Verkehrswende:Feldkirchen hadert mit den Mieträdern

Nach Stimmenpatt im Gemeinderat ist Einführung eigentlich beschlossen. Doch der Bürgermeister will ein neues Votum

Von Nadja Tausche, Feldkirchen

Die Gemeinde Feldkirchen hat den Weg für die Einführung des Mietradsystems der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) freigemacht. Die Kommune sei vor allem als Brücke wichtig, weil auch die umliegenden Gemeinden entsprechende Fahrradstationen planten, betonte Angela Saupe von der MVG, die das Konzept in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorstellte. Mit einem Patt von neun zu neun Stimmen verhinderten die Gemeinderäte, dass das Mietradsystem endgültig abgelehnt wird. Für Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) ist das aber noch nicht das Ende der Diskussion: Wenn ein negativer Beschluss abgelehnt werde, heiße das nicht, das automatisch das Gegenteil umgesetzt werde. Van der Weck will in der nächsten Sitzung erneut über das Thema diskutieren lassen.

Über das Mietradsystem werden in Feldkirchen seit geraumer Zeit Debatten geführt. Auch in der jüngsten Sitzung bestand erneut großer Redebedarf. Wo man denn von Feldkirchen aus überhaupt hinfahren solle, fragte SPD-Gemeinderat Christian Wilhelm. Bis nach München rein radeln sehr wenige, ergänzte sein Parteikollege Michael Burger, dafür sei die Strecke zu unattraktiv. Auch Touristen hätten keine Vorteile durch die Räder, sagte Bürgermeister van der Weck. Burger bemängelte, dass nur die umliegenden Gemeinden einen Mehrwert hätten: Deren Bürger könnten nach Feldkirchen radeln und sich dort ein billigeres MVV-Ticket kaufen, weil die Station im Innenraum liegt. Aschheim und Kirchheim haben den Bau von jeweils drei Stationen beschlossen, Haar will sogar mindestens acht Stationen errichten.

Einen Vorteil sah dagegen Alexander Zimmermann von der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV): In der Nacht könnte man vom Zentrum nach Feldkirchen radeln, "so sparen sich junge Leute das teure Taxi". Außerdem könne man, wenn die S-Bahn ausfalle, mit dem Fahrrad zur U-Bahnstation Messestadt West fahren. Die Kosten für eine Mietradstation inklusive sieben Räder betragen etwa 30 000 Euro. Der Bund übernimmt davon 70 Prozent und auch der Landkreis zahlt einen Teil, auf die Gemeinde kommen pro Station Kosten von etwa 10 000 Euro zu. Die Räder müssen nach Benutzung an Stationen abgegeben werden; wie viele davon in Feldkirchen entstehen sollen, muss der Gemeinderat noch entscheiden. Wahrscheinlich ist der Bau einer Station am Bahnhof, eine weitere im Gewerbegebiet ist im Gespräch.

Warum die Gemeinde für die Kosten aufkommen soll, obwohl die MVG damit Geld verdiene, erschloss sich einigen im Gremium nicht. Angela Saupe von der MVG verwies hier auf die Förderung der Nachhaltigkeit. Das Mietradsystem ist als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr gedacht und soll Leute vom Auto weglocken. Pro Minute kostet das Leihrad acht Cent, pro Jahr 48 Euro; Studenten und Isarcard-Besitzer zahlen weniger. Die MVG will ihre Flotte heuer auf 3200 Räder im Stadtgebiet erweitern, im Landkreis sollen bis zu 1200 Räder deponiert werden.

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