Zukunft des Münchner Nahverkehrs:Millionen für die U-Bahn

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Während Oberbürgermeister Ude bei der Baustellenbesichtigung die beiden neuen U-Bahnhöfe in Moosach lobt, überrascht die MVG mit einer Großbestellung von neuen U-Bahn-Zügen.

Marco Völklein

So richtig bremsen konnten sie sich nicht. Die Kunst an den beiden Bauwerken sei herausragend, da waren sie sich einig. Die Architektur einzigartig. Und die Lichtverhältnisse ein Traum. Sowohl Oberbürgermeister Christian Ude wie auch Baureferentin Rosemarie Hingerl lobten am Freitag bei einer Baustellenbesichtigung die beiden neuen U-Bahnhöfe in Moosach. Mitte Dezember wird die Stadt die Verlängerung der U3 vom Olympia-Einkaufszentrum bis nach Moosach eröffnen. Damit gehen in München die U-Bahnhöfe Nummer 99 und Nummer 100 in Betrieb.

Im U-Bahnhof "Moosacher St.-Martins-Platz" hat der japanische Künstler Masayuki Akiyoshi die Wände mit 78.000 Einzelfotos beklebt. (Foto: Stephan Rumpf)

Und Ude nutzte gleich mal die Gelegenheit, um den Gegnern einer anderen geplanten Nahverkehrsröhre, nämlich der zweiten S-Bahn-Stammstrecke, eine mitzugeben. Vielleicht schon in ein paar Jahren, so das Stadtoberhaupt, werde man auf das Jahr 2010 zurückblicken und es als "goldenes Zeitalter des Nahverkehrs" preisen. Denn noch würden sich die Bürger über eine neue U-Bahn freuen, noch werde ein solches Projekt unterstützt, so der OB. Doch immer öfter würden Tunnelprojekte als "Anschlag" verstanden, würden Gegner vor "einstürzenden Altbauten" warnen. Eine "Modeerscheinung" sei es, sich "gegen jede geplante Röhre zu stellen und ein bisschen Stuttgart21 zu spielen".

Ude jedenfalls geht davon aus, dass er in seiner noch bis zum Jahr 2014 dauernden Amtszeit weitere U-Bahnhöfe eröffnen wird. Als nächstes könnte die Verlängerung der U6 nach Martinsried anstehen - sofern der Bund und der Freistaat das Geld für die Strecke aufbringen. Mitte Dezember sind nun aber erst einmal die beiden neuen Haltepunkte in Moosach dran.

Deren Architektur ist in der Tat beeindruckend. Beide Haltepunkte ziehen sich über zwei Stockwerke, die Hallen benötigen keine Säulen. Im U-Bahnhof "Moosacher St.-Martins-Platz" hat der japanische Künstler Masayuki Akiyoshi die Wände mit 78..000 Einzelfotos beklebt; einen Kilometer weiter im Haltepunkt "Moosach" prägen großformatige Blütenmotive, aufgenommen vom Künstler Martin Fengel, die Wände. 180 Millionen Euro (135 Millionen davon sind Zuschüsse vom Bund und vom Land) haben die Ingenieure auf der Strecke verbuddelt, die laut Ude "ein echter Qualitätssprung für das U- wie das S-Bahn-System darstellt". In Moosach können Pendler künftig von der S1 in die U3 umsteigen.

Lediglich Josef Fertl wollte nicht einstimmen in die Feierlaune der Stadtspitze. Der Rentner kämpft mit 50 Mitstreitern für den Erhalt der Buslinien 50 und 51 in Moosach. Diese sollen künftig nur noch verkürzt fahren. Die U-Bahn, so argumentiert die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), erschließe das Gebiet ausreichend. Mit Protestpostkarten, die Fertls Initiative an Ude schicken will, wirbt sie für den Erhalt der Buslinien.

Unterdessen hat die MVG erklärt, dass sie bis 2015 insgesamt 21 neue U-Bahn-Züge beschafft. 185 Millionen Euro geben die Verkehrsbetriebe dafür aus. Zudem hat sich die MVG eine Option für weitere 46 Züge gesichert. Die Waggons, die bei Siemens in Wien und in Allach gebaut werden, ähneln den zuletzt beschafften modernen C-Zügen der MVG, in denen die Fahrgäste teils längs zur Fahrtrichtung sitzen. Einige dieser Plätze fallen nun weg: Denn in den neuen Zügen sollen 940 Fahrgäste Platz finden; in den bisherigen C-Waggons kamen 912 Leute unter. Und: In den neuen U-Bahnen gibt es keine Holzbänke mehr.

© SZ vom 13.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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