Verkehr:Schlaflos in Haar

Anwohner schildern dem Eisenbahn-Bundesamt ihre Lärmbelastung

Von Bernhard Lohr, Haar

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) hat die Bewohner der Gemeinde Haar darauf aufmerksam gemacht, dass das Eisenbahn-Bundesamt derzeit einen Lärmaktionsplan für alle Haupteisenbahnstrecken des Bundes erstellt. Die erste Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung ist bereits angelaufen. Anwohner stark befahrener Trassen, zu denen die Strecke München-Rosenheim unzweifelhaft zählt, können noch bis 25. August auf der Informations- und Beteiligungsplattform, die unter der Internetadresse www.laermaktionsplanung-schiene.de zu erreichen ist, ihre Betroffenheit schildern.

Dort ist der Wohnort zu nennen, und dann kann ein Fragebogen ausgefüllt werden. Die Öffentlichkeitsbeteiligung findet in zwei zeitlich getrennten Phasen statt. Alternativ zur Meldung übers Internet kann man sich auch per Post an die Redaktion Lärmaktionsplanung, Postfach 601230 in 14412 Potsdam wenden. Ziel ist "die Regelung von Lärmproblemen und Lärmauswirkungen". Eine Haupteisenbahnstrecke ist ein Schienenweg mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 30 000 Zügen pro Jahr.

Wie auf der Informationsseite des Eisenbahnbundesamts zu sehen ist, haben sich bisher aus der Gemeinde Haar vier Anwohner zur Lärmbelastung an der Trasse geäußert. Drei leben in Gronsdorf, einer etwas weiter östlich an der Dr.-Mach-Straße. Der Bahnanlieger aus der Dr.-Mach-Straße beklagt Probleme "beim Einschlafen und Durchschlafen, beim Entspannen". Er fühlt sich vor allem abends und nachts gestört und beklagt Fahrgeräusche sowie "Schienenstoßgeräusche". Ein weiteres Problem sei Fluglärm. Auch aus Vaterstetten haben sich Anlieger geäußert.

In Vaterstetten wie in Haar sind die Sorgen groß, mit der Eröffnung des Brenner-Basistunnels könnte der Bahnlärm zunehmen. Bahn-Vertreter sprachen jüngst bei einer Informationsveranstaltung zum Ausbau der Brenner-Zulauftrassen in Vaterstetten von insgesamt leicht steigenden Belastungen. Zwar würden mehr Züge verkehren, doch dies werde durch Verbesserungen, etwa an den Zügen selbst, teilweise kompensiert. So werden derzeit wegen strengerer Vorgaben des Bundes im großen Stil Bremsen an Güterwaggons umgerüstet. Partiell sind auch zusätzliche Lärmschutzwände geplant - in Haar südlich der Trasse auf Höhe Gronsdorf und Keferloher Straße, wo sich bereits Anlieger an der Erhebung beteiligt haben.

Wie viele Züge einmal durch Vaterstetten und Haar fahren werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Politiker machen sich dafür stark, dass alternative Bahnstrecken über Mühldorf befahren werden, wenn die Brenner-Route durch den Basistunnel ertüchtigt ist. Nach Messungen der Bahn an einem Punkt zwischen Vaterstetten und Zorneding fahren dort in beiden Richtungen (Stand 2015) täglich 269 Züge, 110 davon sind Güterzüge. In Kiefersfelden, wo Bayern an Österreich grenzt, waren es zu diesem Zeitpunkt insgesamt 180 Züge, mit einem ähnlichen Anteil an Güterzügen. Einer Prognose der Bahn zufolge sollen in Kiefersfelden im Jahr 2025 um die 300 Züge fahren, also 60 Prozent mehr als bisher.

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