Vom Land in den Mund:Schokolade für Männer

Vom Land in den Mund: Lars Tinapp (links) und Florian Stocker führen von Hohenbrunn aus ihren Frischfleisch-Lieferservice "Jäger & Sammler".

Lars Tinapp (links) und Florian Stocker führen von Hohenbrunn aus ihren Frischfleisch-Lieferservice "Jäger & Sammler".

(Foto: Claus Schunk)

Obst und Gemüse per Kiste nach Hause - das kennt man. Aber Fleisch? Florian Stocker und Lars Tinapp liefern seit einem knappen Jahr Filet, Steaks und mehr. Zu den Kunden von "Jäger und Sammler" zählen mittlerweile auch gehobene Münchner Restaurants

Von Franziska Gerlach, Hohenbrunn

Eine gute Flasche Wein, eine Schüssel Nudelsalat? Langweilig. Wenn Florian Stocker und Lars Tinapp auf eine Party eingeladen werden, bringen sie schon mal ein Kilo Fleisch mit. Saftige Steaks, zarte Hähnchenschlegel, alles in Bio-Freiland-Qualität. Und weil das in der Vergangenheit gut ankam bei Gastgebern wie Gästen, machten sie sogar ein Geschäft daraus. Denn wenn der Kunde nicht mehr zum Metzger kommt, dann muss der Metzger eben zum Kunden kommen.

Qualität und Handwerk

"Jäger & Sammler" heißt der Fleischlieferdienst, den Tinapp und Stocker, 30 und 28 Jahre alt, seit einem knappen Jahr betreiben. In Zeiten, da Supermärkte den Metzgereien Kunden abziehen mit längeren Öffnungszeiten und Sonderangeboten aus Massentierhaltung, wollen die beiden Geschäftspartner aus dem Landkreis den Berufsstand des regionalen Metzgers unterstützen. Um dessen Ansehen stand es nämlich schon besser:

Nicht nur, weil Betriebe oft keinen Nachfolger finden. Um mit den Angeboten der Supermärkte mithalten zu können, erläutert Tinapp, hätten viele Metzgereien die Preise gesenkt - anstatt sich auf die eigenen Stärken zu besinnen: "die Qualität und das Handwerk."

Vom Land in den Mund: "Alles unter 200 Gramm ist Carpaccio."

"Alles unter 200 Gramm ist Carpaccio."

(Foto: Claus Schunk)

Vor allem die jüngere Generation, die aus Zeit- oder Kostengründen lieber bei Lidl, Aldi oder Penny ins Kühlfach greife, wollen sie an traditionell zubereitete Fleischwaren heranführen. Doch damit das gelingt, muss die Ware nicht nur schmecken - sie muss auch leicht verfügbar sein. Auf der Homepage des Unternehmens sind Rinderlende, Ochsenfetzen, Hähnchenbrust oder Rib-Eye-Steak nur einen Mausklick entfernt, selbst an Wochenenden und Feiertagen liefern Tinapp und Stocker aus.

Order per App

Aufgetischt

Rib-Eye-Steak mit Cola-Sauce

Für 4 Personen, Arbeitszeit: ca. 30 Minuten

Zutaten:

4 Rib-Eye Steaks

2 rote Zwiebeln

1 rote Chilischote

8 Stiele Thymian

Butterschmalz

50g brauner Zucker

300 ml Cola

Zitronensaft, Salz und frisch gemahlener Pfeffer

Den Ofen auf 100° C vorheizen, Zwiebeln schälen und fein würfeln. Die Chilischote putzen und in feine Ringe schneiden, den Thymian waschen und die Blättchen von den Stielen streifen. Das Butterschmalz in einer großen Pfanne erhitzen, die Steaks bei starker Hitze von jeder Seite zwei Minuten darin braten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Anschließend die Steaks im Backofen weitere 20 Minuten braten (medium). Währenddessen Zwiebeln, Chili und Thymian im heißen Bratfett dünsten, mit Zucker bestreuen und leicht karamellisieren. Das Ganze mit Cola ablöschen und unter Rühren etwa fünf Minuten einkochen, am Ende mit einem Spritzer Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken und die Soße über die Steaks geben. Als Beilage passen Bohnen im Speckröckchen. FRG

Und wie es sich für ein junges Start-Up gehört, kann die Order auch per App platziert werden. Eine pfiffige Idee, die dank eines entsprechenden Partners auch funktioniert. Hinter "Jäger & Sammler" stehen die Metzgereien der Familie Stocker in Neubiberg, Ottobrunn, Vaterstetten und Hohenbrunn. Ihr Büro haben Tinapp und Stocker, die sich vom Eishockey spielen in Ottobrunn kennen, in der Hohenbrunner Filiale eingerichtet, auch ihr Fleisch lagert dort im Kühlhaus.

Florian Stocker ist der Spross des Fachbetriebs und als Metzgermeister für Kulinarisches zuständig. IT-Produkt-Berater Tinapp hat die App entwickelt. Keine Frage also, wer bei Jäger & Sammler welchen Part übernimmt. "Ich sammle die Möglichkeiten, wie wir das Fleisch besser verkaufen können", sagt Tinnap. Und Stocker ergänzt: "Ich jage nach den besten Stücken." Zum Beispiel nach dem appetitlichen Onglet, einem in Bayern auch als Herzzapfen bekanntem Teil des Rinderzwerchfells, das Stocker gerade aus der Theke nimmt. Behutsam packt er den mächtigen, dunkelroten Lappen zur Auslieferung in einen Karton, gibt noch ein Töpfchen mit grobem Salz und Bio-Butterschmalz dazu - und eine Handvoll Werbeflyer.

Alles unter 200 Gramm ist Carpaccio

"Alles unter 200 Gramm ist Carpaccio", ist da zu lesen, "Schokolade für Männer!" oder auch: "Revolution ist jetzt!" Revolution? Den verwegenen Fleisch-Rocker geben Tinapp und Stocker freilich mit einem Augenzwinkern. Doch es ist wohl gerade die Mischung aus konsequenter Traditionspflege und coolem Markenauftritt, mit der sie auffallen.

Tinapp und Stocker haben bereits einige Stammkunden, inzwischen beliefern sie auch gehobene Münchner Restaurants wie das Schweiger und Szenerestaurants wie das Upper Eat Side. Vorerst wollen sie sich mit ihrem Angebot auf den Münchner Raum konzentrieren, wo es sich trotz erster Erfolge noch besser etablieren soll. Zwar bestellt der moderne Großstädter Schuhe, Bücher oder Klamotten längst ganz selbstverständlich im Internet.

Bei Lebensmitteln ist es gang und gäbe, sich den Wochenvorrat an Obst und Gemüse in einer Kiste kommen zu lassen. Aber Fleisch? Da existiere im Bewusstsein des Kunden schon noch eine Hürde, sagen die Geschäftspartner. Zumindest bislang.

Denn Tinapp und Stocker wollen diese einreißen. Mit gutem Service. Und mit richtig gutem Fleisch, das sie genauso wie die Stocker-Filialen von der österreichischen Biofleischerei Sonnberg beziehen. "Die schauen von A bis Z, dass es ihren Tieren gut geht", sagt Stocker, der den Lieferanten regelmäßig besucht. Die Rinder dürften frei auf der Weide herumlaufen, Zusätze im Futter sind tabu.

Überhaupt sei Fleisch von frei laufenden Tieren hochwertiger als etwa solches mit einem Bio-Siegel der EU. Zwar schreibe deren Verordnung pro Kuh mindestens eine Fläche von 10,5 Quadratmetern zur Haltung vor. Aber das sei ja nun auch nicht gerade üppig. Die Frage, ob der Trend zur gesunden Lebensweise ihrer Geschäftsidee nicht zuwider laufe, lächeln die Unternehmer dagegen souverän weg. Strikte Vegetarier fielen als Kunden sicherlich aus. "Aber die Leute, die sich bewusst ernähren, die essen vielleicht weniger Fleisch, aber dafür hochwertiges."

Jäger & Sammler Fleischlieferdienst, Dorfstraße 8, Hohenbrunn, www.jaesa.de

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