Prozess gegen Linken:Heil Hitler oder Heilkräuter

Jan-Thorsten R. ist Mitglied der Linken und mit einer Muslimin verlobt. Doch ein Polizist will gesehen haben, wie er den Hitlergruß gezeigt hat. Nun musste sich der Student vor Gericht verantworten - und hat eine seltsame Ausrede parat.

Von Andreas Salch

Jan-Thorsten R. versteht die Welt nicht mehr: Der 33-jährige Student ist Parteimitglied der Linken, mit einer Muslimin verlobt, und jetzt das: Das Amtsgericht München hatte auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegen ihn erlassen.

Anders gesagt: Jan-Thorsten R. soll bei einer Unterschriftensammlung der rechtspopulistischen Partei "Die Freiheit" auf dem Schweizer Platz in Fürstenried den Hitlergruß gezeigt und dabei "Sieg Heil" skandiert haben. "Das habe ich nicht gemacht", behauptete R. am Montag vor dem Amtsgericht München, wo er gegen seinen Strafbefehl in Höhe von 2000 Euro Einspruch einlegte.

Der Tag, an dem die Aktivisten der "Freiheit" Unterschriften gegen das geplante Islamzentrum sammelten, war der 9. November vergangenen Jahres. Der Tag also, an dem vor 74 Jahren die Nazis jüdische Synagogen angezündet hatten. Jan-Thorsten R. sagte, er habe gar nicht "Sieg Heil" gerufen, sondern vielmehr: "Ja, ja, säh' Heilkräuter".

Doch ein Polizeibeamter der in der Nähe stand, will das so nicht gehört haben. Auch habe er den Hitlergruß gesehen. Jan-Thorsten R. sagte, er habe seine rechte Hand zwar erhoben, aber dabei nur zwei Finger gespreizt. Somit stand Aussage gegen Aussage. Jan-Thorsten R. beriet sich daraufhin mit seiner Verteidigerin und gab klein bei. Dafür reduzierte das Gericht die Höhe der Tagessätze, sodass er statt 2000 Euro nunmehr eine Geldstrafe über 500 Euro bezahlen muss. Jan-Thorsten R. zischte: "So ein Schwachsinn."

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