Leichenfund im Kapuzinerhölzl:Mitten in der Stadt, mitten im Wald

Leichenfund im Kapuzinerhölzl: Skelettfund im Kapuzinerhölzl: Ein anonymer Hinweis brachte die Polizei auf die Spur.

Skelettfund im Kapuzinerhölzl: Ein anonymer Hinweis brachte die Polizei auf die Spur.

(Foto: Stephan Rumpf)

Erst ein anonymer Brief brachte die Ermittler zur Leiche von Daniela K. im Kapuzinerhölzl in München. Nun wird der Prozess gegen ihren Exfreund verschoben. Fragen und Antworten zu einem merkwürdigen Kriminalfall.

Von Christian Rost, Florian Fuchs und Martin Schneider

Lange galt der Fall Daniela K. als "Mord ohne Leiche", nun hat die Polizei das Skelett der Frau im Kapuzinerhölzl gefunden. Die Ermittler glauben, dass ihr ehemaliger Lebensgefährte Bülent A. sie umgebracht hat. Der Fall bleibt aber rätselhaft - auch weil ein anonymer Brief den entscheidenden Tipp brachte.

Welche Folgen hat der Leichenfund für den Prozess?

Die Verhandlung wegen heimtückischen Mordes war urspünglich für den 26. Mai angesetzt. Die Staatsanwaltschaft sah keinen Grund, nach dem Leichenfund den Termin zu verschieben. Die Verteidigung des Angeklagten wollte sich nicht dazu äußern. Herr des Verfahrens aber ist ohnehin das Schwurgericht, das jetzt entschieden hat: Nachermittlungen sind notwendig, das Strafverfahren gegen Bülent A. wurde ausgesetzt. Die Hauptverhandlung soll nach derzeitiger Planung voraussichtlich im November 2014 beginnen.

Warum fanden weder Förster noch Spaziergänger die Leiche?

Das Kapuzinerhölzl gehört zu den Bayerischen Staatsforsten, wird also vom Land Bayern und nicht von der Stadt München bewirtschaftet. Dort ist ein Förster jeweils für 1850 Hektar Wald zuständig, das Kapuzinerhölzl hat 18 Hektar. "Mal davon abgesehen, dass die Flächen riesig sind. Es gibt viele Gebiete in den Wäldern, die gar nicht oder kaum zugänglich sind. Wir haben keine Ahnung, was da alles liegt", sagt Forstbetriebsleiter Wilhelm Seerieder. Es käme auch vor, dass Leichen in der Nähe von Wegen liegen, ohne dass es jemandem auffällt. "Es gibt Untersuchungen, die zeigen: Vor allem Stadtbewohner verlassen den Pfad nicht", sagt Seerieder. Der Münchner Förster Thomas Mayr sagt, es gäbe Waldgebiete, in die er höchstens einmal im Jahr komme. Bei Kapitalverbrechen kämen die entscheidenden Hinweise meist immer noch von Pilzsammlern.

Warum hat die Polizei die Leiche nicht schon früher gefunden?

Weil es nicht einmal den Ansatz von einem Hinweis gab, wo die Leiche liegen könnte. Es war ja nicht einmal auszuschließen, dass Daniela K. noch lebt und sich einfach abgesetzt hat. Auch wenn Polizei und Staatsanwaltschaft anhand der Spuren in der Wohnung fest davon ausgingen, dass dort ein Gewaltdelikt passiert sein musste. Die Mordkommission befragte Verwandte und Bekannte des Opfers und des Verdächtigen, daraus ergab sich aber kein Ansatz. Natürlich suchen Polizisten in so einem Fall die nähere Umgebung des Wohnhauses ab. Dort fanden sie aber nichts. Nun tauchte das Skelett nur etwa zwei Kilometer vom Wohnort entfernt auf. Die Polizei kann in solchen Fällen aber ohne Hinweis nicht einfach die nächstgelegenen Waldstücke durchkämmen, dazu reichen die Ressourcen nicht.

Wieso kam der Hinweis anonym?

Die Ermittler glauben nicht, dass der Mitteiler etwas mit der Tat zu tun hat. Vielleicht wollte er sich langwierigen Befragungen entziehen. Die Fundstelle ist ein Ort, an dem öfter Pärchen unterwegs sind. Vielleicht hätte der Mitteiler zu der Zeit, als er die Knochen entdeckt hat, gar nicht im Kapuzinerhölzl sein dürfen, ohne bei seiner Familie oder Vorgesetzten in Erklärungsnot zu geraten. Die Staatsanwaltschaft bittet den Zeugen, sich trotzdem zu melden. Er habe nichts zu befürchten.

Karte vom Kapuzinerhölzl.

Die Karte von München zeigt den Wohnort der Toten und den Fundort der Leiche.

(Foto: SZ)

Wieso dauerte es so lange, bis die Staatsanwaltschaft auf den anonymen Brief reagierte?

Nach Aussage von Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch dauerte es mehrere Tage, bis der anonyme Brief nach Eingang bei der Justiz in der Abteilung für Kapitalverbrechen gelandet sei. Erst dann beorderte ein Staatsanwalt eine Streife zum Fundort. Offenbar wanderte das Schreiben von einer Abteilung zur nächsten, doch niemand fühlte sich verantwortlich. Der Brief wird nun auf Fingerabdrücke untersucht. Weil er bei der Justiz aber bereits durch so viele Hände gegangen war, haben die Ermittler kaum Hoffnung auf einen Treffer.

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