Lesenswert:Wolfsgeheul

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Krimiautor Andreas Föhr setzt auf abgedrehte Plots und Humor

Von Antje Weber

Kommt dort der böse Wolf? Wird er das Mädchen fressen? Gerade erst hat die junge Bianca aus der Hütte fortlaufen können, in der ein Entführer sie festhielt. In schwarzer Nacht ist sie in Richtung Berge gehetzt, direkt in die Wolfsschlucht der Tegernseer Berge hinein. Panisch ist sie geklettert und ausgerutscht. Jetzt kauert sie verletzt im Regen unter ein paar Fichten. Und der Wolf, er kommt näher und näher.

Andreas Föhr setzt in seinem sechsten Alpen-Krimi die titelgebende "Wolfsschlucht" genre-gerecht düster in Szene, mitsamt Wolfsgeheul. Doch ist die Schlucht nur ein Schauplatz von vielen in einem an dramatischen Ereignissen wahrlich nicht armen Kriminalroman. Gleich zu Beginn wird zum Beispiel die Leiche eines Bestatters in seinem Auto gefunden, in einem Flussbett der Mangfall. Und die Saufkumpane, darunter der Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner, müssen auch noch befürchten, schuld an diesem Tod zu sein: Sie hatten den Betrunkenen samt Leichenwagen in den niedrigen Fluss geschoben, der vom Regen dann bedrohlich anschwoll. Doch der Bestatter ist gar nicht ertrunken: Er wurde erschossen. Und das ist, neben der Entführung der Arzt-Tochter Bianca, das zweite große Rätsel, das Clemens Wallner lösen muss.

Zu Hilfe kommt dem korrekten, stets frierenden Leiter der Kripo Miesbach wie immer sein gscherter Mitarbeiter Kreuthner. Wenn der nicht gerade Blödsinn baut, denn darin ist dieses Musterbeispiel eines nur von Eigeninteressen getriebenen Bazis besonders stark. Föhr hat sein Personal gut aufeinander abgestimmt; wobei er aufpassen muss, dass er bei all den Figuren, die er in seinem handwerklich soliden Whodunit-Krimi dazu noch so einführt, den Überblick behält - der Leser kann den schon mal verlieren. Doch Föhr ist ein versierter Erfinder abgedrehter Plots, und Humor beweisen seine stimmigen Dialoge auch. Wer gerne Regionalkrimis liest, wird hier gut bedient - in diesem Fall sogar mit einem besonders abstrusen Maibaum-Klau: per Hubschrauber. Wer da wieder mitgeschraubt hat? Der Kreuthner, wer sonst.

Andreas Föhr: Wolfsschlucht , Lesung beim Krimi-Festival, Di., 24. März, 20.30 Uhr, Schlachthof, Zenettistr. 9, ausverkauft

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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