Weiterführende Schulen:Haar bremst beim Campus

Haar, Gronsdorf, Blick nach Osten vom Bahnhof aus

Der Landkreis will am Bahnhof Gronsdorf ein Grundstück für den Schulcampus kaufen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Der Landrat treibt den Bau von Realschule mit FOS/BOS voran und propagiert eine Pflegeschule. Bürgermeisterin Müller reagiert zurückhaltend.

Von Martin Mühlfenzl, Haar/Höhenkirchen

Ursula Mayer gratuliert ihrer Amtskollegin Gabriele Müller schon vorab. "Die Haarer Bürgermeisterin kann sich künftig mit einer Pflegeschule schmücken", sagt die CSU-Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn.

Die SPD-Politikerin Müller indes kann mit diesen Glückwünschen nicht viel anfangen: "Ich kann darüber nichts sagen, da das Landratsamt keinen Kontakt mit mir aufgenommen hat. Wegen einer Pflegeschule liegt mir nichts vor."

Wohl aber zum Thema Realschule sowie Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) in ihrer Gemeinde. Der Bauausschuss des Landkreises hat sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zu einem Schulcampus in Haar bekannt und Landrat Christoph Göbel (CSU) beauftragt, in konkrete Verhandlungen mit der Landeshauptstadt über den Ankauf des dafür vorgesehen Grundstücks im Haarer Gemeindeteil Gronsdorf einzutreten. Diese Entscheidung war für Müller, die der Sitzung beiwohnte, keine Überraschung. Der Ausschuss folgte sowohl einer entsprechenden Resolution des Haarer Gemeinderates als auch der durch die Verwaltung im Landratsamt ausgearbeiteten Beschlussvorlage.

Für Bürgermeisterin Müller gibt es noch zwei drängende Fragen

"Das war zu erwarten und ich bin damit auch sehr zufrieden", sagt Müller. "Aber es sind zwei zentrale Fragen, die mit Blick auf den Schulcampus beantwortet werden müssen: Wo? Und was kostet es?" Die Standortfrage, sagt Haars Bürgermeisterin, gehe "einer Lösung entgegen". Und die Kosten? "Der Landrat spricht immer wieder von Synergien, wenn es um einen Campus mit Realschule und FOS/BOS geht", sagt Müller. "Wir haben aber den Landkreis gebeten, die Kosten für dieses Projekt konkret zu beziffern. Diese Kostenaufstellung gibt es aber immer noch nicht." Daher bestehe kein Grund, in Euphorie auszubrechen.

Müller hat stets betont, sie erteile ihre Zustimmung zum Bau insbesondere einer Realschule nur, wenn sich ihre finanziell arg gebeutelte Gemeinde diese auch leisten könne. Auch einen Grund zur Eile will und kann Haars Bürgermeisterin nicht erkennen: "Wir haben den Landkreis gebeten, unsere Fragen innerhalb von sechs Monaten zu beantworten."

Die Liste der Fragen aus Haar dürfte seit Dienstag aber noch einmal länger geworden sein. Denn Landrat Göbel hat in der Debatte über den Schulcampus auch betont, dass er "unabhängig von den Planungen zu den beiden weiterführenden Schulen" über "die Errichtung einer Altenpflegeschule" nachdenke. Das sind Gedankenspiele, die Gabriele Müller zwar nicht vollkommen neu sind: "Der Landrat hat mir das schon einmal im persönlichen Gespräch gesagt", sagt Müller. Trotzdem reagiert sie mit spürbarer Zurückhaltung. "Eine dritte Schule?", fragt Müller nach. "Wir haben bereits eine Pflegeschule." Der Ausbildungsbereich Pflege sei ungeheuer wichtig, stimmt Müller zwar zu, "aber wir sind mit so einer Bitte nicht an den Landkreis herangetreten. Und das sollte der normale Weg sein."

Mayer ärgert das Abstimmungsverhalten von zwei Grünen-Vertretern

Landrat Göbel indes, der eine Pflegeschule ins Spiel gebracht hat, bezeichnet die Gemeinde Haar als "geeigneten Standort"; Vorüberlegungen und Verhandlungen würden bereits geführt. Hintergrund seines Vorstoßes ist ein Beschluss des Gemeinderates von Höhenkirchen-Siegertsbrunn von Ende April. Das Gremium hatte damals die Ansiedlung einer Altenpflegeschule des Kuratoriums Wohnen im Alter (KWA) in der Gemeinde mehrheitlich abgelehnt - gegen eine Empfehlung von Bürgermeisterin Mayer.

Diese bedauert die Entscheidung nach wie vor: "Wir haben eine große Chance vertan. Darüber kann sich jetzt die Gemeinde Haar freuen." Besonders ärgert sich Mayer über zwei Gemeinderätinnen von den Grünen, die mit ihr auch dem Bauausschuss des Kreises angehören: Luitgart Dittmann-Chylla und Gudrun Hackl-Stoll. "Beide haben im Gemeinderat gegen eine Pflegeschule in ihrer eigenen Gemeinde gestimmt, befürworten jetzt aber eine in Haar", ärgert sich Mayer. "Ich verstehe das nicht. Aber für uns in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist eine Pflegeschule endgültig vom Tisch." Dittmann-Chylla wehrt sich gegen die Vorwürfe: "Haar passt für eine Pflegeschule, da die Realschule und die FOS/BOS Pflege und Gesundheit als Ausbildungsbereiche haben werden. Wir hätten eine Schule finanziell nie stemmen können." Ob die Gemeinde Haar das kann? Bürgermeisterin Müller weiß es noch nicht.

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