Zoozie'z: Geburtstagsfeier:Auch ein Partylokal wird erwachsen

Anfang 30, gut situiert - und plötzlich ganz feminin: Das "Zoozie'z" am Baldeplatz hat die wilden Zeiten längst hinter sich gelassen.

Florian Fuchs

Den Sonntagsbrunch gibt es noch, natürlich gibt es den Sonntagsbrunch noch. Das Zoozie'z hat das lange Frühstück in München ja praktisch erst eingeführt. Mag die Weißwurst im Peterhof erfunden worden sein, der Sonntagsbrunch ist im Gedächtnis der Münchner eine Zoozie'z-Spezialität. Auch nach dreißig Jahren noch, auch im Jubiläumsjahr. Sonst allerdings ist nicht mehr viel wie früher. Hemingway zum Beispiel würde hier eher keinen Drink mehr nehmen.

Zoozie'z: Geburtstagsfeier: Freuen sich über 30 Jahre "Zoozie'z": die Geschäftsführer Marc Uebelherr (links) und Simi Berot.

Freuen sich über 30 Jahre "Zoozie'z": die Geschäftsführer Marc Uebelherr (links) und Simi Berot.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Früher hätte er das gern gemacht. Glaubt zumindest Marc Uebelherr, der die Bar am Baldeplatz, direkt vor der Isar, zusammen mit Simi Berst betreibt. Das dunkle Holz, der alte Hutschrank in der Ecke, die schwere Kassettendecke von 1889, von der königlich bayerischen Hofmöbelfabrik gefertigt. Es war ziemlich männlich hier, vor der Renovierung, und es war ziemlich wild.

Sommer 1980 war es, als Klaus Kruse und Günther Specht das Zoozie'z eröffneten. Die beiden hatten damals mehr als 20 Läden in München, aber mit dem Zoozie'z setzten sie Trends. Nicht nur mit dem Sonntagsbrunch, auch mit der Einrichtung: Möbel vom Flohmarkt in London zum Beispiel.

Das Konzept war einfach: Vormittags gab es Frühstück, ansonsten hauptsächlich Burger, nachts gab es Party, sieben Tage die Woche. Und immer lieferte das Zoozie'z Gesprächsstoff: Wenn es dem DJ gerade eingefallen ist, dann hat er die ganze Nacht Wiener Walzer und Klassik gespielt. Wenn es Kruse gerade eingefallen ist, dann hat er sich eine weiße Perücke geschnappt, seine E-Gitarre, und ist auf den Tresen gestiegen.

Marc Uebelherr war damals auch schon dabei, als Aushilfe. Hier hat er sein erstes Geld verdient, bevor er sich im P1 und bei Käfer's einen Namen machte. Vor elf Jahren hat es ihm ein Gemüsehändler dann gesteckt: Kruse und Specht wollen nicht mehr, das Zoozie's steht zur Übernahme.

Sogar Kinderspielsachen gibt es

Uebelherr hat nicht lange überlegt, er hat sich mit Simi Berst zusammengetan und auch Michi Kern mit ins Boot geholt. Und dann haben sie - eigentlich alles so gelassen, wie es war. Sie haben ein bisschen renoviert, aber eher hinter den Kulissen. Die Einrichtung blieb gleich, das Konzept blieb gleich, die Party ging weiter.

Bis vor zwei Jahren. "Da musste etwas Neues her, wir mussten wieder Geld verdienen", sagt Uebelherr. Es wurde etwas radikal Neues. Nicht nur, dass Michi Kern ausgestiegen ist, ohnehin die ganze Zeit nur eher stiller Teilhaber. Die ganze Einrichtung hat sich geändert, bis auf die Kassettendecke, von maskulin zu feminin: Die Tische sind jetzt weiß, das Sitzleder ist hell, den Hutschrank gibt es nicht mehr. Alte Gastroweisheit, sagt Uebelherr: "Wenn die Frauen kommen, dann kommen die Männer sowieso." Es ist alles professioneller geworden, erwachsener. Die Zielgruppe hat sich verändert: von Hemingway zu Mitte dreißig, gut situiert.

Das Zoozie'z sieht jetzt eher aus wie all die anderen Bars im Glockenbachviertel, das hat einige Stammgäste gekostet. Der Dienstag zum Beispiel ist jetzt der Fisch-Dienstag, das Zoozie'z soll mehr Familienrestaurant sein, sogar Kinderspielsachen gibt es. Außer am Wochenende. "Freitag und Samstag sind jetzt die Partytage", sagt Uebelherr.

Wie vergangenes Wochenende, zur 30-Jahr-Feier. Die Gäste sehen zwar aus wie Mitte dreißig, gut situiert, und weniger wie Hemingway. Die Möbel hat Uebelherr für die Jubiläumsfeier trotzdem wegbringen lassen. "Sonst krieg ich die nicht mehr sauber." Ganz vorbei sind die wilden Zeiten vielleicht doch noch nicht.

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