Verkehr in Garchings Zentrum:"Lassen wir den Bürger entscheiden"

Helmut-Karl-Platz, Garching

Die Grünen wollen keinen Lieferverkehr mit schweren Fahrzeugen auf dem Helmut-Karl-Platz.

(Foto: Florian Peljak)

In der Diskussion über den Lieferverkehr am Garchinger Helmut-Karl-Platz prallen gegensätzliche Standpunkte aufeinander.

Von Alexandra Vettori, Garching

Warum sollen Lastwagen künftig am Schwanenbrunnen auf den Helmut-Karl-Platz einfahren, um Geschäfte zu beliefern, wo es doch bisher auch so ging? Und wann soll das erlaubt sein und wie schwer sollen die Lastwagen sein dürfen? All diese Fragen wurden beim zweiten Stammtisch des Vereins "Lebendige Ortsmitte Garching" diskutiert, von immerhin gut 30 Interessierten, die dazu am Montagabend in das Bistro-Café Flamm's gekommen waren.

Mit dabei waren auch Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) und der Sprecher der Garchinger Grünen, Rolf Schlesinger.

"Wir möchten eine Diskussionsplattform bieten", erklärte Vereinsvorsitzende Ulrike Haerendel das Ziel der "Lebendigen Ortsmitte Garching". Weil die Kritik an dem Stadtratsbeschluss, versenkbare Poller am Schwanenbrunnen anzubringen und Lieferverkehr von Lastwagen bis zu einem Gewicht von zwölf Tonnen zuzulassen, nicht abreißt und sogar ein Bürgerbegehren im Raum steht, wollte man sich an diesem Abend speziell dem Thema Fußgängerzone und Lieferverkehr widmen. Die Moderation übernahm die zweite Vereinsvorsitzende Sylke Grünwald.

Gruchmann will eine juristische Auseinandersetzung vermeiden

Bürgermeister Gruchmann betonte, was im Raum stehe, sei ein Kompromiss, der in einem Mediationsverfahren mit einem Geschäftsinhaber am Helmut-Karl-Platz entstanden sei. Dort besitzt die Familie Ostler bekanntlich die Ladenräume, in denen früher der Schleckermarkt untergebracht war. Um die Attraktivität der leer stehenden Geschäftsräume zu steigern, möchte man die Belieferung mit größeren Lastwagen ermöglichen, was kostengünstiger für die künftigen Mieter wäre. Gruchmann zeigte sich überzeugt davon, dass die Stadt insgesamt wenig Chancen hat, die Einfahrt von Lastwagen zu verhindern: "Wenn es einen Bürgerentscheid gibt, dann gibt es kein Mediationsangebot, dann landen wir wieder vor Gericht und wir müssen wahrscheinlich auch noch die Poller zahlen, denn es gibt nun einmal ein Wegerecht."

Schlesinger sah die Sache anders. An den Samstagen zeige sich, welches Leben auf dem Garchinger Bürgerplatz herrsche, zu dem auch der Helmut-Karl-Platz direkt daneben gehört. "Diese tolle Atmosphäre darf nicht von Zwölftonnern gestört werden, nur damit ein einziger Ladenbesitzer profitiert", betonte er. Auch würde die Einfahrt am Schwanenbrunnen die Interessen der dortigen Eisdiele verletzen, weil dann Tische beiseite geräumt werden müssten.

1200 Personen haben das Bürgerbegehren unterzeichnet

"82 Prozent der Garchinger Bevölkerung wünschten sich weniger Verkehr innerorts. Wegerecht muss sein, das ja, aber die Frage ist, in welchem Umfang", sagte Schlesinger. Die Grünen sammeln derzeit Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen die Öffnung des Platzes mit versenkbaren Pollern. Ein Drittel der nötigen 1200 Unterschriften ist schon beisammen.

Neben der höheren Tonnage für den Lieferverkehr ist es vor allem die ganztägige Einfahrtserlaubnis, die Unmut erweckt. "So etwas finden sie bei keinem Platz in der Umgebung", monierte Schlesinger. Harald Kirchner von den "Bürgern für Garching" betonte, der Helmut-Karl-Platz habe sich in den vergangenen Jahren verändert, durch die U-Bahn-Aufgänge, den Aufzug, die Radständer und die Verlegung des Schwanenbrunnens sei weniger Platz als früher. Die Einfahrt, die jetzt zur Diskussion stehe, sei deshalb die ungeeignetste Wegführung für den Lieferverkehr. Sein Plädoyer: "Lassen wir den Bürger entscheiden!"

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