Langwied:Feiner Unterschied

Langwied: Sinnvoll: AWM-Mitarbeiter beraten die Bürger bei der Entsorgung.

Sinnvoll: AWM-Mitarbeiter beraten die Bürger bei der Entsorgung.

(Foto: Robert Haas)

Die Wertstoffhöfe der Stadt sind alles andere als Müllhalden. Was hier zählt, ist die Wiederverwertbarkeit

Von Jakob Pontius, Langwied

Im Keller steht noch immer ein alter Kühlschrank neben der kaputten Waschmaschine, in der Garage stapelt sich der Sperrmüll, auf dem Dachboden ist vor lauter Kleiderkisten kein Platz mehr zum Aufhängen der Wäsche - es gibt einen Ort, an dem diese Sorgen auf einen Schlag gelöst werden können: den Wertstoffhof. Aber was gibt dem Wertstoff seinen Wert, und welche Rümpelreste gehören eher in den Hausmüll? Den Konflikt zwischen Halde und Wiederverwertung tragen die Haushalte in den Alltag der Mitarbeiter auf den Höfen.

Die größte Hürde zwischen Wohnung und Wertstoffhof ist - neben dem inneren Schweinehund - das Finden des Weges. Den "Wertstoffhof Plus Langwied" etwa sucht man bei Google Maps vergeblich. Ist man einmal angekommen, sieht aber alles ganz einfach aus. Die Einfahrt führt auf zwei futuristische Halbdächer zu, flach gewölbt und mit Solarzellen bepflastert. Dazwischen ist schon emsiges Treiben im Gange - an einem durchschnittlichen Samstag kommen mehr als 1500 Kunden, wie Hofmeister Frank Weinhold erzählt.

Die insgesamt zwölf Münchner Wertstoffhöfe werden vom Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) betrieben, und von den Abfallgebühren der Münchner bezahlt. Das heißt, jeder Bürger mit Hauptwohnsitz in der Landeshauptstadt kann hier Wertstoffe abliefern - in haushaltsüblichen Mengen: maximal zwei Kubikmeter sind erlaubt, was etwa einem gut gefüllten Kombi entspricht.

In Langwied stehen Container für Sperrmüll und Holz, für Bauschutt oder Hartplastik. Elektroschrott gibt der AWM an lokale Sozialbetriebe weiter, die Brauchbares heraussuchen und verwerten, erzählt Weinhold. Man wird hier aber auch die Altkleider, größere Gartenabfälle vom Frühlingsgroßeinsatz und Problemstoffe los - letztere gehören bekannterweise auf keinen Fall in den Hausmüll.

Die Betonung des Wertes im Wertstoff ist dem stellvertretenden Platzwart Halim Kilicaslan besonders wichtig. Man sei hier nicht auf einer Müllhalde, was leider nicht alle Kunden verstehen und einsehen würden. Für die Grenze zwischen Müll und Wertstoff gebe es eine einfache Daumenregel: Es kommt auf die Verwertbarkeit an. Etwa die Hälfte der Bürger, die auf den Platz kommen, seien auch tatsächlich an einer Weiterverwertung interessiert, so der Vize-Platzwart, und brächten ihr Material bewusst zum Recycling. Die andere Hälfte sei schon mal patzig, wenn man ihnen Erklärungen anbiete und einfachen Hausmüll wieder mitgebe.

Die meisten Differenzen ließen sich lösen, hört man aus den Erzählungen der Mitarbeiter heraus. Ärger machen aber jene, die man gar nicht trifft: Für die sogenannte "wilde Ablagerung" hat hier keiner Verständnis. Wenn Menschen außerhalb der Öffnungszeiten ihr Zeug vor die Tore der Anlage stellen, sei das nicht nur für die Umwelt gefährlich - zumal oft Öl oder Autobatterien darunter seien -, sondern auch strafbar. Und auch unnötig, da die Wertstoffhöfe an sechs Tagen in der Woche geöffnet sind.

Die Öffnungszeiten und ein detailliertes Abfalllexikon finden sich im Internet unter www.awm-muenchen.de. Wer dort nachschaut, befolgt wie von selbst schon einen ganz simplen Ratschlag, den Kilicaslan parat hat, um Ärger auf beiden Seiten zu vermeiden: "Planen Sie Ihren Ausflug zum Wertstoffhof so, als würden Sie zum Einkaufen fahren."

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