Lesung:Gorkows Reden

Der SZ-Redakteur Alexander Gorkow stellt in der Muffathalle seinen Roman "Kalbs Schweigen" vor.

Philip Wolff

Hach, diese Medienleute. Da liest ihnen einer aus seinem Buch vor, in dem er die abgründigen Banalitäten der Branche demaskiert - und was machen sie? Einfach weiter. Halten mit ihren Kameras drauf, wenn er vorträgt, und strahlen ihn an mit Scheinwerfern und verzückten Blicken.

Es sind mehrheitlich junge Frauen im Muffathallen-Café, als SZ-Redakteur Alexander Gorkow aus seinem Debütroman "Kalbs Schweigen" liest. So viele, dass die meisten Männer stehen müssen.

Schließlich sieht der Romancier - weißes T-Shirt, schwarze Jacke, Jeans - ein wenig aus wie Benjamin von Stuckrad-Barre. Medienfreundlich.

Wie aus einem Lautsprecher

Doch die tadellose Oberfläche trügt: Im Roman verstummt der Protagonist, ein TV-Moderator namens Joseph Kalb. Und in der Wirklichkeit sitzt neben Gorkow der Heyne-Hardcover-Cheflektor Tilo Eckardt ("Ich habe ihn entdeckt") und beobachtet seine Entdeckung sorgenvoll aus den Augenwinkeln.

"Trotz schwerer Krankheit", übertreibt Eckardt, lese der Schriftsteller vor. - Ach, ein dummes Ohrenleiden bloß, infolge dessen er sich selbst lesen höre wie aus einem Lautsprecher, wiegelt Gorkow ab.

Glück im Unglück des Autors: Der Text ist geistreich und unterhält auch ihn selbst. Und er hat dadurch einen männlichen Zuhörer mehr im Saal. Sogar einen mit Sitzplatz.

(Am 12. Mai um 20 Uhr tritt Alexander Gorkow gemeinsam mit Ilja Richter im Gabin, Georgenstraße 46, auf.)

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