Leichenfund im Glockenbachviertel:"Er hat vielleicht eine Explosion geplant"

Waffenarsenal in Münchner Wohnung

Dieses Waffenarsenal fand die Polizei in der Wohnung im Glockenbachviertel.

(Foto: dpa)

Der 32-Jährige hat offenbar auf die Sicherheitsbehörden gewartet: Nach dem Leichenfund im Glockenbachviertel geht die Polizei davon aus, dass der Mann die Wohnung in die Luft jagen wollte. Die Beamten fanden ein Waffenarsenal und Kanister mit Spiritus.

Von Florian Fuchs

Der 32-Jährige, der sich am Mittwoch in seiner Wohnung nach Stand der Ermittlungen selbst das Leben nahm, hatte seinen Suizid offenbar lange Zeit akribisch vorbereitet - und wollte wohl auch seine Wohnung in die Luft jagen. "Er hat vielleicht einen großen Brand mit einer Explosion geplant", sagte ein Polizeisprecher. Das Vorhaben scheiterte, weil der Spiritus, den der Mann in zehn Kanistern gehortet hatte, zu fett war und deshalb nicht explodierte. Über das Motiv des 32-Jährigen können bislang weder Polizei noch Staatsanwaltschaft etwas sagen.

Die Obduktion ist noch nicht abgeschlossen, die Ermittler wollen deshalb noch nicht einmal endgültig davon sprechen, dass der Tote auch wirklich der Wohnungs- und Waffenbesitzer ist. "Wir gehen aber davon aus", sagte der Sprecher. Der 32-Jährige ist noch nie polizeilich auffällig gewesen, es gibt keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund seines Handelns. Das KVR hatte dem Mann im Juli 2011 eine Waffenbesitzkarte ausgestellt, weil er in einen Schützenverein eingetreten war. Zum 31. Dezember 2012 war er aber aus dem Verein ausgeschieden. Ohne Vereinszugehörigkeit verliert er als Sportschütze die Berechtigung für seine zwei Pistolen.

Unklar ist, ob er austrat oder vom Verein ausgeschlossen wurde. "Wir bekommen in solchen Fällen nur einen Standardbrief vom Verein mit dem Hinweis auf einen Austritt", sagt eine Sprecherin des KVR. Auch dem Referat lagen aber keine Hinweise auf ein Fehlverhalten vor, oder dass der Mann vielleicht psychisch auffällig gewesen sein könnte. Weil der 32-Jährige nicht auf zahlreiche Versuche der Kontaktaufnahme durch das KVR reagierte, entzog ihm das Referat am 26. September schließlich die Waffenbesitzkarte.

Weil er auch darauf nicht reagierte und seine zwei gemeldeten Pistolen nicht herausrückte, sollten ihm die Waffen am Mittwoch schließlich entzogen werden. Als auch da das Läuten unbeantwortet blieb, sollte ein Schlüsseldienst die Tür öffnen - in diesem Moment erschoss sich der Mann offenbar.

1000 Schuss Munition

Den Ablauf am Mittwochmorgen haben die Brandfahnder inzwischen genau rekonstruiert. Die Eingangstür hatte der 32-Jährige mit drei großen Koffern verbarrikadiert, in Küche, Bad und Wohnraum hatte er Fünf-Liter-Kanister mit Spiritus deponiert. Neben seinen zwei Pistolen der Marke Glock und etwa 1000 Schuss Munition hortete er zahlreiche Gotcha- und Schreckschusswaffen, Reizgassprühgeräte, Elektroschocker, Macheten und Messer. Die Waffen lagen säuberlich aufgereiht in einem Regalschrank, Messer hatte er griffbereit in der Wohnung verteilt. Dies lässt darauf schließen, dass der 32-Jährige auf den Moment gewartet hatte, an dem die Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden kommen.

Die Kanister hatte er mit Leuchtraketen präpariert. Mit dem Zünden der Rakete wollte er den Spiritus in Brand setzen. "Schlimmstenfalls hätte es zu einer Verpuffung oder Explosion kommen können", sagt Siegbert Reder, Leiter des Kommissariats für Brandermittlungen. Hätte die Mischung des Spiritus gestimmt, wäre wohl großer Schaden entstanden. So entstand nur an dem Kanister an der Wohnungstür etwas Feuer, wodurch auch einer der Koffer in Brand geriet - und wodurch der Rauch war entstanden war. An den anderen Kanistern, die der 32-Jährige mit den Leuchtraketen anzünden wollte, war lediglich der Teppich etwas angesengt, die Feuerwehr musste fast nichts löschen.

Die Ermittler warten nun die Ergebnisse der Obduktion ab. Auch ein Gutachten über all die Waffen, die in der Wohnung lagerten, ist in Auftrag gegeben.

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