Zum Vatertag:Oh, mein Papa

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Neubiberg, Unterbiberg, Vater und Sohn Kyrein Neubiberg, Unterbiberg, v.li. Vater und Sohn Josef und Rudolf Kyrein, Landwirte auf dem gemeinsamen Hof, für Vatertag, Foto: Angelika Bardehle (Foto: Angelika Bardehle)

Vorbild, Vertrauter, Freund: Acht Söhne und Töchter über ihr Verhältnis zu ihren Vätern. Acht Liebeserklärungen.

Von Daniela Bodeund Christina Hertel

Väter sind Vorbild und Reibungspunkt. Sie bringen einem Fußballspielen bei und zeigen einem, wie man ein Baumhaus baut. Väter sind stark. Väter sind mutig. Väter sind still. Wenn sie aber laut werden, weiß man: Es gibt echte Schwierigkeiten. Das ist natürlich nur ein Klischee. Wie ein Vater wirklich ist, darauf hat wohl jeder eine eigene Antwort. Acht Persönlichkeiten aus dem Landkreis sprechen zum Vatertag über die Beziehung zu ihrem Papa. Wie hat er sie geprägt? Wie behalten sie ihren Vater in Erinnerung?

Wie der Papa

Felix Helfrich, 27, aus Ismaning ist wie sein Vater Arno Helfrich Polizist. Arno Helfrich ist sogar ein ziemlich erfolgreicher. Er leitet fünf Kommissariate, unter anderem das für Opferschutz.

Vatertag Felix und Arno Helfrich (Foto: N/A)

"Ein Papa bei der Polizei - das fanden früher alle Freunde spannend. Ich wollte deshalb auch schon immer Polizist werden, aber zuerst klappte es nicht. Ich war übergewichtig. Nachdem ich abgenommen hatte und eigentlich schon einen anderen Beruf gelernt, hat mich mein Vater ermutigt, es noch mal bei der Polizei zu probieren. Heute würde ich auch gerne so erfolgreich werden wie er. Aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Er hat ja wirklich viel erreicht. Unter Druck setzt mich das nicht. Aber wenn ich neu an eine Dienststelle komme, wissen viele schon vorher, wer ich bin. ,Bist scho wie dei Papa', heißt es dann. Das ist als Lob gemeint, aber ich würde mir meinen Ruf manchmal lieber selbst erarbeiten. Dabei haben wir tatsächlich viel gemeinsam. Wir haben fast einen identischen Humor, wir sind beide zielstrebig und offen gegenüber Neuem. Wenn mich als Kind etwas bedrückt hat, konnte ich immer zu ihm kommen und er hat mir dann ehrlich seine Meinung gesagt. Heute bin ich auch so. Ich halte mit meiner Meinung nie hinter dem Berg.

Wichtiger Gesprächspartner

Karl Klebel, 80, aus Ottobrunn erinnert sich gern an seinen gleichnamigen Vater, der 1984 gestorben ist. Karl Klebel junior wurde mehrfach für sein ehrenamtliches Engagement für eine Schule in La Paz und in der örtlichen Pfarrei Sankt Albertus Magnus ausgezeichnet. Seinen Vater schätzte er als Gesprächspartner.

Ottobrunn: Karl Klebel Foto: Claus Schunk (Foto: Claus Schunk)

"Mein Vater war Polizeioffizier und schon vor dem Krieg viel unterwegs. 1944 ist er nach dem Russlandfeldzug schwer verwundet mit einer Hepatitis aus dem Krieg zurückgekommen. Als Kind habe ich eigentlich nichts von ihm mitbekommen, ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, mit elf weiteren Kindern. Die Zeit, die ich als Erwachsener mit meinem Vater hatte, war aber eine gute Zeit.

Er hat mir viel von seinen Kriegserlebnissen erzählt, das kam immer wieder hoch. Ich glaube, es war ihm auch wichtig, dass ich ihn verstehe. Aber das merkt man immer erst hinterher. Ich habe ihn als sehr ehrlich und offen erlebt. Die Gespräche mit ihm möchte ich nicht missen. So eine richtige Vater-Sohn-Beziehung gab es aber nie. Sein Wunsch war zum Schluss immer, dass ich Priester geworden wäre. Es kam mir vor, als hätte er durch mich ein bisserl was gut machen wollen, was im Krieg passiert war. Den sozialen Touch habe ich von meiner Großmutter."

Politik im Blut

Katharina Dworzak, 33, tritt politisch in die Fußstapfen ihres Vaters Helmut Dworzak, der 22 Jahre lang Bürgermeister in der Gemeinde Haar war. Das Interesse für Kommunalpolitik hat er an seine Tochter weitergeben. Sie sitzt wie früher der Vater für die SPD im Gemeinderat und ist immerhin schon zweite Bürgermeisterin.

