Lebensraum Natur:Der Reichtum der Moore

Lebensraum Natur: Gebietsbetreuerin Birgit Weis im Weidfilz bei Königsdorf. Auch dieses Moor wird renaturiert. Vor eineinhalb Jahren wurden die Entwässerungsgräben verschlossen.

Gebietsbetreuerin Birgit Weis im Weidfilz bei Königsdorf. Auch dieses Moor wird renaturiert. Vor eineinhalb Jahren wurden die Entwässerungsgräben verschlossen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Feuchtgebiete sind wertvolle Lebensräume, in ihnen gedeihen bestimmte Pflanzen besonders gut, außerdem locken sie seltene und vom Aussterben bedrohte Tierarten an und bieten ihnen Schutz. Darüber hinaus helfen sie beim Klimaschutz.

Von Anja Brandstäter, Bad Tölz/Egling

Der Landkreis gehört zu den moorreichsten Gebieten Bayerns. Elf Prozent der Fläche sind Moorlandschaften, die sich auf eine Länge von 30 Kilometern erstrecken und vom Kochelsee bis nach Deining reichen. Sie entstanden vor mehr als 15 000 Jahren, wurden aber über Jahrhunderte für den Torfabbau genutzt, das Wasser abgeleitet.

2003 gründete sich der Arbeitskreis "Tölzer Moorachse", ein Zusammenschluss aus Landesbund für Vogelschutz, Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK), Bund Naturschutz, Vertretern des Bauernverbands und der unteren und höheren Naturschutzbehörde, die regelmäßig im Beisein des Landrats zusammen kommen. Ziel der Moorachse ist die Bewahrung und Renaturierung der einzigartigen Moorlandschaft im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Birgit Weis ist von Anfang an dabei. Bei einer Wanderung durch das renaturierte Eglinger Filz erzählt die Gebietsbetreuerin für Moore beim Landesbund für Vogelschutz, was die Moore so wertvoll macht.

Mit einer Fläche von 200 Hektar ist die Eglinger Moorsenke der größte zusammenhängende Moorkomplex im nördlichen Landkreis und eines der erfolgreichsten Renaturierungsprojekte im Landkreis. Von 1960 bis 1977 wurde hier maschinell Torf abgebaut. Trotzdem waren die Voraussetzungen für eine Renaturierung gut. "Ein mächtiger Hochmoorkörper von bis zu sechs Metern war noch vorhanden", erklärt Weis. Dem LBV gelang es, die Gemeinde, Behörden und die Eigentümer, voran das Kloster Schäftlarn, für das Projekt zu gewinnen.

In den Streuwiesen finden sich 200 Arten von seltenen Vögeln

"2003 rollte der Moorbagger an", erinnert sich Weis. Die Spezialanfertigung mit einer Kettenbreite von 1,40 Metern minimiert Bodenschäden, da sich das Gewicht auf eine breite Fläche verteilen kann. Die Maschine legte über 110 Torfwälle und zehn Stauwehre aus Stammholz und Torf an. Im großen Torfstich grub der Bagger drei große Torfwälle, die bis zu 50 Meter lang waren, um einen Wasserrückhalt zu erzeugen. "Der Eingriff war zunächst sehr groß", erklärt Weis. "Doch nach wenigen Wochen liefen die Gräben mit Regenwasser voll. Die Wiedervernässung hat funktioniert." Mit der Zeit siedelten sich wieder Wollgras und Torfmoose an, hochmoortypische Pflanzenarten. Im großen Torfstich entstand eine Schwingrasenvegetation. Diese zog Libellenarten an, darunter die Große Moosjungfer, die auf der Roten Liste Deutschlands als "vorm Aussterben bedroht" eingestuft ist. Auch andere Tiere finden sich in den Mooren. Zum Beispiel die ebenfalls gefährdete Kreuzotter. An das Hochmoor grenzen Streuwiesen an. Hier gedeihen Mehlprimeln, Enzian, Orchideen und sogar sibirische Schwertlilien. Es finden sich über 200 Arten Gast- und Brutvögel, angelockt durch die vielen Insekten, die in den Mooren ebenfalls ihren Lebensraum finden.

Die Renaturierung der Moore wird über das "Klimaprogramm Bayern 2050 - Moore" (KliP) gefördert. Eine weitere Spezialistin ist Elisabeth Pleyl, Gebietsbetreuerin Isar-Loisach-Moore am ZUK und Moorfachkraft an der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Bad Tölz-Wolfratshausen. Sie erklärt bei ihren Moorführungen, dass die bayerischen Moore sechs Mal so viel Kohlenstoff speichern wie die bayerischen Wälder. Außerdem ist ein naturnahes Moor der beste Hochwasserschutz. Artenreichtum, die positiven Auswirkungen in Hinblick auf den Klima- und Hochwasserschutz, erklären auch den betriebswirtschaftlichen Nutzen der Renaturierung von Mooren. Sie ist schlicht kostengünstiger als andere Methoden der landnutzungsorientierten Klimaschutzmaßnahmen. Beide Fachfrauen bieten Führungen durch die Moorlandschaften an. Die Loisach-Kochelsee-Moore und das Eglinger Filz gehören zum europäischen Biotopverbund Natura 2000.

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