Wie ein Sehnsuchtsort der kulturellen Begegnung, ein einladender Schauplatz ästhetischer Erfahrungen schaut das Garchinger Bürgerhaus derzeit nicht aus. Bauzäune, Kräne, Gerüste, Bauschutt-Container sind die Accessoires, die das äußere Erscheinungsbild des 1979 eröffneten Gebäudes prägen. Nieselt dann auch noch Schneeregen auf den Bürgerplatz herab, wie häufiger in diesen Tagen, dann verstärkt sich der Eindruck leiser Tristesse vor geschlossenen Pforten. "Ein bisschen traurig" zumute war dem Garchinger Kulturreferenten Wolfgang Windisch mitunter schon, wenn er in den vergangenen Wochen auf dem Weg zu seinem Büro im Rathaus das Bürgerhaus passierte, das im Moment noch die erste große Phase eines energetischen, optischen und technischen Faceliftings erlebt. Anfang 2018 werden die Sanierungsarbeiten - deretwegen das herbstliche Kulturprogramm arg verschlankt war - zunächst einmal beendet sein. Und das Bürgerhaus, welches laut Windisch das älteste in Bayern ist, wird wieder seine Pforten öffnen.
Der Vorhang zur neuen Spielzeit hebt sich am Donnerstag, 25. Januar - der Vorverkauf für die Einzeltickets hat jetzt begonnen. Auf dem Programm: Yasmina Rezas Gesellschaftskomödie "Bella Figura" mit bekannten Schauspielern wie Doris Kunstmann und Heio von Stetten. Eine Geschichte, die im Milieu einer verlogenen bourgeoisen Gesellschaft spielt und von den typischen scharfsinnigen Dialogen Rezas ("Kunst", "Der Gott des Gemetzels") geprägt ist. Die Vorstellung ist der Auftakt zu einer Saison, die aufwartet mit zahlreichen bekannten Namen und Großproduktionen, welche zeigen, dass bei der Planung durchaus geklotzt wurde. "Wir wollten unser Publikum nach der Pause mit einem besonders dichten und voll gepackten Programm belohnen", erklärt Windisch.
Theaterliebhaber dürfen sich etwa noch auf Tennessee Williams' Schauspiel "Die Glasmenagerie" in einer Inszenierung von Katharina Thalbach freuen, mit Tochter Anna und Enkelin Nellie Thalbach in tragenden Rollen. Auch der Ibsen-Klassiker "Gespenster" mit Anja Kruse im April oder die Komödie "Sei lieb zu mir" mit Hugo Egon Balder und Jeanette Biedermann am 8. März bringt TV-Starpower nach Garching. Für Freunde bayerischen Kolorits gibt es "Lausbubengeschichten" nach Ludwig Thoma mit Hansi Kraus und eine Inszenierung des Chiemgauer Volkstheaters "Der Kartlbauer" im Mai. Durchaus spektakulär dürften auch etliche Veranstaltungen im Bereich Musiktheater werden: Sowohl das bahnbrechende Hippie-Musical "Hair" im März als auch "Footloose" nach dem erfolgreichen Tanzfilm von 1984 in einer Inszenierung der London West End Musical Company am 28. April dürften ihr Publikum finden. "Da hoffen wir auf große Resonanz", sagt Windisch. Auch die Show "Don't stop the Music - the Evolution of Dance" verspricht einen virtuosen Generalangriff auf die Sinne. Dargestellt wird auf der Bühne die Geschichte des Tanzes im 20. Jahrhundert - von Swing und Charleston über Rock'n'Roll bis zu Breakdance und Free Style, aber auch klassisches Ballett und Stepptanz. Zwei bunte Abende, bei denen die Besucher mitfeiern, -trinken und -tanzen können, sind Irish Heartbeat am Sankt Patricks Day (17. März) und "Eine Reise in die Swing Ära" mit dem Odeon Tanzorchesters am 5. Mai.
Die kabarettistische Hautevolee des Landes ist ebenfalls in Garching eindrucksvoll vertreten: Bruno Jonas (6. Februar), Erwin Pelzig (21. März) oder Hagen Rether (2. Mai) gehören zu den Großen der Szene, und Hans Klaffl (18. April) ist mindestens im bayerischen Raum ein Name, der zieht. Aus dem Rahmen fallen hier die Slapstick-Illusionisten Scott & Muriel, die als komische Bühnen-Magier unter anderem den 1. Preis beim Internationalen Circus Festival in Monte Carlo gewonnen haben. "Dass die beiden kommen, darauf bin ich stolz. Das sind international große Nummern", erklärt Windisch.
Eine Nummer kleiner geht es im Theater im Römerhof zu, wo kommende Saison wieder etliche Newcomer aus Comedy und Kabarett auftreten wie Franziska Wanninger ("Furchtlos glücklich"), Till Reiners (Auktion Mensch"), Patrizia Moresco ("Die Hölle des positiven Denkens") oder Sebastian Krämer ("Im Glanz der Vergeblichkeit"). Darüber hinaus gibt es noch diverse musikalische Ereignisse wie das Konzert der Münchner Symphoniker oder der Auftritt von Country-Sängerin Patricia Vonne, der Schwester von Regisseur Roberto Rodriguez ("From Dusk till Dawn") oder Kindertheater. Alles in allem ein opulentes Programm, das sich die Stadt Garching da leistet - gerade die Schauspiel-/Musical-Projekte mit großen Ensembles und Kulissen kosten einiges. Windisch ist sich freilich sicher, eine attraktive Auswahl getroffen zu haben, die das Haus - das je nachdem Platz für 600 und sogar bis zu 960 Besuchern bietet - stets gut füllen wird.
Eine Besonderheit wird die Hitparade der Hobbymaler vom 22. April bis 12. Mai werden. "Das ist soziokulturell der Hammer", schwärmt Windisch. Sie findet erstmals wieder statt seit 2012 und bietet die Möglichkeit für Hobbymaler, ihre Werke im Kulturreferat abzugeben. Ein Jury wird später die eingereichten Arbeiten für eine Ausstellung im Bürgerhaus auswählen. Das Publikum wird diese wiederum bewerten und schließlich drei Lieblingsbilder küren. Die Vernissage ist am 22. April.
Windisch, der seit 21 Jahren Kulturreferent in Garching ist und dem das Amt immer noch Spaß bereitet, betont im Programmheft die Wichtigkeit solcher Angebote: "Seitdem die Gesellschaft in der virtuellen Kommunikation vereinsamt, ist die Sehnsucht nach echter Begegnung gewachsen. Kulturveranstaltungen stillen diese Sehnsucht." Von Ende Januar an steht das derzeit noch eingerüstete Garchinger Bürgerhaus wieder als Bühne dafür bereit.
Einzelkarten im Vorverkauf gibt es im Rathaus, Kulturreferat, montags bis freitags von 8 bis 12 oder donnerstags von 15 bis 18 Uhr. (Telefon 089/320 89 138), oder per E-mail kartenvorverkauf@garching.de oder online über www.garching.de