Lange Nach der Museen:Letzte Gelegenheit

Deutsches Museum schließt nach der "Langen Nacht" Abteilungen

Von Martina Scherf

Ein Stück vom Mond, ein kleiner Splitter nur, doch tausendmal kostbarer als Gold: Zusammen mit der Deutschlandflagge, die im Weltall war, liegt er in einer Vitrine des Deutschen Museums. Was könnte er alles erzählen. Wie der Mond an den Himmel kam, zum Beispiel, warum Mondstaub für Menschen gefährlich ist, oder wie er selbst auf Erden der Symbolpolitik diente. Harrison Schmitt hatte den Stein 1972 von der letzten Apollo-Mission mitgebracht, Präsident Nixon schenkte ihn der Bundesregierung "als Symbol der Einheit menschlicher Bestrebungen", so die Widmung, in der "Hoffnung der amerikanischen Bevölkerung auf eine friedliche Welt". Sicher war es auch eine Geste mitten im Kalten Krieg: Seht her, wir Amerikaner haben es geschafft. Wer das wertvolle Stück nochmals sehen will, bevor es verpackt wird, hat in der Langen Nacht der Museen dazu Gelegenheit.

Mit Musik, Tanz und Sonderführungen feiert das Museum in der Nacht zum Sonntag seine lang ersehnte Zeitenwende. Danach schließen sich hinter einigen Ausstellungen die Tore, bevor sie fünf Jahre später wieder geöffnet werden und Phase zwei der Sanierung beginnen kann. 2025, zum 100. Geburtstag des Hauses, soll alles fertig und modern sein. Raketen, Klaviere und Kraftmaschinen wandern deshalb vorübergehend ins Depot. In verfrühter Wehmut schrieben Stammbesucher schon vor Monaten ans Museum: Wann kann ich nochmals durchs Elektronenmikroskop blicken, wie lange ist die Terrasse mit den Sonnenuhren geöffnet, finden keine Vorführungen am Faradayschen Käfig mehr statt? Die Hochspannungsanlage, Lieblingsort vieler Besucher, wird es weiterhin geben, ebenso das Elektronenmikroskop, den Flugsimulator - beide ziehen innerhalb des Hauses um - und den Sonnenuhrengarten.

Der Museumsturm mit dem Foucaultschen Pendel bleibt allerdings von Sonntag an geschlossen. Abschied nehmen heißt es auch von der Raumfahrthalle mit Raketen, Satelliten und dem Mondauto. Dafür erwartet Besucher das wunderbar renovierte Planetarium. Dort findet am Samstag eine Premiere statt: "From Earth to Universe", eine neue Show, die künftig regelmäßig neben dem bisherigen Weltraumfilm gezeigt wird. Eine 30-minütige Reise, beginnend bei antiken Vorstellungen vom Universum bis zum Bau heutiger Super-Fernrohre, ein virtueller Flug in die Tiefen des Alls, mit Nahaufnahmen von Planeten und Sonne. Die Show hat der junge griechische Filmemacher Theofanis Matsopoulos für das Planetarium der Europäischen Südsternwarte in Garching produziert, das 2017 eröffnet werden soll. Vorab ist sie im Deutschen Museum zu sehen.

Zum vorläufig letzten Mal fährt auch die Modelleisenbahn mit ihren 22 Loks. Sie blieb auf der Insel, als die großen Eisenbahnen 2006 ins Verkehrszentrum auf der Theresienhöhe gezogen sind. Dort ist noch bis Sonntag die Schau "Goggo macht mobil" zu sehen. Mit etwas Glück ergattert man sogar einen Platz in einem alten Rolls Royce. Zwischen Insel und Verkehrszentrum fährt während der Museumsnacht ein Oldtimer-Shuttle. Währenddessen gibt es im Haupthaus Führungen durchs Bergwerk (bleibt geöffnet) im Dunkeln.

Die "Lange Nacht der Museen" findet am Samstag, 17. Oktober, von 19 bis 2 Uhr statt.

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