Lebensrettung:Wasserwacht testet Drohne am Riemer See

Riemer See in München, 2013

Im Riemer See sind schon mehrere Menschen ums Leben gekommen.

(Foto: Claus Schunk)
  • Im Riemer See sind zehn Menschen ertrunken, seit die Badestelle auf dem Gartenschaugelände angelegt wurde.
  • Sediment macht den Rettern die Suche nach Verunglückten schwer.
  • Nun soll moderne Technik helfen, Schwimmern in Not zu helfen.

Von Martin Bernstein

Der erste Julisonntag des vergangenen Jahres wird als schwarzer Sonntag in die noch junge Geschichte des Riemer Sees eingehen. Binnen weniger Stunden ertranken eine 20 Jahre alte Frau und ein 56 Jahre alter Mann in dem an manchen Stellen plötzlich steil auf 18 Meter abfallenden Gewässer. "Spurlos verschwunden", hieß es seinerzeit in beiden Fällen.

Seitdem der Riemer See im Jahr 2005 für die damalige Bundesgartenschau angelegt wurde, sind dort schon zehn Menschen ertrunken. Während nämlich die Wasserqualität des rund 7,7 Hektar großen Sees sehr gut ist, gilt dieses Urteil für die Sicht keineswegs.

Der glasklare Feldmochinger See zum Beispiel erlaubt Einblicke in bis zu vier Meter Tiefe, im Riemer See macht dagegen Sediment den Rettern die Suche nach Verunglückten schwer. Dazu kommt, dass die Station der Wasserwacht an der falschen Stelle steht. Ein Knick im See verhindert, dass die sechs bis zehn ehrenamtlichen Helfer der Ortsgruppe Riem die bis zu 10 000 Badegäste so intensiv im Auge behalten können, wie sie das gerne tun würden.

Das soll sich künftig ändern: Mit einer Drohne wollen die Riemer Wasserwacht-Leute Leben retten. Die Idee hatte der technische Leiter der Ortsgruppe, Uwe Wagner. Sein Kalkül: Je schneller ein untergegangener Schwimmer lokalisiert ist, desto größer sind seine Überlebenschancen.

Markus Schmirler ist Mitglied der Riemer Wasserwacht. Er betreut das Drohnen-Projekt, das ein Novum in ganz Bayern ist. Was unter anderem auch an den komplizierten Zulassungsbedingungen liegt. Bisher, so Schmirler, dürfe nämlich nur die Bergwacht Drohnen über Einsatzorten fliegen lassen. Die Wasserwacht hofft, einmal eine ähnliche Ausnahmegenehmigung wie die Kollegen zu bekommen. Auch die Riemer Polizei ist laut Schmirler in das Projekt eingebunden.

Ergebnisse sind nicht immer optimal

Im Mai kommenden Jahres soll der "erweiterte Testbetrieb" beginnen. Das bedeutet, dass die Drohne dann auch an Wochenenden mit Badebetrieb aufsteigen wird. Denn bislang wurde die Drohne am Gewässer nur dann getestet, wenn keine Menschen in der Nähe waren. Zum Team der Tester gehören neben Schmirler und seinen Wasserwacht-Kollegen der Drohnen-Hersteller Autel Europe und Thomas Fuchs, Masterstudent an der Technischen Universität in Garching, der eine Arbeit über den Pilotversuch schreiben wird und eigens dafür der Wasserwacht beigetreten ist.

Beim ersten Test sollte das Fluggerät eine Puppe und ein Handtuch aufspüren. Das gelang nicht immer: "Eher ernüchternd" seien die ersten Ergebnisse gewesen, räumt Schmirler ein. Was einerseits am trüben Wasser und aber auch am Einfallswinkel der Sonne lag - die Uhrzeit spielt also eine große Rolle. Langfristig angestrebt werde deshalb ein automatisiertes Suchverfahren.

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