Landwirtschaft:Weniger machen mehr

Landwirtschaft: Wer als Landwirt eine Zukunft haben will, muss sich vergrößern, neue Standbeine finden oder sich spezialisieren: Horst Schönegge setzt auf seinen Bio-Gemüsehof in Meilendorf.

Wer als Landwirt eine Zukunft haben will, muss sich vergrößern, neue Standbeine finden oder sich spezialisieren: Horst Schönegge setzt auf seinen Bio-Gemüsehof in Meilendorf.

(Foto: Marco Einfeldt)

Immer mehr Landwirte im Landkreis geben ihre Bauernhöfe auf und suchen sich alternative Einnahmequellen.

Von Katharina Aurich

Auch im Landkreis Freising macht sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft deutlich bemerkbar. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche hat sich in den vergangenen 40 Jahren um 10 000 Hektar auf heute ungefähr 46 000 Hektar verringert, meldet das Statistische Landesamt. Die Böden werden von immer weniger Betrieben genutzt: Vor vier Jahrzehnten zählte das Amt für Landwirtschaft 3600 Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe, heute sind es gut 1600.

Ihre durchschnittliche Größe hat sich von 15,5 auf 35 Hektar mehr als verdoppelt. Besonders gravierend verändert hat sich die Milchviehhaltung, die Zahl der Kuhhalter ist von 2170 Betrieben 1977 auf unter 300 geschrumpft. Diejenigen Milchbauern, die es noch gibt, haben die Zahl ihrer Tiere mehr als verdreifacht, durchschnittlich stehen heute 30 Kühe im Stall, immer noch wenig im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt von 57.

Wer als Landwirt eine Zukunft haben will, muss sich vergrößern, neue Standbeine finden oder sich spezialisieren. Die Voraussetzungen dafür seien im dicht besiedelten Landkreis Freising sehr gut, denn es gebe eine kaufkräftige Bevölkerung und dadurch neue Möglichkeiten, sagt Professor Alois Heißenhuber, der viele Jahre lang den Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues an der TU inne hatte. Einige Landwirte kombinierten ihren Bauernhof mit einer Gastwirtschaft, andere bauten Biogemüse für die Wochenmärkte an, richteten Käsereien ein oder machten aus dem Kuhstall eine Pferdepension.

Der Flughafen hat den Strukturwandel beschleunigt

Wer mit der Landwirtschaft aufhöre, habe Job-Alternativen, die leer stehenden Stallungen und Scheunen könnten als Unterstellplätze für Wohnwagen vermietet werden. Die landwirtschaftlichen Flächen ließen sich an andere Bauern verpachten. "Flächen sind knapp und die Pachtpreise hoch", stellt Heißenhuber fest. Beschleunigt wurden die Veränderungen der landwirtschaftlichen Struktur im Landkreis Freising durch den Bau des Flughafens im Erdinger Moos, der 1992 in Betrieb ging. "Der geplante Flughafen war ein Dauerbegleiter der Landwirte", erinnert sich Stefan Wennesz, von 1969 bis 2007 Geschäftsführer des Bauernverbands in Freising. Erst habe kein Landwirt verkaufen wollen, aber als Ersatzflächen und neue Betriebe angeboten worden seien, hätten die meisten Betroffenen eingewilligt. Sonderkulturen wie die Pfefferminze seien aber ganz verschwunden, sagt Professor Heißenhuber.

Die Landwirte im Landkreis organisierten sich bereits in den Siebzigerjahren, um ihre Position am Markt als Rohstoffanbieter zu verbessern. In Freising gründeten sie 1970 als erste Vereinigung dieser Art in Bayern die Milcherzeugergemeinschaft Weihenstephan. Da sich nicht jeder einzelne Landwirt teure, große Maschinen kaufen konnte, entstand bereits 1961 ein Maschinenring, 1977 kam im Landkreis zum ersten Mal die Rundballenpresse zum Einsatz. Viele Diskussionen habe es in den vergangenen 40 Jahren über die Flurbereinigung gegeben, Flächen wurden zusammengelegt, Straßen und Wege gebaut, um Äcker und Wiesen effizienter bewirtschaften zu können. Nur im Hopfenanbau habe sich wenig verändert, sagt Wennesz.

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