VHS-Kurse:Aus der Balance

Einweihung des neuen VHS-Hauses in Aschheim

Bewegungskurse an den Volkshochschulen sind beliebt - doch auch die Krankenkassen wollen profitieren.

(Foto: Florian Peljak)

Gesundheitskurse dominieren die Programme der Volkshochschulen im Landkreis. Künftig wird eine Zentralstelle über Zuschüsse der Krankenkasse entscheiden. Die Bildungseinrichtungen fürchten hohen bürokratischen Aufwand

Von Alexandra Vettori, Landkreis

Die Volkshochschulen (VHS) im Landkreis müssen sich von 1. Januar 2016 an auf neue Richtlinien bei den Zuschüssen für sogenannte Gesundheitskurse einstellen - und Einbußen befürchten. Denn bisher konnten sich die Volkshochschulen auf einen Kassenzuschuss von bis zu 80 Prozent für die beliebten Kurse im Bereich Gesundheit und Bewegung freuen, die das Angebot der Volkshochschulen dominieren. Nun stehen viele dieser Kurse für das kommende Sommersemester vor dem Aus, denn zahlreiche Anbieter im Bereich der VHS wollen beim neuen Procedere nicht mitmachen.

Hintergrund ist die geplante bundesweit zentrale Überprüfung der Zuschussfähigkeit von Gesundheitskursen durch die Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP) in Essen. Jeder Anbieter, also auch die Volkshochschulen, muss dort künftig jeden Gesundheitskurs prüfen, bestätigen und registrieren lassen. Hierfür sind Angaben nötig, die es schon bisher gebraucht hat, die Kursleiterqualifikationsnachweise zum Beispiel. Die Kassen bezuschussen schon seit Jahren nur Kurse, deren Leiter eine Grundqualifikation aus dem medizinischen oder pädagogischen Bereich aufweisen. In Zukunft wollen sie aber auch genau über die Inhalte der einzelnen Stunden Bescheid wissen, fordern pro Kurs ein Kurshandbuch, einen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit und eine Evaluation der Teilnehmer, mindestens per Fragebogen. Außerdem darf ein Kurs nicht mehr öfter als zwölf Mal stattfinden, nicht länger als 90 Minuten dauern und maximal 15 Teilnehmende zählen. Für die laufenden Kurse des Wintersemesters gelten indes noch die alten Regelungen.

Für Lothar Stetz, Leiter der Volkshochschule im Norden des Landkreises München, ist die Sache weitgehend klar: "Wir wehren uns." Er nennt die Registrierung bei der Zentralen Prüfstelle ein "bürokratisches Monster, das auch zu Lasten der Teilnehmer geht". Auch seine Stellvertreterin Maria Geier kritisiert vor allem den bürokratischen Aufwand. Sie leitet den Gesundheitsbereich, der auch bei der München-Nord-VHS mit 354 Kursen die dominierende Sparte ist. Es gebe ohnehin schon jetzt nicht allzu viele Kurse, welche die bisherigen Vorgaben der Krankenkassen erfüllen. Vor allem die verlangte Grundqualifikation der Kursleiter steht dem entgegen. "Bisher haben die Kassen das aber unterschiedlich gehandhabt", erzählt Geier, in Zukunft sortiere die Zentrale Prüfstelle aber rigide aus.

Christof Schulz, Leiter der VHS Südost im Landkreis, will noch bis Ende des Jahres abwarten. Kurse, bei denen es ohnehin passe, würden dann wohl bei der Zentralen Prüfstelle gemeldet. Generell aber nennt Schulz die Neuerung zumindest teilweise "sinnbefreit". Vor allem die künftige Obergrenze von zwölf Stunden pro Kurs lässt ihn zweifeln, nicht nur weil die klassischen VHS-Kurse 15 Einheiten in einem Semester umfassen. "Der Trend geht genau in die andere Richtung, viele Kurse machen außer an Weihnachten gar keine Pause mehr, weil die Leute wissen, dass es wichtig ist, gerade im Gesundheitsbereich kontinuierlich dran zu bleiben", sagt Schulz. Roswitha de Souza, die bei der Volkshochschule Haar den Bereich Gesundheitsbildung leitet, versucht, der Neuerung auch Positives abzugewinnen. Das Bemühen um Qualität sei ja durchaus zu unterstützen. Ob das allerdings mit der Zentralen Prüfstelle erreicht werde, daran zweifelt sie. "Die Kassen sollten lieber Prüfer zu den Kursen schicken, dann hätten sie einen besseren Einblick", sagt de Souza. "Wir wollen ja schließlich das Gleiche wie sie: Wir wollen, dass die Leute gesund werden oder bleiben."

Walter Kett, Mitglied der Geschäftsleitung bei der AOK München, begründet die neue Regelung vor allem mit den einheitlichen Standards, die künftig gelten. Dass sich die Kassen auch Verwaltungsaufwand sparen, das sei durchaus gewollt: "Aber auch die Volkshochschulen müssen so nicht mehr mit 20 Kassen kommunizieren." Und auch für die Teilnehmer ende das Durcheinander, wenn die eine Kasse zahle und die andere nicht. Gerhard Hartmann vom Bayerischen Volkshochschulverband betont, die Verhandlungen mit den Krankenkassen seien noch nicht abgeschlossen. Derzeit gehe es auch um zertifizierte Kurskonzepte, die Volkshochschulen übernehmen können und so nicht einzeln registrieren lassen müssen. Der Verband geht davon aus, dass sich die Mehrheit der Volkshochschulen am neuen Verfahren beteiligen wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: