Wenn man Antje Wagner, die Grünen-Gemeinderätin aus Grünwald irgendwo trifft, dann kann man fast sicher sein, sie ist mit dem Rad da. Sie sagt, es sei für sie das ideale Verkehrsmittel, sei praktisch und mache Spaß. Und Geld spare es ohnehin. Das finden andere auch, nur nehmen die sich oft nur vor, mehr Rad zu fahren - vor allem dann, wenn sie mal wieder mit dem Auto im Stau stehen oder der Arzt dazu rät, mehr Sport zu treiben.
Diese Woche ist die erste von drei in diesem Jahr, in denen im Landkreis München vermehrt geradelt werden soll, in denen alle aufgerufen sind, die Kilometer zu zählen, in denen bewusst Kohlendioxid eingespart und so ein Zeichen für vermehrte Radförderung in den Kommunen gesetzt wird. Der Wettbewerb "Stadtradeln" geht in die nächste Runde, und während Gräfelfing sich schon seit zwei Wochen abstrampelt, sind der Landkreis und mit ihm 24 seiner Kommunen am Sonntag aufgestiegen. Das Prinzip ist einfach: Team gründen, auf der Webseite der Initiative unter "stadtradeln.de" anmelden und los gehts. Jeder Kilometer zählt und wird online eingetragen.
Natürlich hat auch dieser Wettstreit im Dienste des Klimaschutzes seine Favoriten, die "Stadtradel-Stars", die zugesichert haben, die gesamten drei Wochen überhaupt nicht Auto zu fahren. Eine von ihnen ist Antje Wagner, und das nicht zum ersten Mal. Sie sagt: "Tja, jetzt bin ich schon wieder Stadtradel-Star. Aber lebens- und liebenswerte Städte und Gemeinden erhalten wir nur, wenn wir das Autofahren auf das Notwendigste begrenzen." Und in Grünwald, findet Wagner, werde für den Radverkehr noch zu wenig getan.
Das lilafarbene Hollandrad
In der Nachbargemeinde Pullach hat Ludwig Kneißl seine Abstinenz vom Auto erklärt. Er ist im Rathaus als neuer Koordinator kommunale Entwicklungspolitik für das Sachgebiet Nachhaltigkeit zuständig und findet Radl statt Auto sei überhaupt kein Problem für ihn. Mache er ja sonst auch. Das gilt ganz besonders auch für die beiden weiteren Stadtradl-Stars aus dem Landkreis. Die haben nämlich überhaupt kein Auto. Tania Campbell, ÖDP-Gemeinderätin aus Ottobrunn, ist daher immerzu auf ihrem lilafarbenen Hollandrad in der Gemeinde unterwegs. Wetter schrecke sie nicht, berichtet sie, schließlich sei sie in Holland und England aufgewachsen und so einiges gewöhnt. Tanja Campbell findet, Ottobrunn sei zum Radfahren prädestiniert, weil es so flach ist und alles im Radius von weniger als drei Kilometern vom Zentrum erreichbar.
Vierter im Bunde der Stars ist der Grünen-Gemeinderat Wolfgang Schmidhuber aus Hohenbrunn. Auch er verzichtet nicht allein in diesen drei Wochen auf das Autofahren. In der Familie hätten sie aus recht grundsätzlichen Überlegungen kein Auto und auch nie eines gehabt. "Radfahren macht Spaß", schreibt er. Es sei einfach ein tolles Gefühl, sich aus eigener Kraft fortzubewegen, "schnell genug, um die alltäglichen Wege im stadtnahen Umfeld zu erledigen und auf Touren und Reisen in kurzer Zeit dorthin zu gelangen, wo eben noch der Horizont war."
Gemeinsam wollen in diesem Jahr erneut die Teilnehmern aus den Gemeinden der Nordallianz Radlkilometer sammeln. Am kommenden Freitag, 6. Juli, laden Garching, Unterföhring, Ismaning und Oberschleißheim zu einer Sternfahrt nach Unterschleißheim ein. Die Unterschleißheimer drehen um 14 Uhr auch eine Runde, um dann um 15.30 Uhr auf dem Rathausplatz auf die Teams der anderen Gemeinden zu treffen.
Die landkreisweite Abschlussveranstaltung am Samstag, 21. Juli, findet in Höhenkirchen-Siegertsbrunn während des Energie-Festivals "Ebermuc" gemeinsam mit dem Landkreis Ebersberg statt.