Verkehrsbelastung in Hohenbrunn:Dilemma Luitpoldstraße

Verkehrsbelastung in Hohenbrunn: So wie in Karlsfeld könnte die Schallschutzwand aussehen, die den Hohenbrunner Gemeinderäten vorgestellt wurde.

So wie in Karlsfeld könnte die Schallschutzwand aussehen, die den Hohenbrunner Gemeinderäten vorgestellt wurde.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Weil die Nachbargemeinde Höhenkirchen eine S-Bahn-Unterführung ausbauen will, rollen womöglich bald hunderte Lkw durch ein Hohenbrunner Wohngebiet. Eine Lösung ist entweder unästhetisch oder teuer.

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Hohe Mauern, das heißt es ja immer mal wieder, sind heutzutage modern. Manche finden sie schick, andere wollen dahinter vielleicht bloß ungestört nackt in der Sonne baden. Eine Mauer hält nicht nur gaffende Nachbarn ab, sondern auch den Lärm. Und genau darum ging es am Donnerstagabend im Hohenbrunner Gemeinderat. Doch schick fand diese Idee dort niemand. Konkret ging es um den Lärmschutz an der Luitpoldstraße. Zur Debatte stehen eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand, direkt vor den Häusern der Anwohner, mit Rolltoren, die sie per Funk öffnen können. Oder eine Tieferlegung der Straße - für 13,5 Millionen Euro. Hinzu kämen Kosten für den Grunderwerb. Denn in beiden Fällen würde die Straße breiter und lägen dann teilweise auf Gebiet der Nachbargemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Am Ende jedenfalls blickten die Frauen und Männer aus dem Hohenbrunner Gemeinderat ziemlich ratlos drein. Denn eines dämmerte ihnen wohl immer mehr: Sie stehen vor einem großen Problem.

Auslöser des Dilemmas ist eine Entscheidung der Nachbargemeinde: Höhenkirchen-Siegertsbrunn will den kleinen Tunnel unter der S-Bahn an der Luitpoldstraße ausbauen lassen, damit auch Lastwagen durchpassen. Für Höhenkirchen-Siegertsbrunn hätte das den positiven Effekt, dass die Lkw auf direktem Weg das Gewerbegebiet der Gemeinde anfahren könnten. Hohenbrunn stellt dort die klare Mehrzahl der Anwohner. Diese fürchten, dass mit dem Ausbau des Tunnels auch mehr Lärm und Verkehr kommen. Dass es einen Interessenkonflikt gibt, weiß Hohenbrunn seit mindestens zwei Jahren. Damals beantragte Höhenkirchen beim Landratsamt eine Erneuerung der Brücke. Passiert ist seit dem wenig. Anwohner forderten, die Luitpoldstraße solle zum Tunnel werden. Doch das kann sich Hohenbrunn wohl kaum leisten. Eine sieben Jahre alte Schätzung geht von fast 20 Millionen Euro aus, die eine Tunnellösung kosten würde.

Im Herbst 2016 stellte die CSU-Fraktion schließlich den Antrag, prüfen zu lassen, welche anderen Varianten es geben könnte. Nun, eineinhalb Jahre später, liegen die Ergebnisse vor. Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) betonte, dass die Studie nur verdeutlichen solle, was theoretisch technisch möglich sei. Ernüchternd waren die Ergebnisse trotzdem. Sie zeigten, dass eigentlich nur zwei Varianten in Frage kommen. Beide sind problematisch. Denn die erste wäre alles andere als optisch ansprechend und die zweite teuer.

Gegen S-Bahnlärm schützen beide Varianten nicht

Verkehrsbelastung in Hohenbrunn: Momentan passen durch die Bahnunterführung am Wächterhof nur Lastwagen bis zu einer begrenzten Höhe. Das wird sich in der Zukunft wohl ändern.

Momentan passen durch die Bahnunterführung am Wächterhof nur Lastwagen bis zu einer begrenzten Höhe. Das wird sich in der Zukunft wohl ändern.

(Foto: Claus Schunk)

Variante A besagt, dass die Luitpoldstraße auf gleichem Niveau gehalten wird. Damit sie verkehrstauglich ist, müssten der Gehweg verbreitert, Parkplätze und ein Radweg geschaffen werden. Dafür müsste Hohenbrunn Grund von der Nachbargemeinde kaufen. Um die Anwohner vor dem Lärm zu schützen, soll eine Wand errichtet werden, an den Grundstücken entlang, fünf Meter hoch. Lücken für Einfahrten dürfte sie nicht aufweisen, weil sonst der Lärm hindurchdringt. Die Bewohner müssten die Tore per Funk öffnen. Diese Lösung würde 5,5 Millionen Euro kosten - Grunderwerb nicht mit eingerechnet.

Variante B ist allerdings mehr als doppelt so teuer: Die Idee ist, den einen Teil der Straße tiefer zu legen. Dort würden die Lastwagen fahren. Auf der Seite der Anwohner soll eine kleine Straße entstehen, damit sie zu ihren Häusern kommen. Mit 13,5 Millionen Euro Ausgaben müsste Hohenbrunn dafür rechnen, hinzu kommt auch hier der Grunderwerb. Gegen den Lärm der S-Bahn schützen jedoch beide Varianten nicht, beide setzen zudem voraus, dass Höhenkirchen Grund verkauft.

"Wir sollten alles Menschenmögliche tun, um mit der Nachbargemeinde zu einem Konsens zu kommen", sagte Martina Kreder-Strugalla (Grüne). Und Regina Wenzel von der SPD wollte wissen, ob das Vorgehen von Höhenkirchen überhaupt rechtens sei. Schließlich löse die Gemeinde eine Situation aus, die zur Folge hat, dass für viele Anwohner kein Lärmschutz mehr gewährleistet sei. Der Bürgermeister wollte sich dazu nicht äußern. Zwar habe er schon eine Meinung, betonte er, aber diese wolle er zunächst mit dem Gemeinderat nicht-öffentlich besprechen. Wie man jetzt weiter vorgehen solle, fragte Pauline Miller (Bürgerforum) nach. Und weil darauf niemand eine Antwort wusste, wurde diese Entscheidung vertagt.

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