Lebensmittelskandal:Entwarnung beim Flüssig-Ei

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In Sachen Dioxin-Eier scheint es vorerst Entwarnung zu geben: Die Belastung bei den Produkten aus Pfaffenhofen liegt deutlich unter dem Grenzwert.

Bernd Kastner

In Sachen Dioxin-Eier scheint es vorerst Entwarnung zu geben: Das Flüssig-Ei, das in einem Mischbetrieb im Kreis Pfaffenhofen hergestellt wurde, liegt deutlich unter dem Grenzwert, teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Freitagnachmittag mit. Vermutlich stammt das verdächtige Flüssig-Ei, das an Münchner Firmen geliefert worden war, auch aus diesem Betrieb, so dass die dort gefundene Ware nicht kontaminiert wäre.

Am Viktualienmarkt verkaufen die Händler vor allem Bioeier an die verunsicherten Kunden. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine offizielle Bestätigung gab es dafür aber bis Redaktionsschluss nicht. Unklar ist auch, ob der geringe Dioxinwert im Pfaffenhofener Betrieb durch eine starke Mischung kontaminierter Eier mit sauberen zustande kam.

Wie berichtet, hatten Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferats (KVR) am Mittwoch in sieben Betrieben verdächtige Ware sichergestellt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben die Kontrolleure kein Rohmaterial mehr gefunden. Das Flüssig-Ei war entweder bereits verarbeitet oder an den Lieferanten zurückgeschickt worden. Die betroffenen Betriebe stellen unter anderem Backwaren her.

Auch in einer Großbäckerei der Rewe-Gruppe im Landkreis Dachau wurde verdächtiges Flüssig-Ei gefunden. Bereits produzierte Ware werde vorsorglich zurückgehalten, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien, so ein Firmensprecher. Offen ist, ob weitere Betriebe im Großraum München betroffen sind. Das LGL äußerte sich trotz mehrmaliger Nachfrage nicht dazu.

Das KVR war noch am Mittwochmittag von der Regierung von Oberbayern angewiesen worden, keine Presseauskünfte zu geben. Auch die Regierung schwieg weiter: ,,Wir geben keine Auskunft dazu'', hieß es am Freitag. Zuständig für die Information der Öffentlichkeit sei allein das LGL, das dem Umweltministerium angegliedert ist. Dort aber zeigte sich am Freitagvormittag eine Sprecherin weiter ahnungslos: "Ich bin da überhaupt nicht informiert", sagte sie zum verdächtigen Münchner Flüssig-Ei.

Dabei waren nach SZ-Informationen die verdächtigen Funde noch am Mittwoch vom KVR via Regierung von Oberbayern an das LGL gemeldet worden. Auf demselben Weg, nur von oben nach unten, war am Mittwoch das KVR informiert worden, das daraufhin seine Kontrolleure in die sieben Betriebe schickte.

Auch andere Stellen, die für die Unterrichtung der Verbraucher zuständig sind, geizten lange mit Informationen. Das Gesundheitsressort von Minister Markus Söder etwa reagierte seit Mittwochmorgen nicht auf Anfragen der SZ. Auf dem Internetportal "Verbraucherinformationssystem" ( www.vis.bayern.de) fand sich bis Mittwochnachmittag noch keine Zeile zum Dioxinskandal, keine Ratschläge für Verbraucher.

Erst auf Nachfragen der SZ im Justizministerium, das wegen seiner Zuständigkeit für den Verbraucherschutz das Portal betreut, wurden ein paar weiterführende Links eingestellt. Ein Justiz-Sprecher verwies darauf, dass für die Inhalte des Portals die kooperierenden Ressorts zuständig seien; im Falle des Dioxin-Skandals also das Umweltministerium, das die Zuständigkeit an das LGL delegiert habe.

Die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Anne Franke, kritisierte die Informationspolitik der Staatsregierung und den "Maulkorb" für das KVR. Auch hätten die Eier des Oberpfälzer Händlers, bei denen der Dioxin-Grenzwert bis zum Dreifachen überschritten wurde, früher untersucht werden müssen. "Das hat viel zu lange gedauert."

© SZ vom 8.1.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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