"Lehre und erfreue":Resultate zum Anfassen

"Lehre und erfreue": Philipp Dietsch lehrt Holzbau an der TU.

Philipp Dietsch lehrt Holzbau an der TU.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Holzbauingenieur Philipp Dietsch ist "absolut fair", sagen seine Studenten

Von Martina Scherf

"Er ist immer super vorbereitet", sagt ein Student in der letzten Reihe. "Er ist absolut fair", meint sein Sitznachbar. Die angehenden Bauingenieure an der TU München, die an diesem Nachmittag in Philipp Dietschs Übung zum Holzbau sitzen, schätzen ihren Dozenten, weil "man jederzeit Fragen stellen kann und er darauf achtet, dass keiner abgehängt wird". Man könnte meinen, das sei Grundvoraussetzung für gute Lehre, aber es ist eben längst nicht bei allen Professoren so. Dietschs Masterstudenten jedenfalls haben ihn schon mehrmals mit dem Preis "Doce et Delecta" (lehre und erfreue) der Fakultät Bau Geo Umwelt ausgezeichnet. Mit Exponaten, auf Exkursionen und im Labor lehrt Dietsch mit so viel Begeisterung, dass sich seine Leidenschaft auf die Studenten überträgt.

Im hektischen Uni-Alltag und bei dem Wettbewerbsdruck, unter dem Forscher heutzutage stehen, werden oft jene übersehen, um die es doch eigentlich gehen sollte: die Studierenden, der künftige wissenschaftliche Nachwuchs. Dietsch jedenfalls ist die Lehre wichtig, mehr noch: Sie macht ihm Spaß. Es gefällt dem 39 Jahre alten Münchner, der selbst schon an der TU studiert hat, dass er es im Holzbau mit Professoren, Praktikern und Studenten zu tun hat. Er leitet ein Team von zehn Leuten. Deshalb stört es ihn auch nicht besonders, dass er noch keine Professur hat, sondern unter dem Titel "Akademischer Rat" geführt wird, immerhin unbefristet, das ist sehr selten. Karriere ist das eine, Zufriedenheit im Job das andere, sagt der Ingenieur. Einen Ruf nach England hat er vor kurzem abgelehnt, obwohl es ein Karriereschub gewesen wäre. Vor allem wegen des Brexit - "man weiß ja nicht, wie das weitergeht".

Dietsch ist geborener Münchner, er besuchte die Waldorf-Schule und verbrachte während des Studiums zweimal längere Zeit in Kanada. Die Amerikaner gingen pragmatischer an die Dinge heran, das sei ein gesunder Ausgleich zum manchmal sehr theorielastigen deutschen Wissenschaftsverständnis, sagt er. Ein bisschen von diesem Geist versucht er in der Heimat umzusetzen.

"Das Schöne an unserem Fach ist: Wir können die Resultate in die Hand nehmen", sagt er und hebt ein Stück Holz hoch. Und wenn 300 Studierende keinen Platz im Labor finden, dann filmt Dietsch die Versuche, um sie im Hörsaal zu zeigen. Rund 50 Videos über Eigenschaften von Holzbauteilen hat er bereits produziert, teils mit einer Hochgeschwindigkeitskamera. Die Filme werden inzwischen auch an Hochschulen in anderen Ländern eingesetzt. Und Dietsch lässt seine künftigen Bauingenieure und Architekten nicht nur rechnen und entwerfen, sondern ihre Ideen bis zur sogenannten Ausführungsreife ausarbeiten. "Die Studierenden stöhnen zwar erst über den Planungsaufwand", sagt der Dozent. "Aber hinterher sagen sie, dass sie selten so viel gelernt hätten."

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