Veranstaltung:Literatur in allen Farben

Bei der Unterhachinger Lesenacht präsentieren namhafte Autoren Romane und Sachbücher - zudem gibt es die Option, Gedichte aufs Pflaster zu malen

Von Udo Watter, Unterhaching

Das in der Eigenwahrnehmung großartigste und klügste Bundesland, in dem gewisse politische Parteien und Fußballteams dafür verantwortlich zeichnen, dass die Lust der Bevölkerung auf Premium und Champions League regelmäßig erfüllt wird - es hat wenig berühmte Schriftsteller hervorgebracht. Ja, die Dichter und Denker, die den Ruf der deutschen Literatur erfolgreich in die Welt getragen haben, sind eher selten dem schönen Bayernland entsprungen.

Gleichwohl war natürlich auch der Freistaat über Jahrhunderte Wiege, Quell und Entstehungsort großartiger Gedichte, Epen und Romane - Klaus Wolf, Professor für Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der Universität Augsburg, gibt in seinem Werk "Bayerische Literaturgeschichte - Von Tassilo bis Gerhard Polt" einen entsprechenden Überblick. Er wird am Samstag, 28. April, bei der 14. "Unterhachinger Lesenacht" aus seinem Werk vortragen, das sich neben religiöser Literatur und mittelalterlicher Heldendichtung auch mit Außenseitern wie Herbert Achternbusch beschäftigt oder dem Kabarettisten Django Asül. Kein einzelnes Bundesland, sondern mit Frankreich die ganze Grande Nation steht im Fokus der literarischen Anthologie "Blau Weiß Rot" von Olga Mannheimer. Die Journalistin und Autorin Olga Mannheimer taucht darin in die Seele Frankreichs ein. Sie will den Esprit français erlebbar machen, unter anderem mit Chansons oder Comics.

Veranstaltung: Hans Pleschinski stellt den Roman „Wiesenstein“ vor.

Hans Pleschinski stellt den Roman „Wiesenstein“ vor.

(Foto: Robert Haas)

Natürlich profitiert eine Veranstaltung wie die Unterhachinger Lesenacht von der Nähe zu München, das - wenn schon nicht Geburtsort von Goethe, Schiller, Büchner, Hesse oder Grass - so doch eine wohl verdiente Reputation als Literaturstadt hat. Begründet und befeuert haben den vor allem die Zugezogenen im 19. Jahrhundert - damals wurden sie Nordlichter genannt - und der berühmteste war Thomas Mann, der mehr als 40 Jahre in der bayerischen Hauptstadt wohnte. Der gebürtige Niedersachse und Münchner Autor Hans Pleschinski hat den Literaturnobelpreisträger von 1929 zur Hauptfigur in seinem viel gelobten Künstlerroman "Königsallee"gemacht. Jetzt hat er sich einen anderen Literaturnobelpreisträger vorgeknöpft: In "Wiesenstein" thematisiert er die letzten Jahre von Gerhart Hauptmann, der die alte Welt in seiner Heimat Schlesien untergehen sieht. Pleschinski stellt den 2018 erschienenen Roman in Unterhaching vor.

Besonders freut sich Christine Helming von der Buchhandlung Helming & Heuser, die die Veranstaltung mit dem Unterhachinger Kulturamt organisiert, über den Auftritt von Jan Fleischhauer. "Auf ihn bin ich sehr gespannt." Der Spiegel-Redakteur, der zu Deutschland meistgelesenen Kolumnisten gehört, wird im Kubiz sowie in der Bücherei jeweils für eine Dreiviertelstunde aus seinem Roman "Alles ist besser, als noch ein Tag mit dir" vorlesen - ein Buch über die Liebe, ihr Ende und das Leben danach. Prominent ist auch Su Turhan, in Istanbul geborener Münchner, der in Unterhaching seinen beliebten "Kommissar Pascha" auf Verbrecherjagd schicken wird - in "Mordlust pur" führt die Spur in die Münchner Erotikszene.

Lilian Loke

Die junge Münchner Autorin Lilian Loke.

(Foto: Günther Reger)

Insgesamt geben sich bei der 14. Auflage der Unterhachinger Lesenacht elf Autoren an acht Schauplätzen samstags zwischen 19 und 24 Uhr die Ehre. Das Konzept hat sich bewährt, ein Stammpublikum wandelt oder radelt zwischen den Leseorten hin und her und sucht sich seine persönlichen Highlights heraus. Heuer gibt es die eine oder andere Innovation. "Man muss ja auch was Neues wagen", sagt Helming. So wird der Künstler Ruben fun Hunter am Rathausplatz Passanten zum Mitmachen einladen: Auf dem Pflaster wird ein Gedicht als große Schriftspirale entstehen. Ruben fun Hunter macht den Anfang und übergibt dann Pinsel und Farbe an das Publikum - das Schreibmalen soll als Literaturerlebnis der besonderen Art empfunden werden. "Wir hoffen natürlich sehr, dass es nicht regnet", so Helming. Eine weitere Neuerung: Der mit einer eindrücklichen Stimme gesegnete Schauspieler und Sprecher Matthias Ransberger wird nicht ein eigenes Werk vorstellen, dafür aber aus dem Buch "Drei Freunde, ein Taxi, kein Plan, aber einmal um die Welt" von Paul Archer und Johno Ellison lesen. Interessant dürfte auch der Vortrag der Kunsthistorikerin Susanne Partsch werden.

Sie lässt im Buch "Schau mir in die Augen, Dürer!" die Kunst der alten Meister lebendig werden. Sandra Hoffmann erzählt in ihrem Roman "Paula" von der Großmutter, die ein Geheimnis mit ins Grab nimmt, Georg M. Oswald, Schriftsteller und Rechtsanwalt, spricht über "Unsere Grundrechte" und die Unterhachinger VHS stellt zwei Kreativ-Projekte vor. Spannend dürfte auch der Auftritt von Lilian Loke werden: Die junge Autorin erzählt in ihrem Roman "Auster und Klinge" die Geschichte eines riskanten Deals, der außer Kontrolle gerät. Loke gilt als vielversprechende Nachwuchsautorin - und gebürtige Münchnerin ist sie auch noch.

Die Veranstaltungen am Samstag, 28. April, 19 bis 24 Uhr, dauern rund 45 Minuten, beginnend mit der vollen Stunde. So ist Zeit, zwischen den Leseorten wie Kubiz, Bücherei, Buchhandlung Helming & Heuser oder Heimatmuseum zu wechseln. Weitere Infos und Karten im Vorverkauf gibt es unter www.unterhachinger-lesenacht.

de oder im Kubiz.

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