Lesung:Die Kraft der Umarmung

Lesung: Die Münchner Schriftstellerin Dagmar Leupold.

Die Münchner Schriftstellerin Dagmar Leupold.

(Foto: Robert Haas)

Die Münchner Schriftstellerin Dagmar Leupold schickt in "Die Witwen" vier Frauen auf eine Reise zu sich selbst. Im Literaturhaus stellt sie nun ihren Roman vor.

Von Antje Weber

"Wir haben Heimweh nach etwas, das wir nicht kennen. Also müssen wir es suchen." Gesagt, getan: Vier befreundete Frauen über 50 wagen in Dagmar Leupolds "Die Witwen" (Jung und Jung) den Aufbruch.

Sie suchen sich einen Chauffeur, sie fahren los, von der Mosel an den Rhein, bis das Auto ausgerechnet auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs im Elsass streikt. Wo einst grausam Geschichte geschrieben wurde, sitzen die Reisenden nun im Auto fest - und fangen an, sich den geheimsten Kummer von der Seele zu reden: Die Odyssee wird zur Geschichte einer Heilung.

Alles an diesem "Abenteuerroman" - so der Untertitel -, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, ist symbolisch und mit Bedacht konstruiert. Die Münchner Schriftstellerin hat ein ganz und gar unmodisches Buch geschrieben, dessen Thema nicht gerade häufig ernsthaft in der Gegenwartsliteratur verhandelt wird: Wie altert man (insbesondere frau) in Würde, wie bleibt man lebendig? Wie verarbeitet man Blessuren und andere Lebensspuren, die oft in Einsamkeit enden?

Eine mögliche Antwort Dagmar Leupolds, die das hochreflektierte Spiel mit der Sprache liebt, liegt im Erzählen selbst - und in der Kraft einer freundschaftlichen Umarmung. Am Ende kennen sich alle ein bisschen besser. Und sie halten die eigenen Sehnsüchte leichter aus.

Dagmar Leupold: Die Witwen, Freitag, 2. Dez., 20 Uhr, Literaturhaus, Salvatorpl. 1, 089/29193427

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