Leidenschaft fürs Bauen:Viel Spaß beim Problemelösen

Mit Max Wagner holt die Stadt einen ausgewiesenen Sanierungsexperten vom Gärtnerplatztheater in die Geschäftsführung des Gasteig-Kulturzentrums - Jurist und Opernsänger ist er aber auch noch

Von Franz Kotteder

Rechtsanwalt und Opernsänger ist er schon, und ein halber Bauingenieur inzwischen wohl auch. Der gebürtige Münchner Max Wagner war bisher einer breiteren Öffentlichkeit noch nicht bekannt, derzeit ist er noch geschäftsführender Direktor des staatlichen Gärtnerplatztheaters. Diesen Job übernahm er vor ziemlich genau drei Jahren, seither war er vor allem mit der Suche nach Ausweichspielstätten für das Staatstheater und für die Abwicklung der Generalsanierung des Hauses am Gärtnerplatz zuständig. "In dieser Zeit", sagt er, "habe ich meine Leidenschaft fürs Bauen entdeckt."

Künftig darf er dieser Leidenschaft weiter nachgehen, auch wenn die Bauarbeiten am Gärtnerplatz fast abgeschlossen sind. Denn zum 1. März kommenden Jahres wechselt er vom Freistaat zur Stadt. Am Dienstagmittag wurde er von Bürgermeister Josef Schmid (CSU), als Arbeits- und Wirtschaftsreferent auch Vorsitzender im Gasteig-Aufsichtsrat, in seiner neuen Position der Öffentlichkeit vorgestellt. Max Wagner wird dann Stellvertreter von Gasteig-Geschäftsführerin Brigitte von Welser, die ein Jahr später, im März 2017, nach fast 18 Jahren am Gasteig in den Ruhestand geht. Der 46-jährige gebürtige Wagner wird dann ihre Nachfolge antreten. Die beiden machen das nicht zum ersten Mal, wie die Gasteig-Chefin bei der Pressekonferenz erzählte. Sie hat Wagner vor ein paar Jahren in New York kennengelernt. Damals war sie das deutsche Mitglied im Board der "International Society for the Performing Arts" (ISPA), und Wagner, damals noch geschäftsführender Intendant des Stuttgarter Kammerorchesters, war ihr Nachfolger als deutsches Mitglied in dem internationalen Gremium .

Es kommt zwar auch bei der Stadt durchaus vor, dass ein Stellvertreter eines Tages selber Chef wird. Ungewöhnlich ist aber, dass ein Stellvertreter mit der festen Zusage eingestellt wird, dass er ein Jahr später den Geschäftsführerposten übernehmen wird. Aber besondere Aufgaben erfordern eben besondere Maßnahmen. "Wegen der anstehenden Generalsanierung des Hauses ist das nur sinnvoll", sagt Aufsichtsratsvorsitzender Schmid, "die Einarbeitungszeit gemeinsam mit der bisherigen Geschäftsführung hilft sehr, damit nachher alles reibungslos laufen kann." Auch Wagner, der sich im kommenden Jahr als "Lehrbub mit verkürzter Lehrzeit" sieht, hält das für vernünftig, obwohl er im ersten Jahr natürlich weniger Geld bekommt: "Ich werde in dieser Zeit bestimmt viel lernen." Das wird auch nötig sein, denn die Gasteig-Sanierung, die nach heutigem Stand voraussichtlich um die 450 Millionen Euro kosten wird, ist das derzeit teuerste und ehrgeizigste städtische Projekt dieser Art.

Brigitte von Welser ist sehr zuversichtlich, dass sich die anstehenden Aufgaben bewältigen lassen, zum Beispiel will man bis April 2016 schon mit ersten, ganz konkreten Vorschlägen für Interimsquartiere aufwarten. Um das weitere Verfahren wird sich dann schon der neue Stellvertreter kümmern dürfen. "Wie ich ihn kenne, wird es Max Wagner an Herzblut und Engagement nicht fehlen lassen", sagt sie, "und der Gasteig zieht einen sowieso in seinen Bann." Das Kulturzentrum, das exakt am Tag der Pressekonferenz den 30. Jahrestag seiner Eröffnung feiern konnte, sei an sich schon "eine großartige Kulturleistung: Die Stadt kann stolz darauf sein, dass sie sich damals getraut hat, die städtische Kulturpolitik abzubilden in einem Haus".

Max Wagner, der sich am Schluss in der engeren Auswahl unter sechs Bewerbern durchgesetzt hatte, überzeugte den Aufsichtsrat laut Schmid nicht nur durch seine bisherige Tätigkeit, sondern vor allem auch durch seine Begeisterungsfähigkeit. Schmid: "Man hat beim Vorstellungsgespräch richtig gemerkt: Der brennt für den Gasteig." Tatsächlich macht Wagner, trotz anfänglicher, leichter Nervosität, auf dem Podium diesen Eindruck. Insbesondere wenn er davon erzählt, wie bis zu 30 Planer bei der Sanierung des Gärtnerplatztheaters wöchentlich Probleme besprechen und darüber auch schon mal in Streit geraten. Wagner: "Wenn man dann aber Lösungen findet für so ein Problem, das macht mir Spaß." Er wird dann wohl viel Spaß haben müssen in den kommenden Jahren. Wäre er, der gelernte Opernsänger, da nicht lieber künstlerischer Intendant, will er da künftig verstärkt hin? "Ich weiß schon", sagt er, "dass man hier, platt gesagt, in erster Linie Vermieter und Verwalter ist." Dass dabei auch der Spaß und die kulturelle Betätigung nicht zu kurz kommen sollen, deutet Wagner schon mal an: "Ich bin immerhin Leadsänger in der Baustellen-Band des Gärtnerplatztheaters!" Dort wird jetzt wohl ein Ensemble-Mitglied einspringen müssen.

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