Verbindung Oberhaching-Wolfratshausen:Tölzer Kreistag bremst Express-Bus aus

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In den Vorberatungen schien alles klar zu sein: ein zusätzlicher Bus zwischen Deisenhofen und Wolfratshausen sollte kommen. Doch jetzt sieht es nicht mehr danach aus, dass der im Jahr 2018 kommt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Alle 20 Minuten von Deisenhofen nach Wolfratshausen: Das wollen die Politiker im Nachbarlandkreis nicht finanzieren.

Von Iris Hilberth, Klaus Schieder, Oberhaching/Wolfratshausen

Die Buslinie 320 zwischen Wolfratshausen und Oberhaching soll nicht nur zwei Landkreise miteinander verbinden, sie gilt durch ihren Express-Charakter mit wenigen Haltestellen bei den Befürwortern auch als besonders attraktiv.

Jetzt hat der Kreisausschuss des Kreistags Bad Tölz-Wolfratshausen die flotte Verbindung zum Fahrplanwechsel 2018 zwischen den beiden S-Bahnstationen allerdings erst einmal ausgebremst.

Am Montag hat das Gremium den gemeinsamen Antrag der Gemeinden Egling und Oberhaching mehrheitlich abgelehnt. Der Grund sind vor allem die Kosten von rund 330 000 Euro pro Jahr für den Landkreis. Das ist den meisten Mandatsträgern zu teuer. Außerdem teilten sie die Einschätzung von Johann Kunz, dem für Öffentlichen Nahverkehr zuständigen Sachbearbeiter im Tölzer Landratsamt: "Die Linie bringt aus meiner Sicht nicht das Potenzial an Fahrgästen."

500000 Euro kostet die Linie im Jahr

Der Umweltausschuss hingegen hatte das Projekt im April mit nur einer Gegenstimme befürwortet. Das letzte Wort hat der Kreistag. Im Landkreis München beschäftigt sich am 4. Juli der Mobilitätsausschuss mit dem derzeitigen Planungsstand. Grundsätzlich hatte sich das Gremium bereits im Januar für die Linie ausgesprochen. Von den insgesamt 500 000 Euro anfallenden Kosten pro Jahr müsste der Landkreis München 170 000 übernehmen.

Egling und Oberhaching hatten sich für die zusätzliche Buslinie stark gemacht, weil sie den Pendlern eine attraktive Alternative zum Auto bieten wollen. Der Parkplatz am Bahnhof Deisenhofen reiche schon lange nicht mehr für all die Pendlerautos aus dem Oberland, so die Argumentation. Er ist bereits mehrmals erweitert worden. Damit vor allem mehr Pendler aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen auf Bus und Bahn in den Münchner Osten umsteigen, wünschen sich die Gemeinden einen 20-Minutentakt zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 16 und 19 Uhr. Die S-Bahn in Deisenhofen verkehrt alle zehn Minuten in den Hauptverkehrszeiten. Der neue Bus aus Wolfratshausen soll fünf Jahre lang, mit einer Option auf zwei weitere Jahre, eingesetzt werden.

Die Gemeinde Oberhaching hatte zuvor schon dem vorgelegten Fahrplan- und Linienführungskonzept der neuen MVV-Linie 320 zugestimmt. Demnach sollte der Bus vom S-Bahnhof Wolfratshausen über Egling, Endlhausen, Gerblinghausen und Oberbiberg zum S-Bahnhof Deisenhofen fahren. Für die Oberhachinger ist diese Verbindung auch deshalb attraktiv, weil Oberbiberg schon lange auf eine Anbindung an den ÖPNV wartet. Bislang lösen die Bewohner des kleinen Ortsteils ihr Mobilitätsproblem mit dem Biberger Bürgerbus.

Keine Konkurrenz zum Bürgerbus

Die Linie sollte keine Konkurrenz zu dem erfolgreichen Modell bürgerschaftlichen Engagements werden, sondern den Bürgerbus ergänzen und entlasten. Es gebe jetzt bereits Spitzenzeiten, in denen nicht alle mitgenommen werden könnten, berichtete Alexander Maierhoefer, persönlicher Referent des Oberhachinger Bürgermeisters. So hatte sich Oberhaching zunächst über das positive Votum des Umweltausschusses im Nachbarkreis gefreut.

Nun also die Kehrtwende in Bad Tölz-Wolfratshausen. Der dortige CSU-Kreisrat Martin Bachhuber (CSU) hatte die Situation am Parkplatz in Deisenhofen nach eigenem Bekunden selbst in Augenschein genommen und festgestellt, dass die Zahl der Autos mit TÖL oder WOR im Nummernschild "sehr überschaubar" gewesen sei. "Ich halte diese Linie nicht für absolut notwendig", sagte er. Josef Janker (CSU) wunderte sich über die Begründung für den neuen Bus. Wenn in Deisenhofen die Stellflächen fehlten, "dann würde ich einen Parkplatz bauen und ihn bewirtschaften", sagte der Tölzer Bürgermeister.

Überdies fehlte ihm Datenmaterial: "Es gibt keine Bedarfsanalyse, keine Nutzungsanalyse." Dagegen sprach sich Klaus Koch (Grüne) für die neue Route aus. Im Großraum München fehle es im ÖPNV massiv an Ost-West-Verbindungen, sagte er. Rainer Berchtold (SPD) erzählte, dass er immer wieder von einem S-7-Fahrgast angesprochen werde, der kein Auto habe. Der sei morgens eine Stunde und 45 Minuten unterwegs, um erst von Waldram nach München und dann nach Oberhaching zu kommen.

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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