Lerchenau:Wir müssen draußen bleiben

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Schön einsam: Das Virginia-Depot soll, allein gelassen, auch weiterhin ein Biotop bleiben. (Foto: Stephan Rumpf)

Immer wieder wird gefordert, das Virginia-Depot der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Biotop ist seit zwei Jahren gesperrt und sich selbst überlassen

Von Simon Schramm, Lerchenau

Das Virginia-Depot ist nun schon seit fast zwei Jahren nicht mehr zugänglich. Und genauso lange kämpft Georg Loy mit Bürgeranträgen dafür, dass die Bewohner der Lerchenau wieder das Biotop im Süden der Lerchenau betreten dürfen. Nicht mehr möglich ist das, seit der Eigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), sich seinerzeit dafür entschied, das Gelände sich selbst zu überlassen - ohne Publikumsverkehr.

Vor der Schließung war das Areal 15 Jahre für alle offen, die jetzige Sperrung entfremde Menschen und Biotop voneinander. Georg Loy glaubt, dass die Akzeptanz für die Schutzbedürftigkeit der Natur größer wäre, wenn das Gebiet wieder betreten werden könnte. "Wäre das Virginia- Depot zugänglich, wird auch der Wert gesehen. Es gibt in der Lerchenau immer weniger Freiflächen."

Der Bauingenieur arbeitet mit Landschaftsplanern zusammen und zieht aus diesen Erfahrungen die Erkenntnis, dass es zur Vielfältigkeit im Biotop beitragen könnte, wenn Bürger das Gelände wieder besuchen. Wann das wieder der Fall sein wird, abgesehen von einzelnen Führungen im Laufe des Jahres, ist aber offen. Die Bima stellte fest, dass sich das Gelände bisher wie geplant entwickelt und will derzeit keine Prognose abgeben, wann das Gelände wieder für jedermann betretbar sein wird. Das ist allerdings nicht die einzige Frage, auf die es nach rund zwei Jahren immer noch keine Antwort gibt.

Loy hatte in seinen Anträgen immer wieder gefordert, dass die Bima mit allen Beteiligten ein Wege- und Begehungskonzept entwickelt, zuletzt bei der diesjährigen Bürgerversammlung. Auch der Bürgerverein Lerchenau plädiert dafür, auf lange Sicht das Biotop wieder zu öffnen. "Es müsste klare Regeln für Hundebesitzer geben, Müllbeutelchen, Pfade, eine Verbindung zum neuen Sport-Gymnasium", sagt Georg Loy. Nach einer Einwohnerversammlung vor rund eineinhalb Jahren hat der Bezirksausschuss eine Arbeitsgruppe gefordert, bei dem solche Ideen gesammelt werden sollten, geschehen ist das bisher noch nicht. "Aus den Augen, aus dem Sinn", so skizziert Loy die Situation.

Für den Bezirksausschussvorsitzenden Markus Auerbach (SPD) ist klar, dass das Planungsreferat der Bevölkerung ein Konzept vorstellen und es dann mit den Bürgern abklären sollte. Ob und wann es dazu kommt, ist noch völlig offen; laut Planungsreferat finden derzeit Gespräche statt, um eine Lösung für das weitere Vorgehen und die mögliche Öffnung des Virginia-Depots zu finden. Auch die Grünen-Fraktion im Bezirksausschuss fordert Ergebnisse noch in diesem Jahr und ist über den schleppenden Prozess verwundert.

Weiterhin auf sich warten lässt auch das Verfahren zur Ausweisung des Biotops als geschützter Landschaftsbestandteil, bei dem nach Meinung von Experten ein Wegekonzept berücksichtigt werden sollte. Nach einer Gesetzesänderung ist die Regierung von Oberbayern dafür verantwortlich - dort heißt es,dass nicht feststeht, wann das Verfahren abgeschlossen sein wird. Offen ist auch noch, wer die Pflegemaßnahmen auf dem Gelände übernehmen müsste. Derzeit bereitet das Staatliche Bauamt zusammen mit einem Landschaftsarchitekten die Ausschreibung für die Pflegemaßnahmen vor, heißt es bei der Bima.

Auch für den Landesbund für Vogelschutz (LBV), der die Unterschutzstellung vor einigen Jahren beantragt und das Gelände lange betreut hat, ist es frustrierend, dass beim Virginia-Depot nichts vorangeht. Die stellvertretende Vorsitzende, Sophia Engel, widerspricht der These, dass Publikumsverkehr der Diversität im Biotop nutzen könnte; es hätten sich mittlerweile viele Arten wie der Feldhase angesiedelt, die zuvor dort nicht zu finden waren. "Es tut der Fläche gut, dass dort niemand rumläuft", sagt Sophia Engel; allerdings spricht sich der LBV dann für eine Öffnung aus, wenn ein Wegekonzept vorliegt.

Uneingeschränkt wird das Virginia-Depot jedoch wohl nie mehr zu begehen sein, denn: Auf dem Gelände liegen wegen seiner militärischen Vergangenheit viele Kampfmittel, die laut Bima nie restlos entfernt werden könnten: "Die Realisierung völliger Kampfmittelfreiheit wäre mit einer Zerstörung der wertvollen, geschützten Vegetation verbunden." Auch plant die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben derzeit nicht, wenigstens in Abschnitten zu räumen. Wenn es soweit wäre, würde man sich an den Regelungen orientieren, wie sie etwa bei der Fröttmaninger Heide getroffen wurden.

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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