Lebensmittel:Onkel-Emma-Laden eröffnet im Lehel

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Startklar: Der Laden der "Onkel Emma"-Begründer Friedrich Cubigsteltig, Sandra Triolo, Livia Schommer und Fridolin Kleie (von links) nimmt Gestalt an. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Laden ist genossenschaftlich organisiert und bietet hochwertige Lebensmittel an. Bestellungen sollen auch ausgeliefert werden - mit dem Bollerwagen.

Von Alfred Dürr, Lehel

Der große Kühlschrank steht bereits in der Ecke. Die Regale an den frisch geweißelten Wänden sind auch schon da, aber noch leer; in der Mitte des Raumes findet sich ein Tisch mit Hockern drumherum. Richtig angelaufen ist der Betrieb also noch nicht, obwohl der Start für Mitte Juli angekündigt war.

Und Probleme gibt es auch noch mit der Lieferung der orangefarbenen Markise für die Schaufenster, denn: Die soll ein Markenzeichen für das neue Geschäft an der Ecke Adelgunden-/Mannhardtstraße im Lehel werden. "Onkel Emma" wird auf dem Logo stehen, das die Markise zieren soll. Und der Name ist Programm, schließlich handelt es sich um einen Tante-Emma-Laden der etwas anderen Art.

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Früher war dort ein Getränkemarkt, jetzt kommt die "Onkel Emma Einkaufsgenossenschaft e.G." Dem Vermieter hatte das Konzept offensichtlich gefallen - ein Architektenbüro, das sich ebenfalls um die Räume beworben hatte, war nicht zum Zug gekommen. Die "Onkel Emma"-Idee: Wer Mitglied der Genossenschaft ist, kann an bestimmten Wochentagen über die Website, telefonisch oder direkt im Laden die bestellten Lebensmittel und Drogerieartikel abholen oder sich in die in der Nähe liegende Wohnung oder ins Büro nebenan liefern lassen.

Die Genossenschaft hat bereits 18 Mitglieder

Friedrich Cubigsteltig, Sandra Triolo, Fridolin Kleie und Livia Schommer sitzen am Tisch und erläutern ihr Konzept. Die Form der Genossenschaft soll allen Mitgliedern ein Höchstmaß an Transparenz und Mitsprache in Bezug auf die Lieferanten und Vertriebswege bieten. "Wir können selbst bestimmen, welche Art von Lebensmitteln und Drogerieartikeln wir auswählen und von welchen regionalen Anbietern wir Obst, Gemüse oder das Fleisch beziehen", erklärt Fridolin Kleie. Immerhin 18 Mitglieder hat die Genossenschaft bereits jetzt, was aber natürlich noch viel zu wenig ist.

Kleie ist im Viertel aufgewachsen. Er hat, wie die anderen auch, Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt und studiert jetzt an der Kunstakademie; die Theke in der einen Ecke des Ladens hat er selbst gebaut. Friedrich Cubigsteltig hat ebenfalls handwerkliches Talent, von ihm stammt der Bollerwagen draußen vor der Tür. Mit Hilfe dieses kleinen Fuhrwerks sollen die Waren transportiert werden.

Der Genossenschaftsanteil, den jedes Mitglied einmalig einbringen muss, beträgt 100 Euro. Haushalte müssen zwei Anteile für dann 200 Euro erwerben, Firmen vier Anteile für 400 Euro. Wer ein geringes Einkommen hat, ist mit 100 Euro dabei. Das Konzept sieht vor, "hochwertige Lebensmittel zu einem vertretbaren Preis einzukaufen und diesen Preis mit einem angemessenen Aufschlag an die Mitglieder weiterzugeben".

Man sei vom Preisniveau her betrachtet kein Feinkostladen, könne aber auch nicht mit den Angeboten eines Discounters mithalten, sagen die Initiatoren von Onkel Emma. Mitglieder der Genossenschaft haben Vorrang bei Bestellung und Lieferung, externe Kunden müssen ein bisschen mehr zahlen.

Idealismus bestimmt das Handeln der Initiative

Im Laden selbst gibt es auch eine Ecke, in der man Getränke, Tabakwaren oder Süßigkeiten bekommt - das soll den "sozialen Charakter" der Genossenschaft betonen. Denn die Initiatoren wollen ihren Raum auch zum Kommunikationszentrum im Viertel machen. Man trifft sich, redet, schafft Kontakte, erfährt zum Beispiel auch auf einem Schwarzen Brett, was in der Nachbarschaft los ist - der Tisch und die Stühle stehen zum Miteinanderreden jedenfalls bereit für Besucher und Kunden.

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Viel Idealismus bestimmt das Handeln der Initiative. Vor allem in diesem Teil des Lehel, zwischen Isartorplatz und Mariannenplatz, sieht man Bedarf für diese besondere Form des Ladens. Hier gibt es junge, umweltbewusste Bewohner, die sich beim Einkaufen gerne an ökologischen Kriterien orientieren; für diesen Kundenkreis fehlt ein ausreichendes Angebot entsprechender Geschäfte. "In Haidhausen hätten wir keine Chance", sagt Friedrich Cubigsteltig, "da gibt es genügend solcher Adressen". Im Umfeld von Onkel Emma wohnen aber auch viele alteingesessene Bürger, die durchaus die Öko-Orientierung bei Lebensmitteln und den angebotenen Lieferservice schätzen.

Ähnlich sieht das der Bezirksausschuss (BA), der das Vorhaben ausdrücklich unterstützt: In der Gegend um die Adelgunden- und die Mannhardtstraße sei der Laden eine "Bereicherung bei der Nahversorgung", sagt Wolfgang Püschel (SPD), Planungssprecher im BA. Ein großer Vorteil sei das für das Viertel auf jeden Fall - auch wenn rein finanziell ein spürbarer Gewinn für die Genossenschaftsmitglieder nicht so schnell zu erzielen sein wird.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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