Wirtschaft:Stadt zahlt hohe Negativzinsen

Das Geld in einem Geldspeicher horten, nach der Stadtratssitzung reinspringen und ein Bad im Geld nehmen: Mit einer momentanen Liquiditätsreserve von annähernd 70 Millionen Euro könnten die Unterschleißheimer Stadträte durchaus die Fantasien von Comic-Figur Dagobert Duck, dem steinreichen Onkel von Donald Duck, umsetzen. Das Bizarre ist: Wirtschaftlich wäre so ein Horten des Geldes derzeit auch noch. Denn für ihre Festgeldkonten bei den Banken zahlt die Stadt 2017 eine höhere sechsstellige Summe an Negativzinsen.

"Eine verkehrte Welt" nannte SPD-Sprecherin Annegret Harms diesen Umstand bei der Verabschiedung des städtischen Nachtragshaushalts. Sie appellierte an den Gesetzgeber, einzugreifen. Es könne nicht angehen, "dass eine Kommune mit dem Geld ihrer Bürger gut wirtschaftet und dafür bestraft wird". Bei öffentlichem Geld sei es geradezu "gesetzeswidrig", es mit de facto Strafgebühren zu belegen, sagte sie. Trotz der gefüllten Kassen habe Unterschleißheim "nichts zu verschenken".

Die CSU sah es entspannter. "Zuvor haben wir Millionen an Zinsen verdient", erinnerte ihr Finanzreferent Stefan Diehl. Deutlich mehr als für Negativzinsen gebe die Stadt beispielsweise jährlich für diverse Gutachten aus, "und da ist auch fragwürdig, ob manches davon unbedingt sein muss". Zudem sehe er zur derzeitigen Situation keine Alternativen. Die einzige Option wäre eine Geldanlage in Risikokapital und das habe der Stadtrat mit guten Gründen ausgeschlossen.

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