"Volbeat" in München:Elvis-Metal: Im Petticoat zum Pogo

Der "King" lebt! "Volbeat", vier Musiker aus Dänemark, beweisen mit ihrem Genremix aus Rockabilly und Heavy- Metal, dass Rock n´Roll einfach unsterblich ist.

Marcel Kammermayer

Handelte Lars Ulrich, als er seine damals noch relativ unbekannten Landsleute als Vorband für einen Metallica Gig in Kopenhagen, engagierte aus Patriotismus? Oder hatte der Schlagzeuger von Metallica schon Gefallen an dem wilden Mix verschiedener Musikstile gefunden, den Volbeat zu Ihrem Aushängeschild gemacht haben? Wir wissen es nicht. Gesichert ist, dass spätestens an diesem Tag die Musikwelt hellhörig wurde - und ein neues Genre ausrief: den Elvis-Metal.

Volbeat, Auftritt in München

Volbeat sind am Donnerstagabend im Zenith aufgetreten.

(Foto: Marcel Kammermayer)

Diese Bezeichnung reicht aber keineswegs aus um die Musik der vier Dänen um Frontmann Michael Poulsen zu beschreiben. Erkennbar bedienen sich Volbeat Elementen aus der Welt des Country Rock, Blues-und Punkrock bis hin zum Death-Metal. Deutlich wird dies auch durch einen Gastauftritt des Napalm Death Sängers Barney Greenway auf ihrem aktuellen Longplayer "Beyond Hell / Above Heaven".

Mitunter ist dies wohl der Grund, warum sich in der stetig wachsenden Fangemeinde der sympathischen Rocker so ziemlich alles findet was die Musikwelt hergibt.

Rund 7000 Menschen besuchten im München am Donnerstagabend das Zenith: ausverkauft. Drinnen warteten dauergewellte Guns N' Roses Kuttenträger neben kreischenden Teenies im Kesha-Look und tätowierten Rockerbillys an der Bar verzweifelt aufs Bier aus Plastikbechern. Service und Akustik waren bei Konzerten noch nie die Aushängeschilder des Zentihs - der Stimmung tat das jedoch nur geringen Abbruch.

Bei der Security hingegen bewies der Veranstalter ein gutes Händchen. Die durchweg freundlichen und meist gut gelaunten Sicherheitsleute zeigten sich auch bei den hartnäckigsten Stumpfköpfen geduldig, als diese vehement und lautstark um Einlass in den Front-of-Stage Bereich baten oder sich mit dem Rauchverbot in der Halle nicht so richtig arrangieren konnten.

Erlösender Auftritt

Um 22 Uhr gab es endlich - und erlösend - den Auftritt des Haupt-Acts: Gleich mit dem pathetischen Intro waren Wartezeiten und Rauchverbot wie weggeblasen. Mit der ersten Note hatte sich Gitarrist Thomas Bredahl die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft erspielt und mit Sänger Michael Poulsen stimmten sich Band und Publikum auf einen rockigen Abend ein.

Überraschend auffallend war sofort der klare und perfekt abgemischte Sound. Hier hatte der Tontechniker ausgezeichnete Arbeit geleistet, was bei der bereits erwähnten Akustikschwäche der Halle erwähnenswert bleibt. Die Musiker trugen ihren Teil dazu bei.

Als käme der Sound vom Tonträger (und das ist ein Lob!) spielten sich Volbeat hauptsächlich durch alte Alben und punktete mit Songs wie "Still Counting" und "The Garden's Tale" beim mittlerweile ausgelassen feierenden Publikum.

Mit der Hitsingle "Guitar Gangsters & Cadillac Blood" war die Stimmung - Achtung Wortwitz! - auf dem Zenith angelangt. Hier wurde allerdings deutlich, dass der Großteil des Publikums sich mehr im musikalischen Mainstream zuhause fühlt. Denn als Entomed Sänger "L.G." Petrov sich mit Poulsen ein brachiales Stelldichein gab, war den meisten weiblichen Endzwanzigern die Verwunderung über einen solchen Ausflug in die Welt des echten Metals ins Gesicht geschrieben. Versöhnt wurden diese wiederum mit der Homage an Johnny Cash - mit dem Titel "Sad Man's Tongue" trägt.

Woher Poulsen, der sich bei Volbeat fast allein für das Songwriting verantwortlich zeichnet, seine Inspiration erhält, ist deutlich auf seinen tätowierten Armen zu lesen. Diese zieren ein Konterfei des "Kings" der Schriftzug "Elvis Aron Presley" und das Logo der Punkrockband Social Distorsion. Deutlicher kann man seine Liebe zur Musik nicht zur Schau stellen.

Dass Volbeat, deren Name sich übrigens aus "Vol" von Volume und "Beat" von Rhythmus zusammensetzt, ihre Musik durch und durch lieben und leben ist in jeder Minute des Konzertes spürbar. Nach Titeln wie "Mary Ann's Place" und "I only wann be with you" dankten die vier Dänen zum Abschluss ihren mittlerweile vollkommen nass geschwitzen Fans mit der Single "Thanks" bei der sich die Band zahlreiche Anhänger auf die Bühne holte um den Abend mit einem würdigen Finale ausklingen zu lassen.

Was bleibt? Ein lang anhaltendes Kopfnicken und die Melodie von "Guitar Gangsters & Cadillac Blood" im Ohr. Und die Erkenntnis, dass es für ein mitreißendes Konzert doch nicht immer echter Metal sein muss.

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