Lehel:Zurück in die Zukunft

Lehel: Guten Rutsch: Der Spielplatz für die Kinder ist fertig.

Guten Rutsch: Der Spielplatz für die Kinder ist fertig.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Nach zwei Jahren in Ausweich-Containern ist das Kinderhaus St.-Anna-Heim wieder an der Oettingenstraße. Lange Zeit war das Neubauprojekt im Lehel bei Bürgern und Stadtteil-Vertretern stark umstritten

Von Alfred Dürr, Lehel

Die Räume im neu errichteten Wohnprojekt "Lehel-Höfe" an der Oettingenstraße 6 bis 8, in denen 149 Kinder vom Krippen- bis zum Hortalter auf drei Etagen betreut werden können, sind fertig. Für das Kinderhaus des Vereins St.-Anna-Heim-im-Lehel hieß es also: umziehen. In der Anlage befinden sich zudem 105 Eigentumswohnungen, die zum Großteil schon bezogen sind.

Das Areal zwischen der Oettingen- und der Reitmorstraße war fast drei Jahre lang eine der größten Baustellen im Viertel. Das Grundstück gehörte der katholischen Kirchengemeinde St. Anna und dem St.-Anna-Heim-im-Lehel e. V. Dort befand sich auch die alte Kindertagesstätte des Vereins. Damit man die Betreuung langfristig auf eine solide finanzielle Basis stellen und das Platzangebot sogar noch ausweiten könne, so hieß es, wurde das Gelände im Rahmen eines Erbpachtmodells an ein Joint Venture von Hochtief Projektentwicklung und Pandion Real Estate veräußert.

Der Deal löste erhebliche Unruhe und Kritik im Viertel aus. Für die Verantwortlichen in der Kirche habe der Maximalprofit bei diesem Projekt mit Luxuswohnungen Vorrang vor den Belangen der Bürger, hieß es beispielsweise auf einer Quartiersversammlung zu dem Thema. Man habe im Prinzip nichts gegen neue Wohnungen - aber eben nicht so, wie an der Oettingenstraße vorgesehen. Zu viel Volumen, unsensible Einfügung in die Umgebung, Verlust alter Bäume und zu wenig freie Flächen für die Kinder - das waren die Haupteinwände. Kritisiert wurde außerdem, dass es an der verkehrsreichen Straße schwierig sei, die Kinder mit dem Auto zu bringen oder wieder abzuholen. Auch der Bezirksausschuss war kein Befürworter des Neubaukonzeptes auf einem der letzten freien Grundstücke im Lehel, das eines der begehrtesten Wohnquartiere in der Stadt München ist.

Die Investoren setzten ihr Baurecht in die Tat um und argumentierten, dass die Baulücke an der Oettingenstraße mit einer gut zur Nachbarschaft passenden Architektur geschlossen würde. Durch die neuen Räume in der größten Kindereinrichtung der Innenstadt habe man das Betreuungsangebot im Viertel deutlich vergrößern können, sagt Manuela Kindshuber, geschäftsführender Finanzvorstand im Verein: "Unsere Gruppenbereiche sind offen und hell, wir haben großen Bewegungsraum sowie eine Küche, in der die Kinder kochen können, und einen Werkraum."

Die Kinder erhielten ihr frisch zubereitetes Frühstück, Mittagessen und eine Nachmittagsbrotzeit von einem Caterer, der seine Küche im Haus betreibe. Und auch über die farblich markierten Freiflächen mit den Spielgeräten im Hof freut sich Kindshuber. Der Clou ist eine Rutsche, über die die Kinder vom ersten Stock aus direkt auf ihren Spielplatz gelangen. Die Situation an der Straße sei kein Problem, da die meisten Kinder ohnehin nicht mit dem Auto gebracht würden.

Während der Bauzeit an der Oettingen-straße befand sich das Kinderhaus zwei Jahre lang ganz in der Nähe in einer zweistöckigen Containeranlage auf der Wiese "Am Gries". Manche Nachbarn - auch das Seniorenwohnheim Vincentinum - waren anfangs gar nicht begeistert über das Ausweichquartier und fürchteten um die Ruhe ihrer grünen Idylle.

Was zunächst nur als Übergangslösung gedacht war, wird allerdings länger Bestand haben. Denn die Räumlichkeiten der Archäologischen Staatssammlung an der Lerchenfeldstraße werden umfangreich saniert und durch einen unterirdischen Anbau an der Himbselstraße ergänzt. Betroffen von den Bauarbeiten ist auch die dortige Kindertagesstätte, die ihre Räume vorübergehend verlassen muss: Die neue Heimat der Kinder aus der Himbselstraße und ihrer Betreuer ist dann der Containerbau auf der Wiese "Am Gries".

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