Vatertag, Katharina Dworzak (Foto: N/A)

"Mein Vater hat mir gezeigt, dass man etwas gestalten kann, seine Ideen verwirklichen. Schon früher saßen wir abends stundenlang in der Küche und haben diskutiert. Er ist ein wichtiger Ratgeber für mich und ich nehme immer ernst, was er sagt. Das war auch schon früher so. Zum Beispiel riet er mir nach dem Abitur davon ab, Ägyptologie zu studieren. Ich habe mich dann für sozialwissenschaftliche Geografie entschieden, lustigerweise so ähnlich wie mein Vater. Er hat Geografie auf Lehramt studiert. Wir interessieren uns beide sehr für Städtebau. Und ich denke, was Haar auszeichnet, ist, dass man während seiner Amtszeit nicht einfach wild drauf losgebaut hat. Noch heute werde ich in der Gemeinde oft darauf angesprochen, was er für ein toller Bürgermeister war. Ich glaube, das ist etwas Besonderes, über so eine lange Zeit so eine gute Reputation zu haben. Man sollte aber nicht versuchen, jemanden zu kopieren. Jeder bringt ja seine eigene Persönlichkeit mit. Ich bin auch immer meinen eigenen Weg gegangen. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass ich sehr stolz auf meinen Vater bin."

Ein Vorbild

Heinzpeter Rühmann, 74, ist nicht in die Fußstapfen seines berühmten Vaters, des Schauspielers Heinz Rühmann gestiegen, bekannt aus Filmen wie "Die Feuerzangenbowle". Heinzpeter Rühmann schlug eine wissenschaftliche Karriere ein und war bis zu seiner Pensionierung Professor für Ergonomie an der TU in Garching. Nur ein einziges Mal stand er vor der Kamera: 1954, als Zwölfjähriger, an der Seite von Romy Schneider in dem Film "Feuerwerk". Doch das hatte, wie er sagt, monetäre Gründe. Er wollte sich ein Moped kaufen.

Vatertag Peter und Heinz Rühmann (Foto: N/A)

"Schauspieler wollte ich nie werden, Kameramann hätte ich mir vorstellen können. Doch mein Vater hat mir immer davon abgeraten, ins Filmgeschäft einzusteigen. Wahrscheinlich aus gutem Grund, denn meine Eltern hatten es in ihrem Beruf nicht immer leicht. Mein Vater wollte, dass ich etwas Bodenständiges mache. Er war selbst von Technik begeistert und hat immer wieder gesagt: ,Du bist doch technisch begabt, mach' doch etwas mit Technik!' Heute bin ich ihm dankbar für seinen Rat.

Obwohl er beruflich viel unterwegs war, wollte er mir ein guter Vater sein. Es war ihm wichtig, dass ich Vertrauen zu ihm habe und mit allen Sorgen zu ihm kommen kann. Ob wir uns ähnlich sind? Äußerlich vielleicht ein wenig, manchmal werde ich darauf angesprochen. Charakterlich eher nicht. Mein Vater war ein sehr introvertierter, stiller Mensch, für den nur seine Arbeit zählte. Jeder hatte sich danach zu richten. Und sein Erfolg gab ihm Recht. Dabei blieb er bescheiden, war bis zu seinem Lebensende fleißig. In diesem Punkt ist er ein Vorbild für mich.

Daheim zu Hause

Nadine Metzger, 20, Gründerin der Dirndlschaft in Haar, hat mit ihrem Vater Martin Metzger ein gemeinsames Ziel: das bayerische Brauchturm erhalten. Wie die Tochter rief auch der Vater einen Verein ins Leben: D'Salmdorfer.

Nadine Metzger und Vater Martin Metzger (Foto: N/A)

"Schon von klein auf hat mich mein Vater zu den Vereinen, zu den Festen im Dorf mitgenommen. Er hat mir das Brauchtum sozusagen vorgelebt. Und dass in meinem Kleiderschrank viele Dirndl hängen, war deshalb schon immer normal. Als ich dann selbst eine Dirndlschaft gründen wollte, hat er mich unterstützt und viel erklärt. Und jetzt sitzen wir zusammen in Planungskomitees, zum Beispiel für das Zamma-Festival in Haar. Wenn Vater und Tochter gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen, ist das nicht immer einfach. Jeder hat seine Vorstellungen. Manchmal sagt er: ,Nadine, du bist größenwahnsinnig.' Aber wir kriegen es immer hin. Wir sind beide vom gleichen Schlag, einfach auf einer Wellenlänge. Immer unter Leuten, immer unterwegs. Meine Schwester ist mehr bei der Mama und ich beim Papa. Das war schon immer so. Er ist nie aus Salmdorf weg. Und ich würde auch gerne bleiben. Das ist einfach mein Zuhause.

Immer korrekt

Mihai Paduretu, 50, erinnert sich an seinen Vater Eugeniu, der 2010 im Alter von 72 Jahren verstorben ist. Mihai Paduretu war viele Jahre Trainer des früheren Volleyball-Bundesligisten Generali Haching und ist Geschäftsführer des TSV Unterhaching. Die Liebe zum Profi-Sport hat er auch seinem Vater zu verdanken.

