Weiterführende Schulen:Nicht unsere Baustelle

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Am S-Bahnhof Deisenhofen entsteht der neue Schulcampus. Zum kommenden Schuljahr werden dort in Containern die ersten Realschüler unterrichtet. (Foto: Claus Schunk)

Taufkirchner Gemeinderat lehnt Engagement für Fachoberschule, Realschule und Gymnasium in den Nachbargemeinden Oberhaching und Sauerlach ab.

Von Stefan Galler, Ljubo Herceg, Taufkirchen/Oberhaching

Der Plan ist eigentlich ganz einfach: Der Zweckverband Gymnasium Oberhaching soll künftig um die Trägerschaft der am Ort geplanten Fachoberschule/Berufsoberschule (FOS/BOS) und der Realschule erweitert werden und zusätzlich den Bau eines möglichen Gymnasiums in Sauerlach mitverantworten. Darauf hatten sich die Bürgermeister der Gemeinden Oberhaching, Sauerlach, Grünwald, Taufkirchen und Brunnthal mit Landrat Christoph Göbel (CSU) im Herbst 2017 geeinigt. Die Gemeinde Taufkirchen wird sich nun aber doch nicht an der Erweiterung des Zweckverbands beteiligen, das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig beschlossen.

Kritisch gesehen wurde im Gremium, dass man sich am Neubau der Realschule im Nachbarort entsprechend des Anteils der dort zu erwartenden Taufkirchner Schüler mit rund einer Million Euro zu beteiligen hätte. Auch die Entscheidung, erstmals eine FOS/BOS mit in einen Zweckverband zu integrieren, wurde von den Taufkirchnern hinterfragt. Und das, obwohl der Bau der Fachoberschule das Budget der am Zweckverband beteiligten Kommunen nicht zusätzlich belastet, die Finanzierung wird über die Kreisumlage von allen Gemeinden getragen. In Bezug auf das Sauerlacher Gymnasium ist man in Taufkirchen skeptisch, etwa was die Zahl der Kinder angeht, die künftig dorthin pendeln werden: "Bisher geht man davon aus, dass fünf Prozent der Schüler aus Taufkirchen kommen sollen. Das halte ich nicht für realistisch", so Rathauschef Ullrich Sander (parteilos). Die Ablehnung des neuen Konstrukts zog sich im Gremium durch alle Fraktionen.

Michael Lilienthal von den Freien Wählern etwa sagte: "Ich bin total dagegen. Unsere Schüler haben bereits zwei Gymnasien zur Auswahl. Zudem wäre es viel besser, wenn die FOS nicht in den Zweckverband aufgenommen wird." Auf die finanziellen Unwägbarkeiten zielte Edith Hirtreiter (Initiative Lebenswertes Taufkirchen/ILT) ab: "Die Mehrkosten, die auf uns zukommen, sind nicht überschaubar." Und auch Ursula Schulze (FDP) äußerte ihre Skepsis und sagte, sie halte Zweckverbände zur Finanzierung von Schulen für nicht sinnvoll. "Zudem war ich eine große Befürworterin, dass die FOS auf den Kegelfeldern in Taufkirchen gebaut wird, was leider nicht der Fall ist."

Bürgermeister Sander schloss sich der Meinung der Räte an. Taufkirchen sei bereits in drei Zweckverbänden vertreten, neben jenen für die Gymnasien Oberhaching und Unterhaching auch an dem für die eigene Realschule. "Mit der Erweiterung wäre Taufkirchen dann als einzige Gemeinde im Landkreis an fünf weiterführenden Schulen als Sachaufwandsträger beteiligt", sagte Sander und bilanzierte: "Ich bin auch dagegen."

Oberhachings Bürgermeister reagiert überrascht

Der Landrat wollte diesen Beschluss gestern nicht kommentieren: "Mir scheint es wichtig, mich zunächst mit den Kolleginnen und Kollegen aller Zweckverbandsgemeinden zu besprechen", sagte Christoph Göbel, machte aber gleichzeitig klar, dass die Entscheidung "unseren Beschluss nicht aufhält, weil wir die FOS ohnehin auch als Landkreis alleine realisieren können - und würden". Was die Realschule angeht, so müsse laut dem Landrat vom Kreis ein Antrag auf schulaufsichtliche Genehmigung gestellt werden.

Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) reagierte überrascht auf die Neuigkeit aus der Nachbarschaft: "Nachvollziehen kann ich diese Entscheidung nicht", sagte er der SZ. "Die FOS wird sowieso vom Kreis finanziert und die Beteiligung an der Finanzierung der Realschule richtet sich nach der Schülerzahl der jeweiligen Gemeinde. Durch den gemeinsamen Campus erhalten wir viele Synergieeffekte, so dass die Realschule günstiger wird." Einen Seitenhieb kann sich Schelle nicht verkneifen: "Taufkirchen hat eine schöne Realschule, die Oberhaching über den Zweckverband mitfinanziert hat. Wir bekommen jetzt zwar eine eigene, aber wir stehen zu den damals gegebenen Zusagen."

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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