Schlittenfahren:Kilometerlanges Rodelvergnügen am Wallberg

Die längste Naturrodelbahn Deutschlands am Wallberg ist eine Herausforderung für die Schlittenfahrer - und vor allem für die Betreiber

Von Isabel Meixner, Rottach-Egern

Der Schneeberg neben der Talstation der Wallbergbahn würde nicht weiter auffallen, wäre da nicht die Beschneiungsanlage. Eine Schneelanze, um den Parkplatz zu beschneien? Markus Maier lacht, greift in den Schnee und zerreibt ihn zwischen seinen Fingern. "Schauen S'", sagt der Betriebsleiter der Bergbahn. "Dieser Schnee ist krank." Schon viele Autos sind über ihn drübergefahren, deshalb hält er nicht mehr zusammen. Warum das wichtig ist? Maier und seine Kollegen betreiben am Wallberg die längste Naturrodelbahn Deutschlands mit einem Höhenunterschied von 825 Metern. Und genauso wie der Schnee am Parkplatz bei den vielen Autos "krank" wird, wird er es auf der 6,5 Kilometer langen Abfahrt, wenn an schönen Wintertagen bis zu 2500 Schlittenfahrer über ihn ins Tal hinabsausen. Und hier kommt die Beschneiungsanlage ins Spiel: Täglich transportieren die Mitarbeiter der Wallbergbahn mit einem Mistbreiter Hunderte Kubikmeter Schnee in die Höhe, um die Abfahrt wieder zu präparieren. Denn sonst würde es schnell heißen: Rodelstrecke gesperrt, weil die Hundertschaften an Schlittenfahrern die Forststraße freigebremst haben.

Anders als kürzere - und zum Teil höher gelegene - Strecken wurde die Rodelbahn am Wallberg oberhalb des Tegernsees erst am Montag geöffnet. Zwar hatte es schon in der vergangenen Woche stark geschneit, doch bei minus 15 Grad fiel nur Pulverschnee, und der eignete sich nicht als Unterlage für die Piste. In solchen Fällen müssen Maier und seine Kollegen erst einmal den Kunstschnee auf den Berg karren. Außerdem hatte Sturm den Schnee vor allem im oberen Bereich des Wallbergs weggeweht. Die Schlittenfahrer, die nach ihrer 30-minütigen Abfahrt voll weißem Schneestaub im Tal ankommen, sind jedenfalls begeistert. "Alter, hast du gesehen, wie's mich zerlegt hat?", ruft der eine voller Enthusiasmus, der andere: "Ich bin voll gesprungen." Vor allem im oberen Bereich ist die Rodelbahn steil, Plakate warnen vor engen Kurven wie vor den Serpentinen, an denen der Schlittenfahrer kräftig die Füße in den Schnee rammen muss zum Bremsen. Erst im unteren Teil wird es flacher. "Ideal", antwortet eine Rodlerin auf die Frage, wie die Piste denn sei. "Keine Löcher, nirgends schaut die Straße raus - das macht total Spaß so!"

Zumindest war das am Dienstag so. Wie schnell sich die Bedingungen zwischen 1620 und 795 Meter Höhe und auf 6,5 Kilometer Länge ändern können, zeigte sich am Donnerstag: Wegen Schneeverwehungen musste die Rodelbahn gesperrt werden. "Wenn du aufmachst, musst du sicher sein, dass der Schnee auch hält. Mitten am Tag kannst du die Strecke nicht einfach schließen", sagte Maier zwei Tage vorher und verwies nochmals auf die Zahl von 2500 Schlittenfahrern an schönen Tagen. Wer ein paar Mal mit seinem Schuh über festen Schnee auf einer Straße schabt, merkt, wie schnell er auf den Asphalt stößt. Gleiches passiert beim Schlittenfahren, wenn mit dem Füßen gebremst wird. Auch wenn die Rodelbahn vereist ist, wird sie geschlossen. Woher weiß Maier, wann die Grundlage reicht? "Irgendwann hat man ein Gefühl dafür", sagt Maier, der seit elf Jahren als Betriebsleiter arbeitet. Stand Donnerstagnachmittag ging die Wallbergbahn davon aus, die Strecke am Wochenende wieder geöffnet zu haben. Letztlich wird diese Frage aber Maiers Gefühl beantworten.

Auf der Internetseite der Wallbergbahn unter www.wallbergbahn.de/geoeffnete-anlagen können sich Schlittenfahrer informieren, ob die Rodelbahn geöffnet ist.

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