Mihai Paduretu, ehemaliger Trainer des früheren Volleyball-Bundesligisten Generali Unterhaching und sein Vater Eugeniu Mihai Paduretu, ehemaliger Trainer des früheren Volleyball-Bundesligisten Generali Unterhaching und sein Vater Eugeniu (Foto: oh)

"Mein Vater hat 30 Jahre die medizinische Abteilung des Vereins Steaua Bukarest geleitet. Es gab 21 Profiabteilungen, alle Disziplinen waren Meister oder Vizemeister. Seit ich drei oder vier Jahre alt war, hat mich mein Vater immer mitgenommen. So konnte ich eine Art Praktikum bei den Sportlern machen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mein Vater mit dem Medizinkoffer zu den verletzten Spielern aufs Feld gelaufen ist. Am meisten hat mich damals Rugby begeistert. Aber dafür war ich dann doch zu dünn - und es wurde Volleyball. Mein Vater hatte auch Volleyball gespielt. Er hat aber nie Druck ausgeübt und gesagt, du musst das jetzt spielen. Es war ein lockeres Verhältnis. Ich hatte meine Freiheiten. Das war für damalige Verhältnisse in Rumänien nicht selbstverständlich. Mein Vater war sehr korrekt. Er wollte, dass man korrekt gegenüber anderen ist, aber immer ohne Druck. Das hat mich geprägt. Wenn es ein Problem gab, egal wie groß es war, mein Vater hatte immer eine Lösung. Er ist immer ruhig geblieben. Das mochte ich sehr gern an ihm."

Freund und Ratgeber

Franz Inselkammer junior, 34, leitet seit 2012 als sechster Bräu der Ayinger Brauerei das Familienunternehmen. Wie man das mit Erfolg und Herzblut tut, hat er von seinem Vater Franz Inselkammer senior, 81, gelernt.

Bräu Franz Inselkammer Junior mit seinem Vater Franz. Aying Bräu Franz Inselkammer Junior mit seinem Vater Franz. Aying (Foto: Thomas Straub; oh)

"Von Kindesbeinen an habe ich mir abschauen können, wie mein Vater mit anderen umgeht. Er behandelt jedermann offen, freundlich und respektvoll. Am Bräustüberlstammtisch ist er nicht anders, als wenn sich hoher Besuch im Brauereigasthof ankündigt. Ich hoffe, dass ich diese Art von ihm ein wenig übernommen habe. Mein Vater hat mich in vielerlei Hinsicht geprägt - auch seine Liebe zur bayerischen Kultur und zum Bier, seine Qualitätsversessenheit sowie sein absoluter Glaube an die Großfamilie sind mir in Fleisch und Blut übergegangen. Bewundernswert war, wie mein Vater den Übergang des Betriebs auf mich gestaltet hat. Er hat mich sehr schnell wichtige Sachen entscheiden lassen. Er kommt aber auch jeden Tag ins Büro und steht mir immer als Ratgeber zur Seite.

Die Berufswahl hat er mir übrigens frei gelassen. Natürlich war immer spürbar, dass ihm der Fortbestand unseres Familienunternehmens sehr am Herzen liegt. Es ist ja keine Bürde, sondern ein Privileg, ein Bräu in sechster Generation in Oberbayern sein zu dürfen. Eines der vielen Dinge, die ich an meinem Vater schätze, ist, dass er ein äußerst großzügiger und wohlwollender Mensch ist. Ich glaube, die Gelegenheiten, an denen mein Vater schlecht über jemanden geredet oder eine Bitte abgeschlagen hat, kann ich an einer Hand abzählen."

Geborgenheit und Sicherheit

Josef Kyrein, 56, ist wie sein Vater Rudolf Kyrein, 81, Landwirt auf dem eigenen Hof im Neubiberger Ortsteil Unterbiberg. Er hat nicht nur in der Landwirtschaft viel von ihm gelernt, macht aber auch Dinge anders.

"Mein Vater war ein Vorbild für mich. Er war immer zuverlässig und pünktlich. Ich finde das auch wichtig, wenn man sich verabredet, dass man dann pünktlich ist. Mein Bruder und ich konnten uns immer geborgen fühlen. Was die Art der Bewirtschaftung angeht - mein Vater war Landwirt wie ich es bin -, haben wir allerdings nicht die gleiche Einstellung. Als ich 1991 auf biologischen Anbau umstellte, war mein Vater nicht begeistert. Aber er hat mir keine Steine in den Weg gelegt.

Was ich an ihm immer geschätzt habe: Man hatte stets das Gefühl, sicher zu sein. Er wusste immer, was zu tun ist. Mein Vater war außerdem immer großzügig und hat auch gerne an wohltätige Organisationen gespendet. Das habe ich von ihm übernommen, ich unterstütze aber vor allem Umwelt- und Tierschutzorganisationen. Das Verhältnis mit meinem Vater ist bis heute gut. Auch jetzt hilft er noch bei der Getreide- und Kartoffelernte oder wir reparieren gemeinsam etwas am Hof."

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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