Lesung:Abgetaucht

Lesung: Stefanie Höfler, 38, wurde gleich für ihr Erstlingswerk "Mein Sommer mit Mucks" 2016 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Sie unterrichtet in Esslingen die Fächer Deutsch, Englisch und Theater.

Stefanie Höfler, 38, wurde gleich für ihr Erstlingswerk "Mein Sommer mit Mucks" 2016 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Sie unterrichtet in Esslingen die Fächer Deutsch, Englisch und Theater.

(Foto: Christina Neidenbach)

Die "Luchs"-Preisträgerin des Monats, Stefanie Höfler, stellt ihr Buch "Tanz der Tiefseequalle" bei der Münchner Bücherschau Junior im Stadtmuseum vor.

Von Barbara Hordych

Ein ernstes Thema, dargeboten mit leichter Hand und Witz - diese Kombination zeichnete schon Stefanie Höflers Debüt "Mein Sommer mit Mucks" aus, das 2016 für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Auf der Münchner Bücherschau Junior liest die Autorin noch vor dem Erscheinungstermin aus ihrem neuen Buch "Tanz der Tiefseequalle" (Beltz & Gelberg). Es geht um die schöne Sera, die zu ihrer eigenen Überraschung feststellt, dass sie Zuneigung zu ihrem dickleibigen Klassenkameraden Niko fasst. Eine zarte und komplizierte Annäherung beginnt, die die Autorin mal berührend, mal komisch, aber immer authentisch aus dem Blickwinkel der Jugendlichen schildert.

SZ: Frau Höfler, in Ihrem neuen Buch erzählen sie die Geschichte der beiden Achtklässler aus zwei Perspektiven - welche steht Ihnen persönlich näher?

Stefanie Höfler: Für mich ist es ein "Sera-Buch". Was aber nicht zwangsläufig so sein muss. Für meine Lektorin ist es ganz klar ein "Niko-Buch". Von daher bin ich sehr gespannt auf die Reaktionen der Zuhörer bei der Premierenlesung am Sonntag.

Inwiefern fühlen Sie sich Ihrer Figur Sera besonders verbunden?

Für mich erzählt das Buch ihre Emanzipationsgeschichte. Sera entwickelt sich von einem Mädchen, das im Mittelpunkt steht und im Mainstream mitschwimmt, zu einem Menschen mit eigenen Vorlieben. Mit denen sie in Konflikt zu ihren bisherigen Freunden gerät. Dadurch, dass sie Niko, die "Tiefseequalle", spontan zum Tanz auffordert, wird sie in einen Strudel an Ereignissen hineingezogen.

Marko, der begehrteste Junge und Anführer der Klasse, der vorher auf sie stand, wendet sich von ihr ab. Auch ihre beste Freundin lässt sie im Stich.

Eine komplett ungewohnte Situation für Sera. Auf einmal erlebt sie, wie es sich anfühlt, Außenseiterin zu sein. Wie es ist, wenn die anderen nichts mit einem zu tun haben wollen, sich über einen lustig machen. Eine Erfahrung, die Niko schon seit Jahren kennt. Jeder Schultag hält für ihn neue Demütigungen bereit.

Für die sorgen die Hänseleien der Mitschüler, aber auch der Sportunterricht, der Ausflug in den Klettergarten, der Schwimmbadbesuch. Trotzdem ist er mitunter witzig, sogar selbstironisch.

Das war mir ganz wichtig zu zeigen. Dass es auch für jemanden, der es schwer hat, Personen und Interessen gibt, die die schlimmen Dinge aufwiegen: Er hat außerhalb der Schule zwei gute Freunde. Er will später einmal Erfinder werden, und er kann sich in Parallelwelten träumen.

Eigentlich hat er es sich in seiner Dickleibigkeit und in seiner Außenseiter-Welt ganz erträglich eingerichtet.

Bis er sich aus seiner Distanz und seinem Panzer herauswagt und Sera vor einer Grapschattacke rettet. Womit seine Situation zunächst einmal noch heikler wird.

Weil er mit dieser Aktion ausgerechnet Marko in die Quere kommt...

Es sind Situationen, die jeder von uns kennt. Dass Freundschaften wegbrechen, dafür aber Menschen, die man vorher nicht wahrgenommen hat, plötzlich zu einem stehen. Dafür muss man nicht dickleibig sein. Das ist für mich nur eine zugespitzte Form, davon zu erzählen. Auch ich kenne das Gefühl einer Liebe, bei der sich die Frage stellte: Das Äußere passt nicht. Aber das Innere spricht mich an. Geht das?

Tanz der Tiefseequalle, ab 12 J., So., 12. März, 11 Uhr, Bücherschau Junior (11. bis 19. März), Stadtmuseum, Sankt-Jakobs-Platz 1, 089 / 21 83 73 00

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