Lebenslange Haft:Mord aus Scham

  • Das Münchner Schwurgericht hat einen 44-Jährigen zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er seine Adoptivmutter getötet hat.
  • Aron F. habe vor der 77-Jährigen nicht als Versager dastehen wollen, weil er mit Glücksspiel viel Geld verloren und deswegen Forderungen des Finanzamtes nicht mehr beglichen habe.

Von Christian Rost

Weil er seine Adoptivmutter getötet hat, ist ein 44-jähriger Diplom-Chemiker am Freitag vom Münchner Schwurgericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der Vorsitzende Richter Michael Höhne sagte, Aron F. habe vor der 77-Jährigen nicht als Versager dastehen wollen, weil er mit Glücksspiel viel Geld verloren und deswegen Forderungen des Finanzamtes nicht mehr beglichen habe. F. fürchtete einen Besuch der Steuerfahndung, was seine Adoptivmutter mitbekommen hätte. "Er hat sie auch getötet, um ihr die Aufregung zu ersparen", sagte Höhne.

Aron F. saß in dunklem Anzug und hellblauem Hemd auf der Anklagebank und nahm das Urteil regungslos hin. Dass er hart bestraft würde, hatte er schon unmittelbar nach der Tat in einer E-Mail an eine Kanzlei für Patentrechte geschrieben, für die er tätig war: Er müsse die Zusammenarbeit beenden, weil er für lange Zeit in Haft komme, zitierte Höhne aus der Mail.

Wenn F. etwas getan habe, dann "exzessiv"

Studienfreunde hatten den Angeklagten als "Mensch der Extreme" beschrieben. Ob Kampfsport, Billard oder Alkohol und Drogen. Wenn F. etwas getan habe, dann "exzessiv". Mit allem konnte er aufhören, auch mit den Drogen, vom Glücksspiel aber kam er nicht mehr los. Mit Roulette und Black Jack im Internet kompensierte er, dass ihn seine Mutter als Ersatz für einen Lebenspartner ansah und ihm keine Freiheiten ließ. Seine Freundinnen hatte sie ihm regelrecht "weggebissen", wie Verteidiger Steffen Ufer sagte.

Von 2009 bis 2014 verspielte Aron F. rund 346 000 Euro. Er konnte sich das leisten, weil er 10 000 Euro im Monat verdiente. Allerdings hatte er keine Rücklagen mehr, als Steuernachforderungen kamen. "Der perfektionistische Angeklagte schämte sich vor seiner Adoptivmutter, die von der Spielsucht nichts wusste, und beschloss, sie zu töten", sagte der Vorsitzende Richter. Auch hatte es F. auf den Schmuck des Opfers abgesehen, um Schulden zu bezahlen. Dabei sei seine finanzielle Situation zwar angespannt, aber keinesfalls aussichtslos gewesen, so Höhne. F. setzte seinen Entschluss am 14. März 2014 dennoch in die Tat um und erwürgte seine Mutter mit Händen, einem Stock, einem Gürtel und einer Tüte in der gemeinsamen Wohnung in Großhadern. 15 Minuten dauerte der Todeskampf. Die Verteidigung, die auf Totschlag plädiert hatte, kündigte Revision an.

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