Lebendige Nachbarschaft:"Wie ein Dorf"

Lesezeit: 1 min

Im Wohnquartier Ackermannbogen funktioniert das Zusammenleben

Von Ellen Draxel, München

Katinka Ruthel gehört zu den Pionieren am Ackermannbogen. Sie war schon mit von der Partie, als der erste Bauabschnitt fertig wurde. Als sie jetzt mit ihrer Familie umzog, geschah dies - natürlich - innerhalb der Siedlung. "Wir wollten bleiben, weil das für die Kinder super ist, die können draußen frei spielen." Die Familie wohnt jetzt im vierten und letzten Bauabschnitt, dort hat Katinka Ruthel ein Netzwerk an Babysittern.

Weil sie zusammen mit acht weiteren Familien in einem Bauherrenmodell das Haus selbst errichten ließ, in dem sie jetzt lebt, ist es auch einigermaßen bezahlbar geblieben. Wie Ruthel ist es im Laufe der vergangenen 15 Jahre vielen ergangen. Die Siedlung am Ackermannbogen, am Fuße des Olympiaparks, nur ein paar Schritte vom urbanen Schwabing und vom Tollwood-Gelände entfernt, wurde vom Reißbrett an als ambitioniertes Projekt gefördert. Der Freistaat hatte sein Augenmerk auf den Baufeldern ebenso wie die Münchner Stadtplanung, innovative Siedlungsmodelle wurden ebenso unterstützt wie energetische Pilotvorhaben und nachbarschaftliche Netzwerke. Und natürlich, darauf weist der Verein Ackermannbogen e. V. hin, sind die Appartements auch für unterschiedliche Einkommensgruppen interessant: 50 Prozent aller Wohnungen sind gefördert, 50 Prozent sind frei finanziert.

"Die Münchner Mischung umzusetzen, reicht allein nicht", relativiert indes Heidrun Eberle, die von Beginn an die Nachbarschaftsbörse koordiniert. "Ein Quartier erfolgreich im Sinne einer funktionierenden Nachbarschaft zu machen, dazu braucht es schon Strukturen und Anlaufstellen." So gibt es im Wohnquartier nicht bloß das beliebte Restaurant Rigoletto, sondern auch drei moderierte Bewohnertreffs, den Ackermannbogen-Verein mit seinen ehrenamtlichen Mitstreitern inklusive Gruppen wie "Älter werden am Ackermannbogen", einen Jugendtreff, Sportangebote, Jazzreihen, bald auch einen Nachbarschaftsgarten - einen Acker, in dem Nachbarn gemeinsam pflanzen und ernten können. "Die Leute müssen nicht weit weg, können alles fußläufig erreichen", sagt Eberle. Das trage zur Wohnzufriedenheit bei und steigere zugleich die Bereitschaft der Anwohner, sich selbst einzubringen.

Eine große Rolle spielen auch die günstige Lage zwischen Schwabing und dem Olympiapark und die Mischung der Wohnungsmodelle, die ausgesprochen gut verteilt wurden. "Sozialer Wohnungsbau ist bei uns eingestreut, zieht sich durch alle Straßen und Bauabschnitte", betont Eberle. Und dass Baugemeinschaften und Genossenschaften von Anfang an als kreative Geister viel zu der lebendigen Nachbarschaft beigetragen haben, hat bei nachfolgenden Projekten Pate gestanden. "Uns gefällt es einfach gut", sagt Katinka Ruthel, "weil es wie ein Dorf ist".

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: