Verkehrskonzept:Weg von der Kirchturmpolitik

Sommer

Im Münchner Osten soll ein übergreifendes Verkehrsgutachten erstellt werden.

(Foto: Florian Peljak)

Elf Gemeinden aus drei Landkreisen streben im Münchner Osten gemeinsam eine Lösung an.

Von Bernhard Lohr und Barbara Mooser, Aschheim/Kirchheim

Jetzt geht's ums Geld: In den kommenden Wochen werden elf Gemeinderäte im Münchner Osten darüber entscheiden, ob sie die Kosten für ein übergreifendes Verkehrsgutachten mittragen können und wollen. Ziel ist es, von einer gewissen "Kirchturmpolitik" Abschied zu nehmen, wie Aschheims Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) - eine der treibenden Kräfte in der Initiative - sagt. Die Verkehrsprobleme in unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt München könnten nur gemeinsam bewältigt werden, so die Überzeugung nicht nur von Glashauser.

Auch Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) unterstützt die interkommunale Zusammenarbeit, auf die sich Bürgermeister aus den Landkreisen Erding, Ebersberg und München nach vielen Treffen in den vergangenen Monaten geeinigt haben. Die Landeshauptstadt ist ebenfalls mit im Boot. Letzteres war Glashauser besonders wichtig, der sich alleine schon im Zuge der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme im Bereich Daglfing und Johanneskirchen mit einer massiven Zunahme an Verkehr rechnet. 15 000 Wohnungen sollen dort entstehen - in unmittelbarer Nachbarschaft zu Aschheim. Auf sein Beharren hin sei es geglückt, das Münchner Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit an den Tisch zu bekommen, sagt Glashauser.

Auf Rad, Bus und Schiene setzen

Bisher wurde in vertraulichen Runden verhandelt. Nun sollen konkrete Schritte ergriffen werden. Als erstes soll unter Federführung von Aschheim ein gemeinsames Gutachten auf den Weg gebracht werden. Bestehende Expertisen aus den elf Gemeinden sollen ausgewertet werden, um eine Zusammenschau hinzubekommen. Einer der ersten Bürgermeister, die sich für eine solche konzertierte Aktion im Münchner Osten ausgesprochen haben, war Maximilian Böltl (CSU) in Kirchheim. Er sagt, es müssten gemeinde- und landkreisübergreifende Lösungsansätze gefunden werden. "Bisher war die Umgehungsstraße des einen oft die Durchgangsstraße des anderen. Da wollen wir miteinander ganz neu denken. Das gilt auch für die Prioritäten bei den unterschiedlichen Verkehrsarten. Wir werden die wachsenden Probleme nicht auf der Straße lösen können, sondern müssen ganz eindeutig auf Rad, Bus und auf Schiene setzen."

In dem Bündnis engagieren sich außer der Stadt München sowie den Landkreisen München und Ebersberg die Gemeinden Anzing, Aschheim, Feldkirchen, Finsing, Forstinning, Haar, Markt Schwaben, Kirchheim, Poing, Pliening und Vaterstetten. Wie letztens Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte, müsse jetzt in den Gemeinderäten die politische Rückendeckung für das Projekt hergestellt werden. Eine Einigung auf eine gemeinschaftliche Finanzierung des Gutachtens, das im ersten Schritt einen hohen fünfstelligen Betrag ausmachen soll, gilt als Prüfstein. Im Sommer könnten dann bereits erste Ergebnisse vorliegen, sagt Plienings Bürgermeiser Roland Frick. Dann beginnt laut Glashauser die eigentliche Arbeit. Es gehe darum, Pendlerströme im großen Stil zu steuern. Eine "Dauerlösung" müsse gefunden werden. Die Autobahnparallele, von der viele sprechen, sei davon nur ein Teil.

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