Lebensqualität:Mit viel Gefühl

Die SZ-Umfrage zeigt: Die Leser leben sehr gerne im Landkreis. Sie schätzen vor allem das Freizeitangebot und die gute Anbindung. Doch so mancher vermisst bezahlbare Wohnungen, Kitas und Radwege.

Von Lea Frehse

Wenn im Landkreis eines beständig geblieben ist, seit unsere Redaktion diese Ausgabe herausgibt, dann dies: Seine Bewohner sind ständig in Bewegung. Zum einen sind immer mehr Menschen hier her gezogen, wurden Familien gegründet. In den vergangenen 25 Jahren ist die Bevölkerung im Landkreis um sage und schreibe 25 Prozent gewachsen. Zum anderen pendeln Tausende Menschen jeden Tag zur Arbeit - aus dem Landkreis nach München, aber auch aus der Großstadt zu einem der vielen starken Arbeitgeber im Landkreis.

Bei so viel Dynamik geht schon mal der Blick fürs Wesentliche verloren. Also hat die SZ Sie, die Leserinnen und Leser, befragt: Was schätzen Sie an ihrem Landkreis - und wo gibt's Nachholbedarf? Mehr als 6000 Menschen in acht Landkreisen um München haben sich beteiligt, 1764 im Landkreis München. Da sich die Umfrage ausschließlich an SZ-Leser gerichtet hat, ist sie nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Doch finden sich in den Ergebnissen spannende Erkenntnisse über das Leben im Landkreis - und einige augenfällige Unterschiede zwischen seinem Norden und seinem Süden.

Im Grünen

So viel Liebe: 37 Prozent der Befragten haben angegeben, sie liebten es, im Landkreis zu wohnen. Weitere 54 Prozent sagten, sie wohnten "gerne" hier. Im Vergleich zum übrigen Münchner Umland liegt der Landkreis damit über dem Durchschnitt, nur in Starnberg und Bad Tölz haben noch mehr SZ-Leser ihr Herz an den Wohnort gehängt. Besonders schätzen die Leser zwischen Sauerlach und Unterschleißheim ihre Busse und Bahnen: 78 Prozent der Befragten nannten den Nahverkehr als Plus. Das sind rund zehn Prozentpunkte mehr als in anderen Landkreisen der Region. Auf Platz zwei folgen Freizeitmöglichkeiten in der Natur, wobei diese die Isar aufwärts deutlich mehr geschätzt werden als im Norden des Landkreises. Der Unterschied spiegelt die sozioökonomische Struktur des Landkreises: Während der Süden mit seinen sanften Hügeln deutlich ländlicher geprägt ist, stehen Gemeinden wie Garching und Unterföhring eher für erfolgreiche Gewerbe als landschaftliche Reize. Im ganzen Kreis beliebt ist das Sport- und Kulturangebot.

Im Herzen

Fühlen Sie sich eher als Münchner oder als Bürger Ihres Wohnortes? Die Mehrheit der befragten Leser hat auf diese Frage mit einem beherzten "Sowohl als auch" geantwortet. Beachtlich: Ein Drittel der Befragten gaben an, sich zuerst als Ismaninger, Oberbiberger oder Putzbrunner zu fühlen, ob aus Nord oder Süd macht dabei keinen Unterschied. Nur jeder Fünfte sieht sich zuerst als Münchner.

Im Häuschen

Schon heute ist der Landkreis der bevölkerungsreichste in Bayern. Und während die Einwohnerzahlen weiter steigen, bleibt der Wohnraum knapp. Mehr als 80 Prozent der Befragten finden die Kaufpreise für Wohnungen zu hoch, 50 Prozent kritisieren, es würden nicht genügend neue Wohnungen gebaut. Das Problem wird klar benannt - an der Lösung dürfte es weiter hapern: Zwei Drittel der Befragten sprachen sich dagegen aus, höher zu bauen, um die Wohnungsnot zu lindern.

Auf Rädern

Bei aller Liebe zum öffentlichen Nahverkehr: Das eigene Auto bleibt für (fast) tägliche Fahrten das meist genutzte Verkehrsmittel der Leser im Landkreis. Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen Nord und Süd. Auseinander gehen die Meinungen hingegen in Hinblick auf die gewünschten Gegenmaßnahmen zur Blechlawine: Während Leser im Norden besonders den Ausbau von Radwegen befürworten, wünscht man sich im Süden eher mehr Park-and-ride-Plätze. Das dürfte auch daran liegen, dass die südlichen Bahnhöfe oft aus dem Umland angefahren werden, während mit der Debatte um die Radschnellwege ab Garching das Thema Radeln im Norden sehr präsent ist. So richtig scheiden sich die Geister an der Frage, ob der Landkreis einen Autobahnsüdring benötige: Hier lag die Zustimmung im Norden deutlich höher als im Süden. Aber bloß kein Streit: Der Ring bleibt sicher noch eine Weile mehr Geist als Autobahn.

In jedem Alter

Sehr zufrieden sind die Leser mit Ärzten und Krankenhäusern im Kreis. Besorgt hingegen ist so mancher um die Versorgung von Jung und Alt: Ein Drittel der Befragten sehen zu wenig Alten- und Pflegeheimplätze. Und nur die Hälfte ist der Meinung, es gebe genügend Plätze in Kitas und Krippen. Auffallend: Im Norden ist man mit dem Angebot an Kinderbetreuung deutlich zufriedener als im Süden.

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