Wohnungsbau:Investor kommt Haar beim Jugendstilpark entgegen

Wohnungsbau: Denkmalgeschützte Häuser stehen neben Neubauten, wie sie das Münchner Büro Bogevischs im Zuge des Bauleitverfahrens entworfen hat. Simulation: Büro Bogevischs

Denkmalgeschützte Häuser stehen neben Neubauten, wie sie das Münchner Büro Bogevischs im Zuge des Bauleitverfahrens entworfen hat. Simulation: Büro Bogevischs

2000 Menschen sollen einmal auf dem ehemaligen Klinikgelände in Eglfing leben. Doch zuletzt stockte das Vorhaben, aus dem denkmalgeschützten Ensemble ein Wohngebiet zu machen. Jetzt gibt es neue Hoffnung auf eine Einigung

Von Bernhard Lohr, Haar

Bei einem der spektakulärsten Wohnbau-Vorhaben im Landkreis München steht womöglich ein Durchbruch bevor. Die beiden Geschäftsführer der Jugendstilpark München GmbH, Joseph Schrull und Hartmut Bauer, haben am Mittwochabend im Haarer Rathaus Gespräche über den Abschluss eines städtebaulichen Vertrags geführt. Dabei gingen sie offenbar einen Schritt auf die Gemeinde zu. Eine Einigung noch im November, oder auf jeden Fall noch in diesem Jahr, scheint greifbar. Beide Seiten äußerten sich optimistisch. Damit könnte in dem denkmalgeschützten ehemaligen Klinikareal bald der Umbau zu einen Wohnpark beginnen.

Wenn es um das Jugendstilpark-Projekt geht, werden gerne Superlative verwendet. Es ist in seiner Dimension und in seiner Qualität ein außergewöhnliches Vorhaben, das bisher auch mit außergewöhnlichen Schwierigkeiten verbunden war. Der Bezirk Oberbayern verkaufte im Zuge seiner Klinikreform das Areal im Juli 2010 an zwei Unternehmen. Die Oberbayerische Heimstätte übernahm als Wohnungsbaugesellschaft des Bezirks 10,8 Hektar Grund, um dort Neubauten zu errichten. An die Licon Jugendstilpark München GmbH gingen 11,7 Hektar und so gut wie alle auf dem Areal befindlichen denkmalgeschützten Gebäude, die saniert und ebenfalls in Wohnhäuser umgewandelt werden sollten.

Mit der Licon GmbH hatten der Bezirk und die Gemeinde, die schon früh das Areal als ein hochwertiges Wohngebiet entwickeln wollte, nicht unbedingt Glück. Gesellschafter standen vorübergehend unter Untreue-Verdacht, man bezichtigte sich gegenseitig unsauberer Methoden. Staatsanwälte ermittelten. Im Frühjahr 2011 stieg der Vermögensverwalter Five Minds bei Licon ein und hat seitdem das Sagen auch bei der mittlerweile unter dem Namen Jugendstilpark München GmBH (JSP) laufenden Tochterfirma.

Die Gemeinde trieb in den vergangenen Jahren, unabhängig von Turbulenzen auf Seiten eines der Eigentümer, in einem breit angelegten Verfahren die Bauleitplanung für das Areal in Eglfing voran. Der Denkmalschutz war eingebunden, in einem Architektenwettbewerb wurde für die Neubauten ein gestalterisches Konzept entwickelt. Der Bebauungsplan liegt seit Monaten vor, nach Auslegungen mehr oder weniger fertig. Vor einem Satzungsbeschluss wollte die Gemeinde aber den städtebaulichen Vertrag mit den Investoren unter Dach und Fach gebracht haben, in dem die gegenseitigen Verpflichtungen - nicht zuletzt auch monetärer Art - festgeschrieben sind. Und dies erwies sich bis zuletzt als Hängepartie. Eine Einigung über die Abtretung von Grundstücken, die etwa öffentlich genutzt werden sollen, und darüber, wie viel die Investoren für die Nachfolgekosten bezahlen sollen, die durch den erwarteten Zuzug von etwa 2000 Menschen in der Gemeinde Haar entstehen, kam nicht zustande. Bis Mittwochabend. Hartmut Bauer, einer der beiden JSP-Gesellschafter, sagte am Donnerstag, man habe ein nachgebessertes Angebot vorgelegt, und Absicherungen präsentiert, die Grundlage für eine Einigung mit der Gemeinde sein könnten. "Ich bin guter Dinge, dass es im Laufe des November beim städtebaulichen Vertrag zu einer Unterschrift kommt." Auch Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) bewertet das Ergebnis der jüngsten Zusammenkunft positiv. Sie gehe davon aus, "dass die Voraussetzungen für eine Vertragsunterzeichnung noch in diesem Jahr geschaffen werden", sagte sie.

Für alle Beteiligten hängt eine Menge an dieser Einigung. Die Gemeinde dringt darauf, dass die Erlbau GmbH aus Deggendorf so schnell wie möglich im Jugendstilpark-Areal ein Seniorenwohnheim und eine Einrichtung für betreutes Wohnen errichten kann. Das bestehende Maria-Stadler-Haus im Ortszentrum muss dringend saniert und umgebaut werden, um künftig gesetzlichen Anforderungen noch zu genügen. Es müssen Mindeststandards erfüllt werden, was die den Senioren zustehende Wohnfläche angeht. Müller sagt deshalb auch, sie bedaure die Verzögerung bei dem Jugendstilpark-Projekt sehr, "weil sich damit auch der Baubeginn für das neue Pflegeheim" verschoben habe. JSP-Geschäftsführer Hartmut Bauer beteuert nun aber, dass auch ihm aus eigenem wirtschaftlichen Interesse sehr an einer zügigen Einigung gelegen sei. Man habe in den vergangenen Monaten eng und intensiv mit der Gemeinde und auch der Oberbayerischen Heimstätte zusammengearbeitet.

Die JSP hat im übrigen nicht mehr alle einst von ihr übernommenen Flächen im Jugendstilpark selbst in der Hand. Sie vertritt - indirekt zumindest - auch die Interessen von zwei Bauträgern und Investoren, die in Haar aktiv werden wollen. Die BHB Bauträger GmbH in Grünwald will laut Bauer in Haar loslegen, ebenso die Casa Jugendstilpark GmbH, die ebenfalls ihren Sitz in Grünwald hat. Hinter der Casa Jugendstilpark GmbH stehen Bauer zufolge Gesellschafter aus Österreich. Geschäftsführer ist ein alter Bekannter aus der nicht gerade unbelasteten Anfangszeit mit dem Partner Licon. Einer der Gesellschafter damals war Florian Scholze, eine schillernde Figur, die als passionierter Rennfahrer auch einem außergewöhnlichem Hobby nachgeht. Scholze ist Geschäftsführer der Casa GmbH.

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