz 5, 10 Milliarden), die BMW-Erbin, die sich nur ganz selten sehen lässt. Und selbst wenn sie zur Eröffnung der Opernfestspiele wie in diesem Sommer erscheint, umgeht sie möglichst jeden Fotografen weiträumig. Klatten unterstützt wissenschaftliche Projekte und die TU München mit einem Stiftungslehrstuhl.

Die Verleger Hubert Burda (Platz 37, 2,7 Milliarden) oder Dirk Ippen (Platz 212, 550 Millionen) treten nur ab und an in Erscheinung, sind aber mit Stiftungen gemeinnützig aktiv oder unterstützen wie Alexandra Schörghuber von der Schörghuber-Gruppe (Platz 31, 3,1 Milliarden) als Mäzenin das Haus der Kunst. Evi Brandl, Besitzerin von Vinzenzmurr und seit kurzem auch der Modemarke Aigner (Platz 144, 800 Millionen) hat vergangene Woche für herzkranke Kinder gespendet: 10.000 Euro.

Der Club der 50 Münchner, er ist einer, der in München einiges bewegt. Natürlich auch deshalb, weil soziales Engagement immer gut ist für das eigene Image und dadurch auch für das der Firma. Unternehmensberater Roland Berger (Platz 366, 300 Millionen), sagt: "Wohlstand bedeutet Verantwortung." Und Claus Hipp: "Es gibt hier sehr viel Großzügigkeit." Denn den Leuten sei klar, dass es "auch im wohlhabenden München noch viel Armut gibt".

© SZ vom 09.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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