"Liliom":Bittersüße Zuckerwatte

"Liliom": Armselige Gestalten in einem verfehlten Leben: Julie (Camille Schnoor) betrauert den toten Liliom (Daniel Prohaska).

Armselige Gestalten in einem verfehlten Leben: Julie (Camille Schnoor) betrauert den toten Liliom (Daniel Prohaska).

(Foto: (c)2015 Thomas Dashuber)

Das Gärtnerplatztheater präsentiert Ferenc Molnárs Tragödie "Liliom" erstmals als Oper. Die Komponistin Johanna Doderer vertont das Schicksal des kleinkriminellen Karussell-Ausrufers in der Reithalle.

Von Rita Argauer

Es gibt sie oft, diese Rummelplatz-Geschichten. Solch ein Ort, der so schön abseits der Gesellschaft liegt, aber diese dennoch anzieht, eignet sich prächtig als Schauplatz für den Kampf mit den Konventionen und das menschlichen Drama, das darunter liegt. Unterlegt von Jahrmarkt-Orgel und Zuckerwatte ist auch Ferenc Molnárs Drama "Liliom", das vom Gärtnerplatztheater nun erstmals als Oper präsentiert wird.

Das Karussell dreht sich immer weiter, trotz all der Widerwärtigkeiten, die das Leben so parat hat. Irgendwo zwischen rührseligem Kitsch und dem Scheitern an den eiskalten gesellschaftlichen Verhältnissen entspinnt sich diese Tragödie, in der die Liebenden nicht mehr fähig sind, sich verständlich zu artikulieren.

Den Kompositionsauftrag für diese Uraufführung erhielt die österreichische Komponistin Johanna Doderer. Und deren musikalisches Vexierspiel zwischen dem Scheitern der Verständlichkeit im Atonalen und der Lust an puccinihafter Melodie-Zuckrigkeit erscheint als klangliche Entsprechung ausgesprochen passend für Lilioms guten Willen, seine ernste Liebe zu Julie und seinen unaussprechlichen Gewaltausbrüchen.

"Wenn wir das in unserem Stammhaus auf die Bühne gebracht hätten, wäre das sicherlich eine Drehbühne geworden", sagt Dramaturg Michael Alexander Rinz. Da das Theater aber immer noch ausgelagert spielt, habe man nun in der Inszenierung von Intendant Josef E. Köpplinger in der Reithalle einen abstrakten Raum voller Kirmes-Versatzstücke geschaffen, der von dem schicksalhaften Bahndamm durchbrochen wird, an dem sich Daniel Prohaska als Liliom endgültig seiner kriminellen dunklen Seite hingibt.

Als "armselige Gestalten", die "seelisch verkümmert" seien, bezeichnet Rinz die Figuren - dennoch arbeite man in der Inszenierung mit den skurrilen, kitschigen und komischen Momenten, die das Jahrmarktsmilieu vorgibt.

Liliom, Premiere am Freitag, 4. November, 19.30 Uhr, Reithalle, Heßstraße 132, 089/21851960

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