"Lichterkette"-Spot von Rosenmüller:München schaut zweimal hin

Ein Werbefilm für Zivilcourage: Marcus H. Rosenmüller stellt seinen rasanten Spot vor, den er zum 20-jährigen Jubiläum des Vereins "Lichterkette" gedreht hat. Und ist nervöser als sonst bei Premieren.

Von Philipp Crone

Marcus H. Rosenmüller ist "viel nervöser als sonst bei Premieren". Der 39-jährige Regisseur ("Wer früher stirbt ist länger tot") steht am Donnerstagabend vor dem Saal des Literaturhauses und wartet auf seinen Auftritt. Etwa 300 Gäste sind gekommen, um das Jubiläum des Vereins "Lichterkette" zu feiern, der mit einer beeindruckenden Aktion am 6. Dezember vor 20 Jahren startete. 400.000 Leute bildeten damals mit Kerzen eine Lichterkette, um gegen Fremdenhass zu demonstrieren.

Es waren bewegende Bilder und Momente. Rosenmüllers Aufgabe ist es nun, die gleichen Emotionen zu erzeugen - in 120 Sekunden. Ein Werbespot für Zivilcourage, Neuland für den Regisseur.

Bevor der Spot "München schaut hin" läuft, erinnert man sich an damals. Zwischen ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und den drei Mitinitiatoren der Aktion entsteht auf der Bühne eine fröhliche Frotzelei, dann folgt der Film: eine Rangelei im Biergarten, rasante Kamerafahrten durch die Stadt und eine sich dem Aggressor entgegen stellende Gruppe. Stellvertretend für alle Münchner sind etwa Iris Berben, die Sportfreunde Stiller oder Christian Ude dabei. Sehen kann man den Film bald in Kinos, U-Bahnen und Bussen.

Der Applaus im Literaturhaus ist lang, der Spot bewegt und amüsiert zugleich. Und Rosenmüller ist auf der Bühne so glücklich über die Reaktionen, dass er gleich in seinen flotten Miesbacher Slang verfällt. "Das sind Sachen, die sich rentieren", sagt er. Alle hätten ehrenamtlich gearbeitet, 350 Menschen, die Filmfirma Arri habe einen großen Teil der Kosten übernommen, und man habe ihn, Rosenmüller, "eigentlich ein sauberer Phlegmat", zum Glück überzeugt, das Projekt zu leiten.

Phlegmatiker ist bei dem energetischen Mann mit dem Lockenschopf eher relativ zu sehen, er hat neun Filme in sieben Jahren gedreht, neue Projekte sind geplant. Die "Beste"-Trilogie soll mit "Beste Chance" enden. Dazu verfolgt Rosenmüller die Geschichte von Fußballtorwart Bert Trautmann, der in England 1949 vom verhassten Deutschen zum Helden wird. Für diese Projekte hat Rosenmüller mehr Zeit, 120 Minuten statt 120 Sekunden. Doch er kann auch kurz, die Gäste rufen nach der Vorführung sofort nach einer Wiederholung. Zu sehen ist der München-Spot auch unter www.sz.de/rosenmueller - beliebig oft.

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