Vorwürfe gegen Wiesnwirt:"Im Eifer des Gefechts kann es passiert sein"

Wiesnwirt Sepp Krätz räumt ein, seine Mitarbeiter beleidigt zu haben. Tritte und Schläge bestreitet er jedoch - und gelobt Besserung.

Bernd Kastner

Wiesn-Wirt Sepp Krätz räumt einen Teil der Vorwürfe ein, die Bedienungen seines Zelts Hippodrom gegen ihn erheben. Dass er Schimpfwörter wie "Blödmann" oder "Arschloch" gebraucht habe, sei möglich. "Ich will nicht sagen, das stimmt nicht", sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Im Eifer des Gefechts kann es passiert sein."

Oktoberfestwirt Sepp Krätz, 2006

Wiesn-Wirt Sepp Krätz gibt zu, einen rauen Ton mit seinen Angestellten zu pflegen. Dass er ihnen gegenüber gewälttätig geworden sein soll, bestreitet er.

(Foto: Stephan Rumpf)

Zu Körperverletzungen sei es im Umgang mit Kellnern aber nicht gekommen. Eine Handgreiflichkeit räumt er auf mehrmalige Nachfrage dennoch ein: Einmal habe er einen Mitarbeiter am Ohr gezogen und ihn als "Volltrottel" bezeichnet. "Das gebe ich jetzt zu." Krätz zeigte sich selbstkritisch: Er wolle künftig weniger cholerisch gegenüber Mitarbeitern reagieren.

Wie berichtet, werfen einige Hippodrom-Bedienungen dem Wirt vor, immer wieder beleidigend und auch handgreiflich gewesen zu sein. Sie berichten von Tritten in den Hintern oder in die Hacken sowie von Schlägen gegen den Kopf. Als Reaktion auf den SZ-Bericht am Dienstag meldeten sich weitere Angestellte, die dies bestätigen. Mehrere Kellner wären bereit, das Erlebte eidesstattlich zu versichern.

Dennoch bestreitet Krätz vehement, gewalttätig gewesen zu sein: "Ich habe nicht zugeschlagen." Auch habe er weibliche Bedienungen nicht belästigt. Dass er ihnen auf den Po geklopft oder sie unerwünscht umarmt habe, daran könne er sich "nicht bewusst" erinnern.

Der 55-jährige Krätz, der auch den "Andechser am Dom" sowie die "Waldwirtschaft" betreibt und kürzlich zum "Gastronom des Jahres" gekürt wurde, räumt ein, "ein straffes Regiment zu führen". Sein Umgang mit Mitarbeitern sei "streng, aber gerecht". Das Betriebsklima sei "sehr gut", die Fluktuation der Kellner nicht hoch.

"Du bist wirklich ein Trottel!"

Mitarbeiter berichten dagegen von einem "Klima der Angst" im Zelt. Viele fürchteten sich vor Krätz' Wutausbrüchen oder Kündigungen aus nichtigem Anlass. Der Wirt gibt zu, in bestimmten Situationen durchaus mit Kündigungen gedroht zu haben.

"Du bist wirklich ein Trottel, kapierst denn gar nix!" Sätze wie diesen räumt Krätz ebenso ein, sie fielen "im Eifer des Gefechts". Während der Wiesn seien alle, auch er, eben sehr angespannt. Er wolle sich aber bessern: "Das muss nicht sein, dass jemand mit Angst rumläuft", sagte er. "Ich muss das abstellen."

Der Eklat am letzten Wiesnabend tue ihm leid. Ja, er habe Kellner, die zum Schankschluss auf der Bühne das traditionelle Abschiedslied singen wollten, "heruntergeschubst", nicht aber mit Schlägen. Seine Reaktion sei nicht in Ordnung, "das würde ich heute geschickter machen". Generell wolle er die Kommunikation mit seinen rund 170 Kellnern verbessern.

Krätz betonte, was auch von seinen Kritikern anerkannt wird: Dass er das einst heruntergekommene Hippodrom zu einem der Vorzeigezelte der Wiesn gemacht habe. "Ich bin stolz auf meine Mitarbeiter." Er verlange viel, und ihm sei daran gelegen, die Schwächeren unter ihnen besser zu machen. "Denen nimmt man sich besonders an. Der ein oder andere braucht ein bisschen länger, bis er hineinwächst."

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