Leserbrief:Besucherströme für Tierpark besser verteilen

Besucherströme besser verteilen

Leserbrief zum Artikel über den Tierpark Hellabrunn "Klares Nein zum Parkhaus" vom 17. August:

Der Aspekt, dass das Zoo-Parkhaus privatwirtschaftlich betrieben werden soll, lässt Böses ahnen, denn unter einem solchen Betreiber wird es klar auch um eine entsprechende Rendite gehen. Wenn die bisherigen Prognosen aber davon ausgehen, dass zusätzliche Parkplätze zu den bereits vorhandenen nur an sechs Wochenenden im Jahr benötigt werden und das Parkhaus nur an elf Tagen ausgelastet sein wird - wobei diese Prognosen ja auch noch auf dem Rekordjahr mit den Eisbären-Zwillingen basieren - wird der Betreiber nicht umhin kommen, sich nach zusätzlicher Kundschaft umzusehen. Das garantiert nicht nur zusätzlichen Verkehr für die Anlieger, sondern wird wiederum zu Problemen führen, wenn viele Besucher in den Zoo wollen, weil natürlich diese andere Kundschaft dann nicht automatisch zuhause bleibt.

Da auch das Sechziger-Stadion keine ausreichenden Parkplätze hat, keimt in mir außerdem so langsam der Verdacht, dass das Parkhaus zum Beispiel auch hierfür Parkraum schaffen soll. Aber mal ehrlich, gehört so ein Parkhaus dafür dann ausgerechnet in ein Flora-Fauna-Habitat? Zudem braucht die renaturierte Isar eins ganz bestimmt nicht: noch mehr Menschen, die teils sogar aus dem Münchner Umland anreisen - als gäb' es dort keine schönen Flecken -, um unseren zwischenzeitlich doch sehr beschränkten Natur-Raum in München zum Feiern zu nutzen. Vielleicht sollte deshalb auch einmal viel nachdrücklicher nachgefragt werden, für wen das Parkhaus eigentlich noch offen steht.

Zudem ist die Fläche des Tierparks Hellabrunn begrenzt, der Zoo hat praktisch keine Möglichkeit mehr zu wachsen. An Massenandrangstagen ist ein Zoo-Besuch schon jetzt kein Vergnügen mehr, weshalb man eher an Maßnahmen arbeiten müsste, die für eine bessere Verteilung der Besucher sorgen beziehungsweise an den völlig überlaufenen Tagen die Verweildauer der Besucher im Zoo reduzieren. Dazu gehört für mich eindeutig, die Gastronomie-Kapazität nicht auf Top-Tage auszurichten und an solchen Tagen keinerlei zusätzliche Attraktionen, wie etwa das Ostereiersuchen, zu schaffen. Stattdessen müsste man eher die Attraktivität an den schlechter besuchten Tagen steigern, also zum Beispiel mit Sonderveranstaltungen, Verlosungen zu Besuchen hinter den Kulissen oder vielleicht sogar Preisnachlässen ...

Um solche Maßnahmen wird Hellabrunn auf Dauer nicht herumkommen, weil es sich eben flächenmäßig nicht ausweiten kann. Allein hier fehlt den Verantwortlichen noch jegliche Einsicht, im Gegenteil, sie verstärken die Probleme noch - unter anderem mit der immer weiter ausufernden Gastronomie.

Sabine Hartl, München

Rufer in der Wüste

Leserbrief zum Artikel "Ungenutzte Chance" vom 6. September:

Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht - für einen risikoscheuen Bayern eine durchaus nicht unübliche Strategie, um sich nicht mit Unbekanntem oder vermeintlich Problematischem beschäftigen zu müssen. Der Spitzenmanagerin eines der wichtigsten Referate der Landeshauptstadt München, des Planungsreferats, sollte diese Haltung grundsätzlich fremd sein.

Wenn Elisabeth Merk sich seit Jahren darauf versteift hat, das rechtliche Instrumentarium der städtebaulichen Erhaltungssatzung in München nicht anzuwenden, kann sie sich jedenfalls nicht darauf berufen, davon nicht gewusst zu haben. Seit Jahren bringen unter anderem das Bündnis Gartenstadt und das Denkmalnetz Bayern diese Option ins Gespräch, selbst das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege weist die Stadtplanung immer wieder, ohne Erfolg, auf das in anderen Städten längst erfolgreich erprobte und umgesetzte Mittel zur Erhaltung wertvoller Stadtstrukturen hin.

Wenn nun aber sogar die Stadträte im Planungsausschuss dumm gehalten werden und ihnen eine Beschlussvorlage untergejubelt wird, die der Stadtbaurätin für ihre ablehnende Haltung gegenüber Erhaltungssatzungen einen Freifahrtschein ausstellt, dann fragt man sich als interessierter und engagierter Bürger, welchen Investoren-Lobbyisten damit ein Gefallen erwiesen werden sollte. Bürger sollten einmal ihren Stadtrat fragen, wie er es mit der Erhaltung wichtiger städtebaulicher Strukturen in München hält. "Mein" Stadtrat jedenfalls kommt sich in Sachen Denkmalschutz immer wieder vor wie der berühmte (und ungehörte) Rufer in der Wüste. Ein leichtes Spiel also für Stadtbaurätin Merk.

Klaus Bichlmayer, München

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