Verkehr im Münchner Osten:Eine Umgehungsstraße für alle

Kommunalpolitiker aus Hohenbrunn, Putzbrunn, Grasbrunn und Höhenkirchen haben sich zusammengeschlossen, um die Verkehrsprobleme ihrer Gemeinden gemeinsam anzugehen. Jetzt wollen sie die Bürgermeister überzeugen.

Von Stefan Galler

Täglich rollen Tausende Autos durch die südöstlichen Gemeinden des Landkreises in der Nähe des Autobahnrings A 99. Durch den zunehmenden Siedlungsdruck und die Ausweitung der Metropolregion München wachsen auch die Verkehrsströme an, die von außerhalb der Vororte in Richtung der Landeshauptstadt hereindrücken. Eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten lässt.

Und doch bemühen sich die Gemeinden seit Jahren mit überschaubarem Erfolg darum, die Belastung für die Bevölkerung zumindest nicht noch größer werden zu lassen. Einige engagierte Kommunalpolitiker und Bürger aus Putzbrunn, Grasbrunn, Hohenbrunn sowie Höhenkirchen-Siegertsbrunn haben sich nun zusammengetan, um die Anliegen und Zukunftsplanungen dieser Kommunen zu bündeln und ein regionales Verkehrskonzept für den Südosten zu entwickeln.

"Klein-Klein bringt doch nichts"

"Es ist traurig, dass bisher jede Gemeinde für sich nach Mitteln und Wegen aus dieser Situation gesucht hat und dabei mögliche negative Auswirkungen für die Nachbarn überhaupt nicht berücksichtigte", sagt Hannes Bußjäger, Fraktionsvorsitzender Freien Wähler im Grasbrunner Gemeinderat und Bruder des stellvertretenden Landrates Otto Bußjäger. Genau das wolle die Gruppe ändern. "Klein-Klein bringt doch nichts. Es wäre viel vernünftiger, dieses Ballungszentrum gemeinsam zu überplanen und ein Konzept zu erarbeiten, das allen nützt", sagt Bußjäger.

Das sieht auch Eduard Boger so. Der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Putzbrunner Gemeinderat betont, dass die 16-köpfige Gruppe, die sich bislang zusammengefunden hat, niemanden ausschließen wolle: "Das waren bislang rein informelle Treffen, wir wollen aber definitiv alle ins Boot holen und überhaupt keine Parallelveranstaltung zu den demokratisch gewählten Gemeinderäten bilden."

Alle Fraktionen aus allen Gemeinden sollen mitarbeiten

Deshalb wurde nun ein gemeinsamer Antrag formuliert, der in allen vier Gemeinden in den Gremien behandelt und nach Möglichkeit verabschiedet werden soll. Darin fordert die Gruppe die Bildung eines Arbeitskreises, dem ein Vertreter jeder Fraktion aus jeder der Kommunen und dazu ein Mitglied der jeweiligen Verwaltung angehören soll. "Egal ob Grün, Rot oder Schwarz - es gibt überall gute Leute", sagt Bußjäger, "und wenn wir aus allen Fraktionen jemanden im Arbeitskreis haben, kann auch hinterher keiner sagen, er hat von nichts gewusst."

In diesem Arbeitskreis soll jede der Gemeinden die von ihr geplanten größeren Bauvorhaben und Straßenverkehrspläne aufführen und gleichzeitig sogenannte "No gos" nennen, die man keinesfalls tolerieren würde. Im zweiten Schritt werde dann ein unabhängiger Verkehrsplaner hinzugezogen, der die Vorschläge auf Realisierbarkeit und Vereinbarkeit prüft.

Ursprünglich sei die Initiative auf ein Gespräch mit seinem alten Freund Bernhard Roßmanith, CSU-Gemeinderat in Putzbrunn, zurückgegangen, berichtet Bußjäger. Man habe sich anfangs darüber unterhalten, ob man die Ortskerne der beiden Gemeinden mit gemeinsamen Maßnahmen vom Durchgangsverkehr entlasten könnte. Dann nahm man Gemeinderäte mit ins Boot, etwa die Putzbrunner Eduard Boger, Robert Böck, Walter Hois (beide Gemeinschaft pro Putzbrunn) und Josef Jakob (Freie Wähler Gemeinschaft) sowie den Grasbrunner Karl Humplmair (CSU).

Die Idee einer neuen Autobahnauffahrt wurde verworfen

"Wir hatten ursprünglich noch einmal darüber diskutiert, ob eine zusätzliche Anschlussstelle an der A 99 zwischen Haar und Hohenbrunn/Putzbrunn womöglich eine geeignete Maßnahme wäre", sagt Boger. Doch dieser Idee, die bereits vor mehr als zehn Jahren diskutiert worden war, erteilte nicht nur das Bundesverkehrsministerium in Berlin mittlerweile endgültig eine Absage, auch die Putzbrunner Politiker in der Runde äußerten sich ablehnend. Dann wandten sich die Lokalpolitiker der Frage nach einer gemeinsamen Ortsumfahrung zu - und kamen bald darauf, dass man dazu auch die Gemeinde Hohenbrunn ins Boot holen müsste.

Mittlerweile sind beispielsweise der dortige CSU-Fraktionsvorsitzende Anton Fritzmaier und Peter Berger, stellvertretender Vorsitzender der ÜWG/Freie Wähler, in den Gesprächen mit dabei. Gleiches gilt für Vertreter aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn wie CSU-Gemeinderat Hans Loidl.

Nur gemeinsam könne man tragfähige Lösungen erarbeiten, da sind sich Bußjäger und Boger einig: "Wir haben als Gemeinde Putzbrunn dreimal in Hohenbrunn vorgesprochen wegen einer Umfahrung, die zum Teil auf deren Flur verlaufen würde. Und wir sind dreimal abgeblitzt", so Boger. "Dabei könnten wir eine Lösung finden, die vielleicht auch dafür sorgt, den Schwerlastverkehr aus dem Ortskern Hohenbrunn herauszubekommen."

Dass damit beispielsweise auch wieder die Debatte über den Verlauf der Putzbrunner Umgehung neu aufgerollt wird, müsste man eben in Kauf nehmen, sagt Boger, der Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) bereits über die Entwicklung in Kenntnis gesetzt hat. "Er hat zunächst geklagt, dass damit wieder alles von vorne losgeht", erzählt Boger, "aber das muss ja gar nicht sein". Grundsätzlich habe der Rathauschef die interkommunale Initiative "positiv aufgenommen". Nun wird man sehen, ob die schöne Idee, gemeinsame Lösungen zu suchen, auch tatsächlich realisierbar ist.

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