SPD-Plus in Bayerns Hauptstadt:Ude-Effekt in München

Ruth Waldmann, gewählt im Stimmkreis Milbertshofen.

Hat es geschafft: Ruth Waldmann (SPD) hat den Stimmkreis München - Milbertshofen gewonnen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ude macht's möglich: In der Landeshauptstadt schneidet die SPD etwas besser ab als andernorts. In mehreren Stimmkreisen ist die Auszählung lange spannend, am Ende schafft es aber nur Ruth Waldmann direkt in den Landtag. Eine zweite Sozialdemokratin führt erst und scheitert dann doch.

Von Nina Bovensiepen,Silke Lode und Katja Riedel

Der erhoffte bayernweite Schub für die SPD blieb zwar aus - bei der Landtagswahl am Sonntag war in München ein gewisser "Ude-Effekt" aber spürbar. Die Kandidatur von OB Christian Ude bescherte der SPD in der Landeshauptstadt ein besseres Ergebnis als bei der Wahl 2008. Die Sozialdemokraten konnten 32,2 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. 2008 hatte die SPD in München mit 28,2 Prozent das schlechteste Ergebnis in der Nachkriegszeit erzielt.

Auf die CSU entfielen laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 36,6 Prozent der Stimmen. Vor fünf Jahren hatte die Partei in München mit 31,7 Prozent abgeschnitten, was angesichts von 48,7 Prozent 2003 allerdings ein herber Einbruch war. Die größten Verluste verzeichnete die FDP, sie kam auf 5,6 Prozent nach 12,6 Prozent vor fünf Jahren. Auch die Grünen verloren Wähler, nach 14,4 Prozent 2008 erzielten sie nun 12,1 Prozent.

Für Spannung sorgte die Auszählung in den acht Münchner Stimmkreisen. Der Blick lag vor allem auf dem prominent besetzten Schwabing, wo die zwei Minister Ludwig Spaenle (CSU) und Wolfgang Heubisch (FDP) unter anderem gegen die Grünen-Spitzenkandidatin für den Landtag, Margarete Bause, und die SPD-Bildungsexpertin Isabell Zacharias antraten. 2008 hatte Spaenle mit dem Vorsprung von nur 725 Erststimmen vor Zacharias den Stimmkreis geholt.

Die SPD siegt in Milbertshofen

Sonntagabend führte Zacharias das Rennen zunächst an - und unterlag dann doch gegen Spaenle. Nur in Milbertshofen gewann die SPD-Kandidatin Ruth Waldmann gegen CSU-Konkurrentin Mechthilde Wittmann. 2008 hatte die CSU ebenfalls sieben der acht Münchner Stimmkreise gewonnen. Auch damals bildete Milbertshofen die Ausnahme, wo der damalige Spitzenkandidat der SPD, Franz Maget, überlegen war.

Bei den Wahlfeiern und im Kreisverwaltungsreferat, wo viele Politiker den Abend verbrachten, herrschte eher trübe Stimmung - abgesehen von Jubel bei der CSU. "Ich denke mir: Was muss noch passieren für einen Wechsel? Jetzt hat die CSU wieder die absolute Mehrheit", sagte Christine Strobl, die zweite Bürgermeisterin. Sie wolle keine Wählerschelte betreiben, so Strobl, "aber ich weiß nicht, was die SPD im Wahlkampf noch hätte besser machen können. Ude hat gekämpft." Dieter Reiter, der Ude im nächsten Jahr als Oberbürgermeister folgen will, erklärte, die SPD habe einen "Achtungserfolg" erreicht, zu mehr habe es nicht gereicht.

Bei den Münchner Grünen dominierte um 18 Uhr, als die ersten Zahlen liefen, angesichts des eigenen Abschneidens Schweigen. Jubel kam in der Muffathalle nur auf, als das FDP-Ergebnis verkündet wurde. "Wir müssen jetzt rausgehen und nächste Woche bei der Bundestagswahl ein zweistelliges Ergebnis nach Berlin schicken", sagte Sebastian Weisenburger, der Chef der Münchner Grünen. OB-Kandidatin Sabine Nallinger erklärte, es gebe für die Themen der Grünen "bundesweit ein Potenzial von 35 Prozent", aber anscheinend sei es nicht gelungen, diese Themen richtig zu transportieren.

Nallingers FDP-Konkurrent bei der OB-Wahl, Michael Mattar, sprach angesichts des Ausscheidens seiner Partei aus dem Landtag von einer "absolut bitteren Niederlage". "Uns ist es nicht gelungen, den Beitrag der Liberalen in der Landesregierung klar zu machen." Die CSU sei der einzige Gewinner der Wahl.

Wahlbeteiligung höher als 2008

Bei den Siegern wurde entsprechend gejubelt. OB-Kandidat Josef Schmid sagte, das Ergebnis der Landtagswahl zeige, wie hart seine Partei für die Belange der Menschen arbeite. "Nur daher kommt's. Ich fühle mich bestärkt: Weitermachen." Das sei Rückenwind für die Kommunalwahl. Otmar Bernhard, der die Münchner CSU bis 2011 führte, sagte: "Da muss man mal europaweit schauen - eine absolute Mehrheit zurückzuerobern . . ." Das sei das Ergebnis einer langjährigen konsistenten Politik. Ude dagegen habe "kein Konzept gefunden, keine Idee entwickelt".

Positiv im Vergleich zur vergangenen Landtagswahl stellte sich in München die Wahlbeteiligung dar. Sie lag bei 62,8 Prozent - und damit deutlich höher als 2008, als 55,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben hatten. Dass in diesem Jahr mehr Münchner wählen würden, hatte sich im Tagesverlauf bereits abgezeichnet. Bei vielen Wahllokalen wurde bis zum Mittag zwar eine ähnlich niedrige Beteiligung registriert wie bei der vorangegangenen Landtagswahl. Im Vergleich zu früher machten aber deutlich mehr Bürger ihre Kreuze per Briefwahl - insgesamt 29,1 Prozent der Wahlberechtigten hatten sich die Unterlagen nach Hause schicken lassen.

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