Leichenfunde im Chiemgau:22-Jähriger tötet Geliebte und ihre Freundin

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Polizei nennt Eifersucht nach Trennung als mögliches Motiv - der mutmaßliche Täter und dessen Vater sind geständig.

Von Stefan Simon

Nach nur drei Tagen hat die Polizei die Leichenteil-Funde im Chiemgau aufgeklärt. Ein 22 Jahre alter Verkäufer aus München gestand, seine Lebensgefährtin und eine ihrer Freundinnen getötet und zerstückelt zu haben.

Polizeibeamte suchen an einer Landstraße nahe Ruhpolding nach Leichenteilen. (Foto: Foto: dpa)

Die 20-Jährige hatte sich von ihm trennen wollen. Schleierfahnder nahmen den bereits gesuchten Tatverdächtigen und seinen 53-jährigen Vater am Montagmorgen auf einem Autobahn-Rastplatz bei Rosenheim fest. Nach eigenen Angaben waren die beiden Männer auf dem Weg nach München, um sich zu stellen.

Tatort war die Wohnung des Paares in Neuperlach, aus der die Frau im Begriff war auszuziehen. Am vergangenen Mittwoch, ihrem 20. Geburtstag, hatte sie mit ihrem Lebensgefährten Schluss gemacht und anschließend Hilfe bei einer gleichaltrigen Freundin gesucht.

Die beiden angehenden Kosmetikerinnen kannten sich aus der Berufsschule. Die in Fürstenfeldbruck wohnende Türkin kam nachts um vier Uhr sogar extra mit dem Taxi zum vereinbarten Treffpunkt in Neuhausen. Der Taxifahrer, der sie an der Kreuzung der Dachauer mit der Ebenauer Straße absetzte, wo die Münchnerin bereits wartete, ist der letzte Zeuge, der die beiden Frauen lebend gesehen hat.

Dann verlor sich die Spur. Polizei und Staatsanwaltschaft stützen sich darum auf das Geständnis von Marco Z. Um möglicherweise noch unabhängige Zeugen zu finden, wurde gestern ein Foto des 22-Jährigen veröffentlicht. Nach Darstellung des Tatverdächtigen kamen die Frauen noch am Mittwoch in die Wohnung am Friedrich-Engels-Bogen zurück. Dort sei es zum Streit gekommen, weil seine Ex-Freundin sich wieder mit ihrem früheren Freund getroffen habe, sagte Z.

Plötzlich sei die 20-Jährige mit einem Messer auf ihn losgegangen. Er habe sie mit einer Flasche niedergeschlagen, ihr das Messer entwunden und dann auf sie eingestochen. Als die Türkin aus einem Nebenzimmer herbei geeilt sei, habe er auch sie mit dem Messer getötet.

Nach der Tat lud der 22-Jährige beide Leichen in sein Auto und brachte sie aus der Stadt, wo er sie zerstückelte und in große blaue Müllsäcke packte. Anschließend fuhr er auf der A 8 in Richtung Salzburg und warf die Körperteile in mehrere Waldstücke.

Zum Beweis führte Z. die Polizei gestern an Stellen, wo dann tatsächlich noch mehr Körperteile gefunden wurden. Das Messer und das Werkzeug, mit dem er die Opfer angeblich zerteilt hat, wurden sichergestellt. Um die Spuren zu verwischen, machte Z. in Neuperlach gründlich sauber. Als die Polizei später in die verlassene Wohnung kam, deutete nichts auf den Doppelmord oder auch nur einen Kampf hin, wie Oberstaatsanwalt Peter Boie sagte. Nach Informationen der SZ hatte der Verkäufer vor der Flucht sogar noch Blutflecken an einer Wand übertüncht.

Geklärt wurde der Fall allein durch polizeiliche Routine-Arbeit. Als eine Spaziergängerin am Freitag bei Ruhpolding eine Hand von einer der Leichen entdeckte, wurde dieser Fund sofort mit den Informationen aus einer Datenbank mit als vermisst gemeldeten Personen verglichen.

Im Verlauf des Wochenende tauchten weitere Leichenteile auf, und die Gerichtsmediziner erkannten, dass es sich um zwei Opfer handelte. Da war die Verbindung zu den in München und Fürstenfeldbruck vermissten 20-Jährigen schon offensichtlich.

Fingerabdrücke und ein DNS-Test brachten die letzte Gewissheit - und auch die Fahndung nach dem untergetauchten Marco Z. ins Laufen. Sein Vater, der nicht zu erreichen war, kam ebenfalls auf die Fahndungsliste.

Am Montag um 3 Uhr nachts lief die Suche an, und nur vier Stunden später klickten die Handschellen. Zivilfahnder der Rosenheimer Polizei entdeckten die Fahrzeuge der Männer auf einem Rastplatz an der A 8 zwischen den Anschlussstellen Bad Aibling und Irschenberg - in Fahrtrichtung München. Vater und Sohn leisteten keinen Widerstand gegen ihre Festnahme. Sie sagten aus, dass sie ohnehin auf dem Weg nach München zur Polizei gewesen seien.

Die Rolle des Vaters war zunächst unklar gewesen. Nach dem letzten Informationsstand von Montagabend ist er in die Morde nicht verwickelt, und beim Beseitigen der Leichen half er auch nicht. Sein Sohn nahm alle Schuld auf sich und sagte aus, dass außer ihm niemand an den Taten beteiligt gewesen sei.

Danach vertraute sich der 22-Jährige seinem Vater offenbar am Wochenende oder sogar erst in der Nacht auf Montag an, und der überredete ihn womöglich aufzugeben. Heute werden die Männer dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der zu entscheiden hat, ob einer von ihnen oder auch beide in Untersuchungshaft genommen werden.

Zumindest bei Marco Z. dürfte das ziemlich sicher so kommen. Die Staatsanwaltschaft legt ihm einen Mord aus niederen Beweggründen und einen weiteren zum Verdecken der ersten Straftat zur Last.

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