Leslie Mandoki wird 60:Party in Budapest

Leslie Mandoki perfoms in Budapest

Performt in seiner Heimatstadt Budapest: Leslie Mandoki bei der Feier zu seinem 60. Geburtstag.

(Foto: dpa)

Der Musiker Leslie Mandoki lädt die Münchner Society zur Feier seines 60. Geburtstags in seine ungarische Heimatstadt ein. Nach der Ehrung im Parlament durch Ministerpräsident Orban gibt der Dschingis-Khan-Sänger ein Konzert mit "Seelenverwandten".

Von Stephan Handel

Am frühen Nachmittag macht sich München breit in Budapest: George Weidenfels liest am Donauufer Bildzeitung, Michael Mendl sitzt im Café Gerbeaud, und wenn man noch ein bisschen herumschauen würde, dann fänden sich bestimmt noch andere Vertreter der Münchner Society, die an diesem Wochenende in Scharen in die ungarische Hauptstadt geflogen sind: Edmund Stoiber und seine Karin zum Beispiel oder Nina Ruge mit ihrem Wolfgang Reitzle, der wieder einmal den aussichtslosen Versuch unternimmt, bei einem gesellschaftlichen Anlass gleichzeitig anwesend und nicht anwesend zu sein, indem er den Fotografen verbieten möchte, ihn zu fotografieren.

Der Münchner verlässt München ja eigentlich nicht so gerne, also muss schon ein gewichtiger Grund bestehen, nach Osten zu reisen. Wie gewichtig, das zeigt sich wenige Stunden später: Würde Victor Orban den beeindruckenden Jagdsaal des Parlaments öffnen für eine unwichtige Angelegenheit? Würde der ungarische Ministerpräsident persönlich die Gäste begrüßen, das Ehepaar Stoiber besonders heraushebend, dessen Besuch, so Orban, "eine Ehre und ein Event" sei, weil Stoiber nämlich "ein eleganter Repräsentant seiner Heimat" ist?

In Wirklichkeit aber geht es gar nicht um Edmund Stoiber, sondern um den Mann neben ihm mit den langen Haaren und dem martialischen Schnauzbart: Leslie Mandoki, Mandoki Laszlo, wie er hier heißt, Musiker, Musikproduzent und - noch einmal Orban - "eine hochgeschätzte Person unseres Landes", feiert seinen 60. Geburtstag in seiner Heimatstadt Budapest.

Es wird im Verlauf der zweistündigen Feierstunde eine ganze Menge Lob ausgeschüttet über Mandoki. Stoiber rühmt den "hochinteressanten Menschen" und seine "Intensivität", Peter Maffay seinen Nachbarn in Tutzing und dessen Fähigkeit, sich Menschen zu Freunden zu machen, Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel hebt an zu einer Eloge auf den ungarischen Mann als solchen, allein die Sprache! Sie, Riekel, werde da immer "ganz wuschig", weshalb es vielleicht ganz gut ist, dass ihr "Lieblingsmensch" Helmut Markwort keine Zeit hatte mitzukommen. Die Gäste finden Riekels Rede ein bisschen länglich, aber auch lustig, was aber vielleicht auch an dem ungarischen Brauch liegt, am späten Nachmittag schon Schnaps anzubieten.

Vom Parlament geht's direkt in den "Palast der Künste", dessen Name im Original aus der im Ungarischen üblichen Ansammlung von Konsonanten mit ein paar Üs und Ös dazwischen besteht. Dort feiert Mandoki einen weiteren Jahrestag, seit 20 Jahren tritt er mit seinen "Soulmates" auf, das sind Weltstars oder ehemalige Weltstars, die ihre Hits singen und spielen, unterbrochen von Mandoki-Kompositionen und seinen Ansagen, die das ganze dann doch etwas in die Länge ziehen, denn alles muss auf Ungarisch, dann auf Deutsch und manchmal auch noch auf Englisch gesagt werden.

Schnaps schon am Nachmittag

Chris Thompson ist dabei, der Manfred Mann's Earth Band seine Stimme lieh, Bobby Kimball von "Toto", Nick van Eede, der bei "Cutting Crew" sang. Greg Lake, ehemals "Emerson, Lake & Palmer", sieht aus, als könnte er auch der Hausmeister des Kunstpalastes sein, bringt aber seinen "Lucky Man" immer noch astrein über die Bühne. Chaka Khan fegt durch die Band, und Leslie Mandoki mag vielleicht dankbar sein dafür, dass sie mit seiner ehemaligen Band Dschingis Khan nur den Nachnamen gemeinsam hat, während Randy Brecker am Rand sitzt wie ein gemütlicher Rentner und sich nur ab und an zu einem schneidenden Trompetensolo erhebt.

Al di Meola sitzt mit seiner Gitarre hinter einer Akustik-Schutzwand, zeigt aber ganz unangestrengt, dass er immer noch zu den besten seines Fachs gehört - auch als er auf Clapton umsattelt und Jack Bruce bei zwei Cream-Nummern begleitet. Peter Maffays Lied von den sieben Brücken wird von Mandoki als "Hymne der Wiedervereinigung" angekündigt, was nun mal wirklich visionär gewesen wäre, denn Maffay machte den Karat-Song fast zehn Jahre vor dem Fall der Mauer zum West-Hit.

Dreieinhalb Stunden spielen sie sich durch die Rockgeschichte, und als Chris Thompson am Ende "The Voice" singt, ist es um Karin Stoiber geschehen, sie rockt oben auf der Galerie ihren Mann dermaßen heftig an, dass der sich hinterher dringend die Krawatte hinrichten muss. Danach läuft Mandoki mehr als glücklich bei der Aftershow-Party ein. Er sagt, sie hätten nicht übermäßig viel proben können - was durchaus bemerken konnte, wer Ohren hatte zu hören -, dafür sei er aber ganz zufrieden.

Zufrieden ist auch Victor Orban, zufrieden ist die Begum, zufrieden ist Klaus Bresser, der ehemalige Nachrichtensprecher. Gulyas gibt's und Wein, keinen Schnaps dieses Mal, aber einen Orangensaft für Randy Brecker, den dieser hinunterstürzt, als habe er einen Wüstenmarsch hinter sich. Über Patricia Riekel, die ungarischen Männer und die damit einhergehende Wuschigkeit wird im Verlauf des Abends nichts weiteres bekannt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: